„Bitte hier küssen“:Warum ein Schild in Lübeck dazu auffordert
Die Idee haben Anna und Frederik Höppner aus Hannover
mitgebracht. Die Plakette hat auch mit ihrer Liebesgeschichte zu tun.

Dieses Schild hängt an der Fassade von Familie Höppner in der Kupferschmiedestraße in der Lübecker Altstadt.
Lübeck. Es ist ein kleines weißes Schild, fast ein wenig unscheinbar: Doch die Botschaft auf der Plakette am Haus von Familie Höppner in der Lübecker Altstadt ist eindeutig: „Liebespaare bitte hier küssen“.

„Und das tun sie“, sagt Anna Höppner. Es kämen Leute, um sich für Fotos für die sozialen Medien zu küssen, aber am liebsten seien Anna Höppner die älteren Pärchen. „Die, die sich vielleicht gar nicht mehr so häufig küssen.“ Oft komme die Initiative von der Frau, während der Partner sich noch ein wenig ziere. „Aber dann küssen sie sich doch und schmunzeln sich danach an. Da weiß ich, das Schild aufzuhängen, war genau richtig“, erzählt die 40-Jährige.

Entstanden ist die Idee schon vor vielen Jahren, bevor die Familie in das denkmalgeschützte Haus in der Kupferschmiedestraße gezogen ist. Kennengelernt haben sich Anna Höppner und ihr Mann im Hüx, beim Public Viewing zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Kurz darauf ging es für sie nach Hannover zum Studieren. Bei einem Besuch von Frederik Höppner in der niedersächsischen Landeshauptstadt entdeckten die beiden, genau so ein Schild über einem Restaurant. Dort entstand dann ihr erstes gemeinsames Foto. Mittlerweile sind die beiden verheiratet und haben drei Kinder zwischen vier und neun Jahren.

Viele Jahre hatte sie dann nach genau so einem gestanzten Schild gesucht – und es schließlich bei einem kleinen deutschen Unternehmen gefunden. Ihr Mann Frederik bekam es von ihr zu seinem 40. Geburtstag. Eine Collage mit zwei Bildern von sich und ihrem Mann schickten sie im Anschluss an den Restaurantbetreiber in Hannover. Auf der einen Seite ist das Foto von vor knapp 20 Jahren vor dem Originalschild zu sehen, auf der anderen Seite, das Paar vor ihrem Haus mit Schild.

„Jetzt stehen Pärchen vor unserem Haus und küssen sich“, erzählt sie. Diese Besonderheit hat sogar dazu geführt, dass das Haus Teil der Altstadtführungen geworden ist. „Das lockert die Führungen auf“, sagt Anna Höppner und lacht. Aber nicht nur Pärchen küssen sich vor ihrem Haus, auch Mütter und ihre Kinder oder Freunde. „Hier darf jeder knutschen, wen er will!“

Ein wenig Ablenkung
vom Stress im Alltag

„Unsere Intention hinter dem Schild war, die Menschen aus dem Alltag zu holen, kurz den Stress vergessen zu lassen, Inne zu halten und Liebe auszutauschen. Denn das ist das Wichtigste auf der Welt.“ Genau dafür haben die Höppners auch eine Bank unter das Schild gestellt.

Diese lädt zum entspannten Klönen ein, zum Pause machen, wenn der Weg zu weit ist. „Bei uns macht aber auch immer wieder jemand morgens halt, der ein wenig zu tief ins Glas geschaut hat und auf dem Nachhauseweg ist“, erzählt Anna Höppner.

Doch es ist vor allem die Nachbarschaft, die die Bank vor dem hellrot verputzten Haus nutzt. „Die Touristen kommen meistens hier vorbei, küssen sich für ein Selfie im Stehen und gehen weiter“, sagt die 40-Jährige. „Die Lübecker setzen sich, um zu klönen.“ Auch alte Frauen, die dort Pause auf dem Weg zum Einkaufen machen, nutzen die Zeit, um hier zu schnacken.

„Das Zusammensein, Klönen und die Gemeinschaft, das gehört einfach zu Lübeck dazu“, sagt Anna Höppner.Auch der sechsjährige Sohn der Höppners nutzt die Bank gerne, wenn er auf seine Eltern warten muss „und ich zu faul zum Stehen bin“, erzählt er.Anna Höppner ist selbst in der Lübecker Innenstadt groß geworden. Die 40-Jährige will das nachbarschaftliche Miteinander fördern. Sie habe eine Zeit in Berlin gewohnt, da sei das Leben viel anonymer gewesen. „In Lübeck ist das anders, da baut man mit Nachbarn eine Beziehung auf, das mag ich gerne.“ Dazu sollen auch ihr Schild und die Bank beitragen. Sie dürften auch in Zukunft, zu dem ein oder anderen schönen Moment führen, der die Menschen näher zusammenbringt. maike trumpp

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