Ersatz für die Bäderbahn: Was ist machbar in Timmendorf?
Ende 2029 droht die Gemeinde vom Bahnverkehr abgehängt zu werden – Land übergibt Geld für eine Studie

Noch fahren Züge über Timmendorfer Strand. Doch mit der Hinterlandanbindung ist die Gemeinde an der Ostsee vom Bahnverkehr abgeschnitten, wenn die Bäderbahn nicht mehr fährt.Foto: Lutz Roessler
Timmendorfer Strand. Die Zeit drängt. Das Aus der Bäderbahn ist längst beschlossen. Sobald die feste Fehmarnbeltquerung und die Schienenhinterlandanbindung fertig sind, werden die Züge auf der neuen Strecke zwischen Ratekau und Haffkrug fahren – ohne Halt in Timmendorfer Strand. Ende 2029 soll es so weit sein. Verkehrsexperten sollen nun per Machbarkeitsstudie herausfinden, wie Timmendorfer Strand in Zukunft am besten an den Nahverkehr angebunden werden kann.

In der Gemeinde ist der Ärger über das Aus der Bäderbahn besonders groß. Denn Pendler, Tagesgäste und Touristen würden den Ort nicht mehr per Bahn erreichen oder verlassen können.

Montagmittag war nun Tobias von der Heide (CDU) in Timmendorfer Strand zu Gast. Der Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Verkehrsministerium,der in den kommenden Wochen ins Bildungsministerium wechseln wird, überreichte den Förderbescheid für die Machbarkeitsstudie. Damit stehen ab sofort 150.000 Euro (90 Prozent vom Land, zehn Prozent von der Gemeinde) zur Verfügung.Somit können die Mitarbeitenden der Gertz, Gutsche, Rümenapp – Stadtentwicklung und Mobilität GbR sowie des Büros Stadtverkehr aus Hilden mit ihrer Arbeit loslegen. Die Ergebnisse sollen innerhalb von zwölf Monaten vorliegen.

Das Hauptuntersuchungsgebiet erstreckt sich über Timmendorfer Strand, Ratekau, Scharbeutz und Sierksdorf. Zudem wird der Verkehr in Richtung Neustadt sowie nach Bad Schwartau, Lübeck und Hamburg eine Rolle spielen. Dabei wird auch die Auslastung von Zügen und diversen vorhandenen Buslinien eine Rolle spielen. Zudem soll berücksichtigt werden, dass zwischen Mai und September deutlich mehr Menschen in der Urlaubsregion unterwegs sind.

Betrachtet werden sollen verschiedene künftig mögliche Szenarien. Dabei geht es unter anderem um den Ausbau des bestehenden Busangebots, den Aufbau eines neuen Busverkehrs sowie den Betrieb eines Schienenverkehrs zwischen dem bestehenden Timmendorfer Bahnhof sowie dem neuen – noch nicht gebauten Bahnhof Ratekau/Timmendorfer Strand. Eine weitere Option wäre die Neuimplementierung eines Tramsystems zwischen den genannten Haltestellen.

Losgelöst von irgendwelchen Betriebskosten soll mit der Studie herausgefunden werden, welche Variante eine möglichst umsteigefreie Anbindung an den Schienenpersonenverkehr ermöglicht. Ebenfalls soll verhindert werden, dass Zugreisende in Zukunft aufs Auto umsteigen, statt den ÖPNV zu nutzen.

Für den Timmendorfer Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke (FDP) hat die beginnende Untersuchung eine große Bedeutung. „Die Beauftragung dieser Machbarkeitsstudie ist ein wichtiger Schritt, um die Mobilität für Timmendorfer Strand und die Innere Lübecker Bucht nachhaltig zu verbessern“, erklärt er und ergänzt: „Wir möchten eine umweltfreundliche Alternative zum Individualverkehr schaffen und die Region noch attraktiver für Einwohnerinnen, Einwohner und ihre Besucher machen.“

Gleichzeitig scheint das Ergebnis der Untersuchung schon festzustehen. Dies hatte Partheil-Böhnke in den vergangenen Monaten immer wieder deutlich gemacht. Er rechnet damit, dass es keine Alternative zur Bäderbahnstrecke geben wird. So hatte er unter anderem Ende 2024 gegenüber den Lübecker Nachrichten von einer halben Bäderbahn gesprochen, die von Lübeck bis Timmendorfer Strand führen werde. Konkret führte er aus: „In der Machbarkeitsstudie wird zwar ein Busverkehr geprüft, aber wir waren uns alle einig: Das wird nicht möglich sein. Nicht bei den Fahrgastzahlen, wir haben mittlerweile 1,7 Millionen Fahrgäste auf der Bäderbahnstrecke“, lautete sein Argument. und ser
Druckansicht