Selbstversuch: Jeder zweite Betrieb nimmt nur Bargeld
Betriebe geben technische Probleme bei Kartenzahlung als Grund an – WLan-Netz an der Promenade soll helfen

Der Selbsttest zeigt: Viele Betriebe in dem Urlaubsort bieten keine Kartenzahlung an.Foto: Maike Wegner
Kellenhusen. Sonne, volle Cafés und Kinder,die am Strand und im Wasser der Ostsee toben: Es ist der perfekte Sommertag in Kellenhusen. Doch wer sich stärken will und kein Bargeld dabei hat, hat schnell nicht mehr die freie Auswahl – das zeigt ein Besuch an der belebten Meile rund um die Seebrücke.Das Fischbrötchen im Selbstbedienungsrestaurant Promenaden-Buffet kann nicht per Karte bezahlt werden. Darauf weist ein Schild an der Eingangstür hin. Und damit ist die Gastronomie kein Einzelfall. Auch im Café Gestrandet prangt ein Schild an der Glastür: „Keine Kartenzahlung möglich“.

Nächster Versuch auf der anderen Seite der Seebrücke. Doch auch hier zeigt sich schnell: Ohne Bargeld sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Im Restaurant Ankerplatz gilt ebenso wie im Betrieb nebenan: keine Kartenzahlung.

Im Vorteil ist, wer Sparkassenkunde ist. Denn das Kreditinstitut hat eine Filiale vor Ort, in der Kunden Bargeld am Automaten abheben können. Anders schaut es beispielsweise für Kunden der Volksbank aus, seit die Filiale im Ort geschlossen wurde. Kontoinhaber müssten nach Dahme oder Grömitz – oder Gebühren am Automaten der Sparkasse in Kauf nehmen.

Die Alternative:Wer im Rewe-Markt unweit des Strandes einkauft, kann ohne zusätzliche Gebühr Bargeld mitnehmen. Ob das in Kellenhusen öfter als an anderen Orten genutzt wird, lässt das Unternehmen unbeantwortet. Man könne die gewünschte Information nicht zur Verfügung stellen, heißt es aus der Pressestelle der Rewe-Group.

Präsent ist das Thema auch beim Tourismusservice der Gemeinde. „Die Urlauber wundern sich über die Anzahl der Betriebe, die keine Karten nehmen“, sagt Tourismuschef Raymond Kiesbye. Es komme zwar auch an anderen Orten vor, dass Karten nicht akzeptiert werden. „Aber hier ist es eben fast jeder zweite Gastronomiebetrieb.“

Was die Gäste begrüßen: Zwei größere Restaurants haben ihr System mittlerweile umgestellt, sodass auch eine Zahlung per Karte möglich ist. Dennoch bleiben etliche Betriebe bei der Bargeld-Lösung. Und das, obwohl immer mehr Menschen mit Karte zahlen. Eine Studie der Bundesbank zeigte: Nur gut ein Viertel der Kunden bevorzugt die Barzahlung.

Der Grund für das Fehlen der Kartenzahlungsoption: „Es werden in aller Regel technische Probleme genannt sowie die Gebühren, die bei Kartenzahlung anfallen“, sagt Kiesbye. Bei EC-Kartenzahlung werden meist zwischen 0,2 und 1,5 Prozent des Umsatzes fällig, bei Kreditkarten sind es sogar noch höhere Beträge.

Zumindest die technischen Probleme dürften schon bald als Begründung wegfallen. Bisher ist die Netzabdeckung in Kellenhusen – wie auch in anderen Ostseeorten – nicht besonders gut. Doch noch dieses Jahr soll die gesamte Promenade durch ein W-Lan-Netz abgedeckt werden. „Damit hätten die Betriebe zumindest keine technischen Probleme mehr“, sagt der Tourismuschef.

Was jetzt schon klar ist: „Nächstes Jahr werden damit auch unsere beiden Strandkorb- und Tretbootvermietungen Kartenzahlung anbieten können“, sagt Kiesbye. Die Urlauber würden das gut finden. „Wir kommen aus Hamburg und verbringen öfter die Wochenenden hier“, erzählt Familienvater Ben Streber. „In der Stadt braucht man so gut wie kein Bargeld, es ist richtig ungewohnt hier.“

Eine weitere Urlauberin bringt zudem den Sicherheitsaspekt ins Spiel. „Ich fühle mich einfach nicht wohl, wenn ich immer so viel Bargeld dabei haben muss. Sei es in der Tasche oder in meiner Ferienwohnung.“ und mwe
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