Auslöser ist ein Beschluss im Bauausschuss, wonach die Strandallee im Bereich der Polleranlage – von der Seestraße im Norden bis zum Fischerstieg im Süden – auch in der Weihnachtszeit zur dauerhaften Fußgängerzone wird. Vom 23. Dezember 2025 bis zum 6. Januar 2026 sollen die Poller die Kraftfahrzeuge genauso vom gut 400 Meter langen Straßenabschnitt aussperren wie im Sommer.
„Scharbeutz erfreut sich zwischen den Jahren vieler Besucher“, sagt dazu Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos). 2024 sei nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg das Scharbeutzer Zentrum gesichert worden. „Alle haben es als sehr positiv empfunden, diesen Bereich als Fußgänger oder Familie mit Kindern derart nutzen zu können“, berichtet die Bürgermeisterin.
Die Kommunalpolitiker votierten einstimmig für die Sperrung zwischen den Jahren – und könnten noch weitergehen. In den Fraktionen diskutieren sie, ob die Strandallee im Zentrum ganzjährig Fußgängerzone sein sollte. Damit würde die Freigabe vom 1. November bis zum 31. März wegfallen.
„Die WUB-Fraktion ist für die Schließung“, sagt deren Vorsitzende Anja Bendfeldt. „Die klassische Saison gibt es ja nicht mehr, auch im Winter sind im Zentrum sehr viele Touristen unterwegs.“ Ähnlich sieht es Lennard Meyer-Olden, Vorsitzender der Fraktion FBB mit FDP. Die Öffnung im Winter sei gefährlich. „Mal dürfen dort Autos fahren, mal nicht – für die Nutzer ist es einfacher und sicherer, wenn es nur eine Regelung gibt.“
Matthias Benkstein, Chef der CDU-Fraktion, sagt hingegen:„Über eine ganzjährige Schließung werden wir erst nach einer Befragung der anliegenden Gewerbetreibenden beraten.“ Eine solche Umfrage sei bereits vor vielen Jahren durchgeführt worden, sagt Anja Bendfeldt, „und damals waren die Geschäftsleute mit einer ganzjährigen Fußgängerzone nicht einverstanden“.
Daran hat sich aus Sicht von Sylvia Land-Inselmann nichts geändert. Sie führt seit 25 Jahren den Friseursalon „Frisurenland“ am Kurpark und war einst Vorsitzende der – mittlerweile aufgelösten – Wirtschaftsvereinigung Scharbeutz. „Eine Schließung der Strandallee im Winter wäre fatal und würde das Zentrum zur Geisterstadt machen“, sagt sie. „Im Sommer ist es verständlich, dass die Straße Fußgängerzone ist. Aber im Winter würde das die Kunden abschrecken, dann können wir Gewerbetreibenden unsere Läden dichtmachen.“
„Auf im Winter, dicht im Sommer“: Bei dieser Regelung sollte es auch nach Ansicht des Scharbeutzer Dorfvorstehers Fred-Michael Pätau bleiben. „Im Winter kann das Zentrum für den Verkehr offenbleiben“, meint er, „nur bei größeren Festen empfiehlt sich die Schließung.“
Die saisonale Schließung 2025 gilt seit dem 1. April. Nur Anwohner, Taxen (von 18 bis 4.30 Uhr) und Lieferverkehr (von 8 bis 11 Uhr) sind davon ausgenommen. Leider machten die örtlichen Gewerbetreibenden aber offenbar zu großzügig Gebrauch von der Möglichkeit, die Poller zu senken, meint der SPD-Fraktionschef Jürgen Brede. „Einige parken einfach direkt vor ihrem Laden, und das den ganzen Tag“, hat er beobachtet. „Ich hätte nichts gegen eine ganzjährige Fußgängerzone“, meint er, „aber die Durchführung wäre vermutlich das Problem.“