Seebrücke nicht für Sportboote geeignet?
Eigner kritisieren zu flaches Wasser am Anleger – Gemeinde nennt ökologische Gründe für Standort

Haffkrug. Hell und klar, blau und türkisfarben schimmert die Ostsee an sonnigen Tagen vor Haffkrug. Wer von der neuen Seebrücke hinunterschaut, kann den Meeresboden sehen – auch rund um die Anlegedalben an der Südseite des Bauwerkes, die den Anleger für Sportboote markieren. Bei ablandigem Wind scheint die Wassertiefe irgendwo bei Kniehöhe zu liegen, jedenfalls im zum Strand hin gelegenen Bereich. „Viel zu flach für Sportboote“, sagt der Eigner eines kleinen Motorbootes und fragt: „Ist hier das Geld für den Anleger im Wortsinn in den Sand gesetzt worden?“

Sein Boot habe einen Tiefgang von nur 30 Zentimetern, berichtet der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Trotzdem bin ich nicht an den Anleger herangefahren, weil das Echolot auch nur 30 Zentimeter Wassertiefe angezeigt hat, das war mir zu heikel“, sagt er. Die meisten Motorboote und Segelyachten hätten mehr Tiefgang. „Somit ist doch dieser Anleger nicht nutzbar, schon gar nicht für Kielboote.“ Die Idee, einen Anleger für Sportboote zu bauen, sei grundsätzlich gut – „aber die Umsetzung ist es nicht“.

Besonders bei ablandigem Wind könne das Anlegen an der Haffkruger Seebrücke für Segelyachten mit einem gewissen Tiefgang „kritisch bis unmöglich“ sein, sagt auch Daniel Paysen vom Yacht-Club Scharbeutz-Ostsee (YCSO). „Ich habe mich gewundert, als ich gesehen habe, wie nah am Land der Anleger gebaut worden ist“, erklärt er. Doch offenbar haben sich die Verantwortlichen bei der Gemeinde Scharbeutz aus konkreten Gründen für diese Platzierung entschieden.

„Die Gemeinde ist sich der Wassertiefe am Sportbootanleger der Seebrücke Haffkrug sehr wohl bewusst“, sagt Dirk Dibbern, Projektbegleiter des Brückenbaus. Die Planer hätten bereits vor der Bauphase verschiedene Varianten für die Sportboot-Nutzung geprüft. „Aufgrund einer östlich angrenzenden Seegraswiese, einem besonders schützenswerten marinen Lebensraum, waren die Möglichkeiten für die Platzierung des Anlegers jedoch begrenzt“, erläutert er. „Aus ökologischen Gründen durfte dieses Biotop nicht überbaut werden.“

Nach Angaben von Dirk Dibbern wollte die Gemeinde dennoch einen Bereich für Wassersportler und Sportboote anbieten und habe deshalb den Anleger im Flachwasserbereich bauen lassen. „Der südliche, parallel zum Brückensteg verlaufende Abschnitt bietet bei Normalwasserstand eine Wassertiefe von 1,30 bis 2,20 Metern und kann von kleineren Motorbooten genutzt werden“, sagt er.

Der westliche, in Richtung Strand verlaufende Teil sei mit einer Normalwasserstandstiefe von 80 Zentimetern bis zu 1,20 Metern vor allem für leichtere Wasserfahrzeuge wie Schlauchboote, Jetskis und Boards fürs Stehpaddeln vorgesehen. „Ein Anlegeplatz im Flachwasserbereich ist für das Einsatzboot der DLRG bestimmt“, sagt Dirk Dibbern. Zudem seien die Anlegedalben eine „sichtbare Abgrenzung des Sportbootbereichs und erhöhen damit die Sicherheit für Badegäste und Wassersporttreibende“.

Ein anderes Hindernis hat nichts mit der jeweiligen Wassertiefe an der Seebrücke zu tun, sondern offenbar mit dem eigenwilligen Humor einiger Besucher: Die Ketten mit dem Schild „Gesperrt“ hängen gelegentlich vor den Zugängen zu den Anlegern, obwohl diese zum Saisonstart Mitte Mai freigegeben wurden. „Die Sperrketten sind fest am Brückengeländer montiert und können leider auch missbräuchlich genutzt werden“, sagt dazu Dirk Dibbern. Mitarbeiter des Bauhofes kontrollierten die Brücke täglich. „Sollte es häufiger zu nicht beabsichtigten Sperrungen kommen, werden wir eine andere Lösung finden.“ und saj
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