Tafel Eutin: „Wir brauchen einen größeren Pool“
Tafel Eutin sucht ehrenamtliche Fahrer: Teams holen Lebensmittel bei Verbrauchermärkten ab

Die Ausbeute einer Vormittagstour in Eutin: Dirk Pedersen (l.) und Eckhard Schäplitz entladen den Transporter.Foto: Ulrike Benthien
Eutin. Noch einen Schluck Kaffee, dann geht es los. Dirk Pedersen und Eckhard Schäplitz steigen in den Transporter und fahren ihre Runde durch Eutin. Sie steuern Discounter und Supermärkte an und holen dort Lebensmittel für die Tafel Eutin ab. Was sie mitbringen, sichert vielen Menschen in Eutin und Malente Mahlzeiten. Was ihnen fehlt, sind weitere Kollegen.

In den Märkten sind die Männer schon gute Bekannte. Mal stehen Kisten für sie an der Rampe bereit. Mal kommen Mitarbeiter und weisen ihnen zurechtgestellte Ware zu. Dabei gibt es auch den einen oder anderen kurzen Schnack.

Drei Kisten Gemüse, eine Kiste Molkereiprodukte, eine große Packung Donuts, einen Sack mit Brötchen hat Christine Helmis, Mitarbeiterin eines Discounters, für die ehrenamtlichen Helfer der Tafel. Und ein fröhliches „bis morgen!“, mit dem sie die beiden verabschiedet.

Bei der nächsten Station haben sie Pech – es gibt nichts. „Wir sind heute noch nicht dazugekommen, durchzusortieren“, sagt der Markt-Mitarbeiter bedauernd. Die Männer steigen in ihr Fahrzeug. „Das ist schlecht. Das fehlt bei der Ausgabe an unsere Kunden“, sagt Dirk Pedersen. Der 56-Jährige ist seit April 2022 Ehrenamtler bei der Tafel. Er sitzt gern am Steuer des Transporters. „Fahren kann ich wenigstens noch“, sagt Pedersen und erklärt: „Seit einem Unfall ist mein Knie kaputt. Treppen steigen fällt mir schwer.“ Bei der Tafel zu helfen, mache ihm viel Spaß, betont er. „Ich komme unter Leute. Die Kollegen sind nett. Es wird viel gelacht. Außerdem ist es eine wichtige Aufgabe.“

Häufig bildet Dirk Pedersen ein Team mit Eckhard Schäplitz (65). Der Eutiner ist im Ruhestand und im vergangenen Oktober zur Tafel gestoßen. „Nach einem erfüllten Arbeitsleben wollte ich gern etwas zurückgeben“, sagt er. Dass er bei der Tafel anheuern würde, sei für ihn klar gewesen: „Ich habe 35 Jahre in einem großen Lebensmittelkonzern in Frankfurt gearbeitet und da schon mit der Tafel zu tun gehabt.“

Die Tafel benötigt

dringend Unterstützung

Schäplitz erzählt, er habe angedacht, vier- bis sechsmal im Monat für die Tafel Lebensmittel abzuholen. „Aber ich habe gesagt, wenn Not am Mann ist, sollen sie Bescheid geben. Wenn ich kann, dann komme ich.“

Darüber ist Reinhard Brüser von der Tafel sehr froh. Denn der Verein sucht weitere Fahrer und Beifahrer, die vormittags Lebensmittel in Eutin und Malente abholen. Zurzeit hat die Tafel vier feste Fahrer, die übers Job-Center vermittelt sind, und fünf Ehrenamtler. „Wir brauchen einen größeren Pool“, sagt Brüser. Die Teams sind von Montag bis Samstag im Einsatz. Sie starten kurz vor 7 Uhr ihre erste Tour, um 8.45 zur zweiten, gegen 11 Uhr zur dritten. Dabei klappern sie nicht nur Verbrauchermärkte ab, sondern auch Bäcker. Mittwochs und samstags bekommen sie auf dem Wochenmarkt von Händlern Restware.

„Ich war anfangs erschrocken, wie viele Brötchen wir täglich abholen und welche Werte das sind“, sagt Eckhard Schäplitz. „Manchmal ist ein ganzes Blech mit Kuchen dabei. Im Geschäft kostet ein Stück drei oder 3,50 Euro. Wenn man das mal ausrechnet …“ Und er sagt weiter: „Jeden Tag, an dem ich hier war, denke ich: Mensch, geht es mir gut.“ Auf seinem Tablet gibt Schäplitz nach jeder Station ein, was er und Dirk Pedersen dort eingeladen haben. Reinhard Brüser kann nach ihrer Tour die Mengen an seinem PC sofort aufrufen. Knapp 350 Kilo Lebensmittel sind zusammengekommen – „eine mäßige Tour“, sagt Pedersen.

Monatlich holen die Tafel-Teams laut Reinhard Brüser im Durchschnitt 25 Tonnen Lebensmittel ab. Nachmittags gibt es zuweilen Sondertouren, ins Zentrallager der Tafel nach Neumünster, zur Tafel nach Hamburg, zu großen Lebensmittelherstellern. „Ohne Großspenden von dort wären unsere Regale manchmal leer“, sagt Brüser. Das wäre fatal: Die Tafel Eutin versorgt in der Woche rund 1000 Menschen. und ser
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