Er stand nur kurze Zeit: Wincent-Weiss-Kopf beschädigt
Unbekannte schubsten ihn in der Nacht vom Sockel – Büste war bei Premiere der Eutiner Kultur-Nacht enthüllt worden

Am Freitagmorgen lag der Kopf von Wincent Weiss umgestoßen auf dem Pflaster des Eutiner Marktplatzes.Foto: Susanne Henkel
Eutin. Es war der Auftakt der ersten Eutiner Kultur-Nacht: Die Bürgerstiftung hatte den dritten sogenannten Eutiner Kopf enthüllt – und zwar den von Sänger Wincent Weiss. Während der Kultur-Nacht stand die frisch enthüllte, knapp zwei Meter hohe Skulptur vor einer beleuchteten Wasserwand zwischen Rathaus und Ehrenmal. Doch am nächsten Morgen war alles ganz anders.

Da stand die Skulptur nicht mehr auf dem Marktplatz, sie lag auf dem Pflaster. Unbekannte hatten den überdimensionalen Kopf umgestoßen, er lag mit dem Hinterkopf auf dem Boden. Bei dem Sturz sollen Stücke der nachgebildeten Frisur abgebrochen sein. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. Die Beamten vermuten die Tatzeit zwischen 23.30 Uhr am Donnerstag und 2 Uhr am Freitag. Die Schadenshöhe wird auf 500 Euro geschätzt. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 04521/8010 bei der Polizei in Eutin zu melden.

Schaden soll umgehend
repariert werdenDie Bildungs- und Kulturinitiative Eutiner Köpfe ließ die Skulptur, die nach der Enthüllung zum Bahnhof umziehen sollte, abtransportieren. Nach Auskunft von Hans-Ingo Gerwanski von der Initiative kann der Schaden an der Büste aus dem 3D-Drucker repariert werden. Mitte der Woche sollte der Wincent-Weiss-Kopf seinen vorgesehenen Platz am Eutiner Bahnhof einnehmen.

Im Rahmen der ersten Eutiner Kultur-Nacht hatte die Initiative am Donnerstagabend gemeinsam mit Michael Keller von der Tourismus GmbH und Bürgervorsteherin Elgin Lohse (CDU) die Kopf-Skulptur von Popsänger Wincent Weiss enthüllt. Dass sie bald am Bahnhof stehen wird, darauf ist der Künstler sehr stolz, wie er in einer eingespielten Sprachbotschaft mitteilte.

Die erste Kultur-Nacht in Eutin mit Konzerten, Lesungen, Tanzdarbietungen, Führungen und Walking Acts hat die Erwartungen vieler übertroffen. 864 Menschen kauften sich ein Bändchen, um zu allen 19 Veranstaltungsorten Zutritt zu haben, um zuzuhören, zuzuschauen und mitzumachen. „Das ist mega. Das hätten wir nicht erwartet“, sagte Michael Keller. „Vor drei Tagen waren rund 500 Karten verkauft, es hat nochmal richtig angezogen.“ Zehn Euro kostete ein Ticket. „Damit ist die Finanzierung für 2026 gesichert. Wir freuen uns sehr“, sagte Keller.

Sein Kollege Thorsten Medloff erinnerte bei der Eröffnung auf dem Marktplatz daran, dass alle Kulturschaffenden an dem Abend auf ihr Honorar verzichteten, um der Kultur-Nacht zu einem guten Start zu verhelfen und ermunterte zu einer Spende „in den Hut“. Danach starteten parallel die Programmpunkte an den verschiedenen Orten. Zu einem Literaturquiz lud die Buchhandlung Hoffmann in der Peterstraße ein. Entworfen hatten es Martina Hoffmann und Mitarbeiterin Anna Kirchberg. Im Wechsel lasen sie die Fragen vor. „Wir haben 20 Fragen vorbereitet, bunt gemischt. Man muss kein Germanist oder Literaturkenner sein, um mitmachen zu können. Interesse für Bücher und Geschichten reicht“, sagte Martina Hoffmann.

Zum Einstieg gab es Fragen, die mit Eutin zu tun haben. Zum Beispiel diese: In Eutin gab es einen Lehrer, er lebte von 1843 bis 1935, der sich als Mundart- und Märchenforscher einen Namen machte. Auf den Namen Wilhelm Wisser kamen wohl die meisten.

Mit Akustikgitarre, Keyboards und Gesang unterhielt Künstler Bøse das Publikum in der Königstraße bei Cable Car Clothiers mit Songs wie „Umbrella“ und „Sex on fire“.

Bunte Mischung
in der Eutiner Innenstadt

Für Inhaberin Regine Mix war es eine Selbstverständlichkeit, bei der Kultur-Nacht mitzumachen. „Zum einen, weil ich Mitglied der Wirtschaftsvereinigung bin und wir die Aktion ‚Eutin macht mit‘ unterstützen. Zum anderen, weil es für die Besucher interessant ist, wenn sie viele Anlaufpunkte haben: eine bunte Mischung, die auch die Vielfalt zeigt, die wir in der Innenstadt abbilden.“

In der Michaeliskirche fanden sich in der ersten Veranstaltungsrunde rund 60 Besucher ein. Die wunderbare Harmonie von Trompete (gespielt von Antje Cordes) und Orgel (Antje Wissemann) berührte. Unter anderem erklang eine ergreifende Version von „What a Wonderful World“. Antje Wissemann, Kantorin an St. Michaelis, gab gemeinsam mit Dr. Julia Hümme vom Ostholstein-Museum und Jan Hoffmann von der Buchhandlung Hoffmann den Anstoß für das neue Veranstaltungsformat.Kostümversteigerungen bei den Eutiner Festspielen, Musik, Lyrik und Tango im Eutiner Bahnhof, Poetry Slam im Hotel Seeloge, gecoverte Rock- und Popsongs mit der Gruppe Seven on Stage im Brauhaus, Taschenlampenführungen für Kinder im Ostholstein-Museum – es müssen nicht immer große Events sein. „Schön, dass was nebenbei geboten wird. Es ist super“, sagte Hauke Rahn, der wie viele andere Eutiner mit viel Neugier an die Kultur-Nacht herangegangen ist. Susanne Peyronnet
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