Das 46-Zimmer-Haus im Timmendorfer Zentrum war im April 1984 fast fertig, als Stefanie Würz im Royal anfing. „Das machen wir mal“, habe sie sich gedacht, als sie damals – als Empfangschefin im Hotel Ambassador im noblen Schweizer Ski-Ort Zermatt tätig – von dem Timmendorfer Stellenangebot erfuhr. „Ich bin am Ende der Bauphase eingestiegen, und Pfingsten 1984 haben wir eröffnet“, berichtet sie.
Die ersten Jahre seien schwer gewesen, erklärt Stefanie Würz – aber nicht, weil sie jung und eine Frau war. Doch sie musste viel lernen und darum kämpfen, Gäste ins neue Hotel zu locken. Es gab eine Insolvenz, Eigentümerwechsel – und sie hielt die Stellung. Das Hotel Royal etablierte sich, „und richtig profitiert haben wir dann vom Aufkommen des Internets“, sagt die Hotelchefin.
Denn wegen der neuen Hotel-Portale sei das Royal nicht mehr von Werbung in Printmedien abhängig gewesen. „Im Internet zählen die Gäste-Bewertungen – und dadurch konnten wir mit den größeren Häusern mithalten“, erklärt Stefanie Würz. „Das hat uns einen unglaublichen Schub gebracht.“ Tatsächlich reichen auch heute wenige Klicks, um positive Kommentare zum Royal zu finden.
Auffällig oft loben die Gäste dabei das Personal: Freundlich, aufmerksam, hilfsbereit und zuvorkommend seien die Mitarbeiter. „Dienstleistung nach altem Stil“ sei eben wichtig, findet Stefanie Würz. „Es sind meist Kleinigkeiten, die das Ganze rund machen“: die Koffer aufs Zimmer tragen, den Teller beim Frühstücksbuffet zum Tisch bringen, einfach schauen, was die Gäste gerade brauchen.
Sie habe zudem früh Neues eingeführt. „Das Rauchverbot im Frühstücksraum haben wir in den 1990er-Jahren durchgesetzt“, erzählt Stefanie Würz. „Vorher haben Gäste dort sogar Zigarren geraucht, das ging nicht.“
Seit 1999 seien im Royal keine Hunde mehr erlaubt, obwohl die Hotelchefin selbst eine große Hundefreundin ist. „Es gab eine Szene mit einem Neufundländer am Frühstücksbuffet, die zu dieser Entscheidung geführt hat“, erklärt sie. Die meisten Gäste hätten die Änderung wohlwollend zur Kenntnis genommen. Nur einmal habe eine Frau ihren Vierbeiner, einen weißen Schäferhund, eingeschmuggelt. „Der saß dann auf dem Balkon, das war schon schräg“, erinnert sich Stefanie Würz.
Als Chefin habe sie vieles „aus dem Bauch heraus“ gemanagt. „Ich bin die Mutter vom Ganzen“, meint die 68-Jährige lächelnd, „und ich habe versucht, nie etwas zu verlangen, das nicht möglich war.“ Lange Arbeitstage, Urlaub nur im Winter – so hat über 40 Jahre lang ihr Alltag ausgesehen. Jetzt ist Stefanie Würz jedoch im Ruhestand. Ihr Team hat ihr eine Überraschungsfeier zum Abschied bereitet, der Timmendorfer Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke hat vorbeigeschaut, und einer ihrer Chefs: Christian von Oven, zu dessen Coast Collection – ein Zusammenschluss mehrerer Hotels – das Royal mit seinen heute 41 Zimmern mittlerweile gehört.
„Für mich war die lange Zeit in Timmendorf genau richtig, ich habe nichts bereut“, sagt Stefanie Würz. Sie zieht zurück in ihre Heimat Nordrhein-Westfalen. „Ich gehe nach Essen, dort kümmere ich mich um ältere Angehörige.“ Die Ostseeküste werde sie künftig gewiss besuchen, „aber dann buche ich ein Appartement“ – denn als Gast am ehemaligen Arbeitsplatz residieren, das ist nicht ihr Ding.