Badewarnung an den Stränden
Blaualgen vermehren sich in der Ostsee – Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier

Ostholstein. Sie führen zu Übelkeit und Durchfall, können Toxine freisetzen und verderben in diesen Tagen vielen Urlaubern das Badevergnügen in der Ostsee. Die Rede ist von den Blaualgen, die eigentlich keine echten Algen, sondern Cyanobakterien sind. Nachdem seit vergangener Woche Badewarnungen für den Bereich Neustadt bis Pelzerhaken bestehen, sind die Blaualgen jetzt weiter nördlich aufgetaucht.

Der Grömitzer Tourismuschef Manfred Wohnrade bestätigt die Warnung: „Unsere Strände stehen durch die DLRG unter stärkerer Beobachtung. Ein Badeverbot gibt es aktuell aber nicht.“ Die Ausbreitung sei kein Phänomen, dass sie nicht schon mal eingeholt hätte. Bei Schönwetterperioden mit schwachem, auflandigem Wind wie jetzt können die Blaualgen an den Küsten in hohen Konzentrationen zusammengetrieben werden.

Grömitz ist im ständigen Austausch mit dem Fachdienst Gesundheit des Kreises Ostholstein. Wie das für Gewässerschutz zuständige Landesamt für Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (LfU) erläutert, sind im Wasser treibende Fäden, die sich zu hellen Flocken zusammen ballen, deutliche Anzeichen für eine Blaualgenblüte. Das Wasser färbe sich hellbraun-milchig trüb ein. Es gelte eine einfache Regel: Wer im knietiefen Wasser seine Füße nicht mehr sieht, sollte nicht baden.

Am vergangenen Wochenende hatten sich die Cyanobakterien auch in der Lübecker Bucht zwischen Niendorf und Sierksdorf ausgebreitet. „Hier haben sie sich aber wieder zurückgezogen“, sagt die Sprecherin des Kreises Ostholstein, Annika Sommerfeld. Auf der Badegewässerkarte des Kreises werde dieser Bereich derzeit mit „grün“ klassifiziert, was eine geringe Beeinträchtigung bedeute. Bei Neustadt und Grömitz werde die Wasserqualität mit „gelb“ eingestuft.

An den betroffenen Abschnitten warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) die Besucher der Strände mit den bekannten Flaggen vor der Gefahr im Wasser. Wenn die Lage besonders gefährlich werde, werde außerdem mit dem Megaphon informiert, erklärt Peter Franz von der DLRG Haffkrug-Scharbeutz. Um die Situation zu überprüfen, fahren die Rettungsschwimmer mit dem Boot heraus. Es würden aber keine Proben genommen, sondern die Optik entscheide, wie der Küstenbereich bewertet werde.

Da die Baualgen nicht nur für den Menschen unangenehm werden können, warnt die DLRG vor allem an den Hundestränden. „Wir konnten bei so einem Wetter wie aktuell die Uhr danach stellen, bis der erste Hund sabbernd, verschleimt und mit Erbrechen bei uns auftauchte“, erzählt der ehemalige Tierarzt Thomas Wroblewski. „Die Hunde bekommen zudem Herzkreislaufprobleme, werden apathisch“, erklärt Wroblewski weiter. Halter sollten bei ersten Anzeichen sofort einen Tierarzt aufsuchen.

Ordentlicher Westwind, der helfen könnte, die Blaualgen wieder von der Ostseeküste wegzutreiben, ist laut Wetterbericht in den kommenden Tagen nicht zu erwarten. Erst zum Wochenende könnte eine Änderung eintreten. Wie sich die Cyanobakterien in Strandnähe in den kommenden Tagen verhalten, hat die DLRG im Blick. Daher sollten sich Gäste bei den Ehrenamtlern vor Ort informieren oder einen Blick auf die Gewässerkarte werfen. und mb
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