„Ich gehe nicht in den Ruhestand, ich höre auf“, sagt Franz, der seit 1994 erst ehrenamtlicher und seit 2013 hauptamtlicher Abschnittsleiter der DLRG für den Küstenstreifen zwischen Niendorf und Sierksdorf ist. In all den Jahren hat er die Verwandlung von einer „Badehosen-Einheit“, wie er sie selbst nennt, zu einer schlagkräftigen, hochprofessionellen Truppe für die Wasserrettung miterlebt und mitgestaltet. Etwa 600 Rettungsschwimmer sind jede Saison an der Lübecker Bucht im Einsatz, das muss koordiniert werden. Hinzu kommen eine 365-Tage-Wasserrettungseinheit, neun Boote am Strand, Quads und eine Drohneneinheit.
Vom Leistungs- zum
Rettungsschwimmer
Franz, einst selbst Rettungsschwimmer, ist heute eher fürs operative Geschäft zuständig. Der einstige Leistungsschwimmer wurde als Jugendlicher von seinem Schwimmmeister gefragt, ob die Wasserrettung nicht etwas für ihn wäre. War es, und so kam Franz nach Timmendorfer Strand. Wie vielen Menschen hat er das Leben gerettet? „Das kann ich nicht sagen.“ Es sei auch eine unwichtige Frage. „Wichtiger ist, wie viele ich nicht retten konnte. Das ist immer eine Niederlage.“
Dass Menschen beim Baden in der Ostsee drohen, unterzugehen oder ums Leben zu kommen, dafür nennt Franz mehrere Faktoren. Sehr viele der Badetoten seien über 70 Jahre alt, oftmals versage der Kreislauf. „Es ist aber auch viel Unvernunft dabei“, sagt er. Etwa, weil ungeübte Schwimmer die Badewarnungen missachten. Warnungen, bei denen gute Schwimmer durchaus noch ins Wasser gehen können.
Was Badegäste an
der Ostsee wissen sollten
Mancher werde einfach von der Anstrengung überfordert. Schließlich sei die Ostsee kein 50-Meter-Becken. „Die Badezone, das sind 200 Meter hin und 200 Meter zurück“, beschreibt Franz die Situation. Es gebe Badegäste, die sich der Gefahren nicht wirklich bewusst sind, und bei Jüngeren spiele Alkohol eine große Rolle. Franz‘ Fazit: „Die Ostsee wird komplett unterschätzt.“
Wenn er jemanden nicht retten konnte, setzte sich Franz damit auseinander, konnte das ganz gut wegstecken. Er ist aber froh, dass es für die DLRG-Rettungsschwimmer jetzt ebenso wie für andere Hilfsorganisationen eine psychosoziale Nachsorge nach belastenden Einsätzen gibt. „Wir nutzen sie für die Jugendlichen. Ich sehe nicht, ob jemand mit solchen Einsätzen klarkommt.“Sich um die Rettungsschwimmer kümmern, Wachwechsel und Unterkünfte organisieren, das sind nur einige Aufgaben, die Franz als Abschnittsleiter erledigt. Er ist Ansprechpartner für die Gemeinden und Kurbetriebe, ist für Abrechnungen zuständig, für Beschaffung und Pflege der Einsatzmittel und für die Statistik. Er hält den Kontakt zum Kreis Ostholstein, wenn es um Badeverbote und Blaualgen-Befall geht.Das ist für Franz ab Mitte September alles vorbei. Es sei ein guter Zeitpunkt zum Aufhören, meint er. „Weil unsere neue Hauptstation in Betrieb gegangen ist. Das war ein kleiner Traum von mir.“ Es ist die größte und modernste Deutschlands. Mit 700 Mitgliedern und einem gut aufgestellten Vorstand kann er loslassen von seinem Job bei der DLRG Haffkrug-Scharbeutz. Wer sein Nachfolger wird, steht noch nicht fest und wird erst demnächst bekannt gegeben.