So beseitigt Scharbeutz den Müll
Ab 6 Uhr sind Bauhof-Mitarbeiter am Strand – Sie sammeln ein, was die Gäste zurückgelassen haben

Weggeworfene Verpackungen, Plastikbesteck, Dosen, Zigarettenstummel – das finden Rainer Dohms' Kollegen morgens an der Seebrücke in Haffkrug vor.Foto: Ulrike Benthien
Scharbeutz. Nur wenige Autos sind auf der Strandallee unterwegs. Vereinzelt laufen Jogger oder Menschen mit Hund auf der Promenade entlang. Um 6 Uhr herrscht noch Ruhe in Haffkrug. Für die Männer vom Bauhof allerdings fängt der Dienst an. Sie beginnen ihre tägliche Mülltour, leeren Behälter und sammeln am Strand ein, was Besucher am Vortag haben liegen lassen.

Zusammengeknüllte Alufolie, Pommes-Schalen, Eisbecher, Plastikgabeln und Kippen haben Kollegen von Rainer Dohms an diesem Morgen an der Seebrücke in Haffkrug zusammengetragen. „Das ist heute wenig“, sagt der Leiter des Scharbeutzer Bauhofs zu der Ausbeute, die einen halben Müllbeutel füllt. Und ein Indiz dafür, dass am Tag zuvor kein ideales Strandwetter war. Nach heißen Tagen mit vielen Gästen kämen locker mehrere Beutel voll zusammen, berichtet Dohms.

Sechs Kilometer Strand
gilt es zu säubern

Zwei Zweierteams vom Bauhof starten jeden Morgen an den Enden des insgesamt sechs Kilometer langen Strands der Gemeinde Scharbeutz und bewegen sich am Küstensaum aufeinander zu. Abgefahren wird auch die Promenade. Externe Putzfirmen, die für die Reinigung der Toiletten zuständig sind, stellen ihre blauen Müllsäcke zum Abholen für die Bauhof-Mitarbeiter bereit.

Rainer Dohms ist ebenfalls auf Tour. „Zwischen 6 und 6.30 Uhr fahre ich den Strand ab. Dann sehe ich, wo Hotspots sind und kann steuern.“ Manchmal gibt es spätabends und in der Nacht Partys am Strand – mit vielen Überbleibseln im Sand. Dass manche Menschen es nicht schaffen, ihren Müll in die dafür aufgestellten Behälter zu werfen, führt bei Dohms nur noch zu einem müden Kopfschütteln. Er hat schon viel miterlebt.

Auf den sechs Kilometern Promenade und in den beiden Kurparks in Scharbeutz gibt es 165 fest installierte Müllgefäße in unterschiedlichen Größen. Dazu kommen nach Dohms‘ Angaben in der Saison, von Ostern bis Oktober, 170 mobile Tonnen. An einem heißen Wochenende sind sie teilweise so vollgestopft, dass die Deckel kaum schließen und vieles einfach daneben geworfen wird. „Es faltet ja auch keiner mal einen Pizzakarton oder Tetrapack zusammen“, sagt Rainer Dohms.

Der Bauhof-Leiter berichtet, dass die Gemeinde Scharbeutz schon länger an einem Unterflursystem arbeitet. „Wir sind da dran. Aber es ist schwierig. Es müssen Versorgungsleitungen berücksichtigt werden. Außerdem gibt es Anfahrprobleme für die Entsorgungsfahrzeuge. Und teilweise ist am Strandzugang nicht genug Platz“, schildert er.

Das morgendliche Leeren der Müllbehälter verantwortet der Bauhof, abends übernimmt eine externe Firma die Aufgabe. „Das geht um 18 Uhr los und kann im Hochsommer bis Mitternacht dauern“, sagt Rainer Dohms. Bei Veranstaltungen gibt es um 15 Uhr eine zusätzliche Schicht.

Mit Beschwerden
rasch bei der Hand

Nach Dohms’ Angaben gibt es leider häufig Ärger für die Fahrer, die die Tonnen in der Fußgängerzone leeren. „Die Leute machen einfach keinen Platz und haben kein Verständnis. Aber die Säcke wiegen um die 60 Kilo, da muss man schon dicht an die Tonnen ranfahren.“

Mit Beschwerden sind manche Gäste schnell. Bei Rainer Dohms landen Mails, in denen sich Menschen beklagen, dass der Strand gar nicht, nicht angemessen oder zu spät gereinigt werde. Der Bauhofleiter antwortet höflich auf solche Mails. Er betont aber: „Ich weiß, was meine Jungs und was die externen Firmen leisten.“ Für seine Kollegen und ihn geht es auch um Grundsätzliches: „Wir stehen für die Qualität des Urlaubsorts.“

Jeden zweiten Tag, so sagt Dohms, hätte sein Team - 26 Mitarbeiter, Bauhofmeister Sebastian Levgrün und ihn eingeschlossen – mit verstopften Toiletten zu tun. „Da landen auch Windeln und Unterhosen drin.“ Der Bauhof versucht zunächst, das Problem mit eigenem Equipment zu lösen. „Wenn wir nicht weiterkommen, muss eine Rohrreinigungsfirma ran. Die rückt mit Rohrfräse und Spülwagen an. Das muss schnell gehen. Wir können in der Saison nicht stundenlang Toiletten sperren.“

Weitere Beschwerden gelten Seetang und Algen. Besucher behaupten, die Gemeinde kümmere sich nicht ausreichend um die Abfuhr, obwohl sie Kurtaxe und „horrende Parkgebühren“ zahlen müssten. Andere schreiben: „Sind Hundebesitzer Gäste 2. Klasse?“, weil am Hundestrand angeblich nichts abgefahren werde. „An Seegras und Algen im Wasser dürfen wir nicht ran. Wir beobachten das Aufkommen, die Windrichtung und die Wasserstandsvorhersage. Wenn Ostwind angesagt ist, bestellen wir ein Unternehmen, das beides vom Strand abholt“, erläutert Rainer Dohms. Man könnte täglich abfahren. „Aber wer soll das bezahlen? Es geht schon um wirtschaftliche Abwägung“, sagt er. Je nach Aufwand zahle die Gemeinde pro Jahr zwischen 200.000 und 350.000 Euro für das Abtransportieren.

Die Reinigung des Strands vom Seegras beginnt schon morgens um 4 Uhr – und sorgt ebenfalls für Verdruss. Dohms sagt: „Die Beherbergungsbetriebe wollen das nicht vor 9 oder 10 Uhr wegen ihrer Gäste. Die wiederum möchten zeitig an einen sauberen Strand.“ Fahrer seien schon beschimpft und massiv behindert worden. Trotzdem steht das Team schon am nächsten Morgen wieder früh am Strand, wenn die meisten Urlauber noch schlafen, und beginnt mit der Arbeit – Kippen, Flaschen, Dosen. und ben
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