Geburtshilfe in Ostholstein: Eltern sollen besser unterstützt werden
Bedarfsanalyse vorgestellt: Telemedizin und Räume für Hebammen können Situation verbessern

Das Ameos-Klinikum in Eutin ist die einzige Einrichtung in Ostholstein, die Geburtshilfe anbietet.Foto: Manuel Büchner
Eutin. Die Lage für werdende Eltern in Ostholstein ist alles andere als optimal. Insbesondere im Nordkreis fehlen Hebammen. Seit der Schließung der Oldenburger Geburtshilfe vor elf Jahren gibt es nur in Eutin ein Krankenhaus, das diese Leistung anbietet. Das heißt: Viele Schwangere müssen weite Wege in Kauf nehmen, einige fürchten eine Geburt im Rettungswagen. Jetzt wurde eine Bedarfsanalyse zur Optimierung der Geburtshilfe erarbeitet, die Ergebnisse waren Thema im Gesundheitsausschuss des Kreises.

Andreas Langer arbeitet beim Deutschen Institut für Sozialwirtschaft. Er und sein Team haben in den vergangenen Monaten mit Hebammen, Familien, Rettungsdiensten, Ärztinnen und anderen Akteuren in der Region gesprochen. Ziel war es, den Ist-Zustand zu ermitteln. „Wir konnten das Bauchgefühl, welches viele Menschen hier haben, mit Daten bestätigen“, sagte Langer. Speziell in den nördlichen Regionen gebe es weite Wege, Risiken bei Komplikationen und keine freie Wahl des Geburtsortes.

Eine weitere Erkenntnis sei eine unzureichende Kooperation zwischen Hebammen und Rettungsdiensten gewesen. Dies könne zu einer eingeschränkten Qualität in der Notfallversorgung führen. Problematisch sei ebenfalls die Versorgung von Frauen/Familien mit geringen oder gar nicht vorhandenen deutschen Sprachkenntnissen.

Langer betonte, dass der Kreis an der Finanzierung der Hebammen nichts ändern könne, da dies andere Stellen entscheiden würden. „Sie können aber daran arbeiten, dass der Kreis attraktiv ist für freiberufliche Hebammen“, stellte der Sozialwissenschaftler klar. Dabei gehe es auch um Aspekte wie bezahlbaren Wohnraum, Kinderbetreuung und die Verfügbarkeit von Ärzten und Ärztinnen verschiedener Fachrichtungen.

Losgelöst davon könne der Kreis helfen, Räume für Hebammen zu organisieren und zu finanzieren, in denen vor und nach der Geburt Kurse für Eltern stattfinden. Möglich sei hierbei auch eine Kooperation mit den vorhandenen Familienzentren. Denkbar sei auch die Schaffung eines Hebammenzentrums.

Ein weiterer Schwerpunkt ist aus Sicht der Forschenden die Telemedizin. Eben diese könne unter anderem bei geburtshilflichen Notfällen zum Einsatz kommen. So wäre es möglich, Rettungskräfte zu unterstützen. Ebenfalls könnten Eltern im ländlichen Raum von den Hebammen auf diese Art und Weise betreut und beraten werden.

Andreas Langer empfiehlt dem Kreis, die Rahmenbedingungen für Telemedizin zu klären und eine Modellphase anzuschieben. Darüber hinaus schlägt er gemeinsame Fortbildungen von Rettungsdienst-Mitarbeitenden und Hebammen vor. Sprachbarrieren könnten „durch eine Übersetzungshotline, den Einsatz von Übersetzungs-Apps und die Nutzung einer zentralen Plattform für übersetzte Materialien abgebaut werden“.

Am Ende stellte Langer noch zwei Dinge klar. Zum einen sei die Autobahngeburt in den letzten Jahren faktisch nicht vorgekommen. „Das ist nicht relevant, auch wenn es Einzelfälle gab“, erklärte er. Zum anderen gebe es nach wie vor ein massives Datenproblem bezogen auf die Zahl der in Ostholstein tätigen Hebammen. Relativ klar sei lediglich, dass die Versorgungsdichte rund um Lübeck höher ist.

Andreas Langer betonte, dass man angeforderte Informationen von Krankenkassen nicht erhalten habe.

Der Gesundheitsausschuss hat aufgrund der Bedarfsanalyse einstimmig entschieden, dass der Kreis sich der Aufgabe annimmt, „entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Geburtshilfe vorzubereiten und zu implementieren“. und ser
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