Alexander Decius ist Förster im Revier Wüstenfelde, zu dem der Wald gehört. Er lässt in Richtung Söhren und im Nordwesten des Malkwitzer Waldes wie auch im Neukirchner Wald und im Ukleigehege Erstdurchforstungen mit einem Harvester vornehmen. Um die 30 Hektar sind es insgesamt. Es handele sich um Pflegearbeiten, die per Hand von Forstarbeitern nicht zu leisten seien, sagt er.
Die Bestände sind zwischen 30 und 40 Jahre alt. Gefällt werden Buchen, Lärchen, Kirschen. Die entsprechenden Exemplare hat der Förster in den Wochen zuvor mit pinkfarbenem Spray markiert. Andere Bäume hat er mit weißen Punkten versehen. Sie sind sogenannte Z-Bäume, Zukunftsbäume, die noch viele Jahrzehnte wachsen sollen. Für sie sollen Licht und Luft geschaffen werden. Sie müssen bei der Fällaktion unversehrt bleiben. Forstmaschinenführer Florian Bajus, der im Harvester sitzt, hat diese genau im Blick.
Er ist bei einem Lohnunternehmen in Boostedt (Kreis Segeberg) beschäftigt, das für die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten arbeitet. „Wir haben zwei große und einen kleinen Harvester“, berichtet er auf Anfrage. Unterwegs sei er gerade mit dem kleinsten. „Ich nenne ihn deshalb Rosenschere“, sagt Bajus.Die „Rosenschere“, um die 550.000 Euro teuer, die Hydraulik mit Bio-Öl angetrieben, hat rund 24 Tonnen Gewicht, 210 PS, einen rund elf Meter langen Kranarm und 300 bar Arbeitsdruck auf den Schläuchen. Sie hat acht Räder, die 71 Zentimeter breit sind, außerdem Tragbänder, die zwischen 80 und 90 Zentimeter breit sind. „Damit kann der Harvester auch auf weichen Böden schonend fahren“, erklärt Florian Bajus.
Zwar bezeichnen Naturliebhaber ihn als Waldzerstörungsmaschine oder Waldvernichtungsmaschine, berichtet Alexander Decius, „aber wir nennen ihn den sanften Riesen.“ Denn der Harvester bewegt sich nur in einer vom Förster vorgegebenen Rückegasse. Mit senkrechten Strichen markierte Bäume zeigen die Fahrtrichtung an.
Wenn das Aggregat (auch Fällkopf genannt) einen Baum gepackt und abgesägt hat, gibt der Harvester-Fahrer mit dem Kranarm die Richtung vor, in die er fallen soll. Die Baumkrone landet in etwa dort, wo der frische Baumstumpf ist. „Idealerweise weg vom Z-Baum, sodass nicht einmal dessen Rinde beschädigt wird“, sagt Alexander Decius.
Das Aggregat entastet den gefällten Baum und sägt den Stamm in vorgegebene Längen. Forstarbeiter transportieren dieses Holz später mit Tragschleppern, sogenannten Forwardern, ab und lagern es in Poltern an den Forstwegen ab. Zu 70 Prozent ist es Brennholz, das sich die Käufer dort abholen.
Die Kronen der gefällten Bäume bleiben im Wald liegen. „Darin sind die meisten Mineralien gespeichert. Wenn der Baum verrottet, gelangen sie wieder in den Boden“, erläutert Alexander Decius und erklärt: „Bei Erstdurchforstungen ist noch kein hochwertiges Holz zu erzielen.“ Diese Maßnahmen seien aber wichtig für die Entwicklung der Zukunftsbäume, die in Abständen von zwölf bis 18 Metern im Wald stehen. Bei dem Konzept liegt der Fokus auf relativ wenigen Bäumen, die dafür aber besonders hohes Potenzial für die Zukunft aufweisen. Sie werden gefördert, mit dem Ziel maximale Qualität aus ihnen herauszuholen.
Für Neuwaldbildung wenden die Landesforste alljährlich viel Geld auf, um langfristig das Ziel von zwölf Prozent Waldfläche zu erreichen. 2024 waren es nach Angaben von Pressesprecher Ionut Huma rund 1,6 Millionen Euro. Erstdurchforstungsmaßnahmen mit Harvestern kosten im Jahr bis zu 400.000 Euro.