Überraschend fielen diese Sätze der Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) auf dem vergangenen Dialogforum zur festen Fehmarnbeltquerung. Was genau sie damit meinte, sagte sie bei der Sitzung jedoch nicht. Und auch aus dem Ministerium hieß es, man wüsste nichts von einem solchen Vorschlag.
Hochrangige Vertreter der Bahn, der Landesregierung und der Kommunen hatten bei der Sitzung vor einigen Wochen über die Bäderbahn diskutiert. Der Hintergrund der seit Jahren schwelenden Debatte: Das Land plant, den Personennahverkehr in Zukunft über die neue Schienenhinterlandanbindung des Belttunnels zu führen. Die alte Bäderbahn soll nicht weiterbetrieben werden. Für Timmendorfer Strand bedeutet das, dass man nur noch über den neuen Bahnhof nahe der Ratekauer Anschlussstelle der A1 angebunden wäre.
Doch wie kommen die Fahrgäste von Ratekau nach Timmendorfer Strand? Ein Gutachten prüft derzeit die Möglichkeit einer Schienenanbindung auf der alten Bäderbahnstrecke bis Timmendorfer Strand. Es wäre ein Pendelverkehr, denn über Timmendorfer Strand hinaus soll die alte Bäderbahn nicht erhalten bleiben. „In Haffkrug hätten die Menschen sonst zwei Gleise im Abstand von hundert Metern, dazu kämen zwei Bahnhöfe“, erklärt Schäfer.
Scharbeutz hatte jedoch nach eigenen Angaben einen Kompromissvorschlag gemacht, der sowohl die Anbindung von Timmendorfer Strand, den Erhalt der Bäderbahn und die Bahnhofsproblematik in Haffkrug lösen könnte. In ihrer Neujahrsansprache lüftete Bettina Schäfer nun das Geheimnis hinter ihrer Idee.
„Wir haben wieder eine Diskussion über die Bäderbahn, deshalb sind wir an das Land herangetreten“, sagte Schäfer. „Man könnte den Bahnhof Scharbeutz erhalten und die Bäderbahnstrecke hinter der B432 an die neue Strecke heranführen.“Die Bäderbahn könnte also insgesamt auf teilweiser neuer Strecke erhalten bleiben, aber Haffkrug hätte keine zwei Bahnhöfe.Die Bürgermeisterin habe sowohl den Ministerpräsidenten, den Verkehrsminister als auch den Staatssekretär angeschrieben. „Mit dem Vorschlag hätte man alle touristischen Orte vernünftig angebunden. Es ist aber niemand bereit, darüber zu diskutieren, weil man Angst vor Verzögerungen hat.“
Im Verkehrsministerium spricht man von einem alten Vorschlag. „Die Idee, die Bäderbahntrasse vor Haffkrug an die Neubaustrecke zu führen und den alten Bahnhof in Haffkrug zurückzubauen, wurde bereits vor eineinhalb Jahren als eine Variante beim Erhalt der Bäderbahn diskutiert und öffentlich im Dialogforum vorgestellt“, sagte ein Ministeriumssprecher. „Bund, Bahn und das Land entschieden jedoch nach näheren Untersuchungen im September 2023, dass die Überlegungen zur Fortführung der Bäderbahn nicht weitergeführt werden.“
Weiterhin gilt laut Sprecher, dass das Land Schienenpersonennahverkehr nur auf der neuen Strecke bestellen werde. „Im Rahmen der Machbarkeitsstudie, die das Land zu 90 Prozent zahlt, wird die zukünftige Anbindung von Timmendorfer Strand mit öffentlichen Verkehrsmitteln geprüft”, sagte er. Timmendorfer Strand habe die Studie in Auftrag gegeben. „Es gibt keine Planungen, dass Scharbeutz auf der Schiene zukünftig über die alte Bäderbahn angebunden wird.“
Schäfer kontert: „Es wurde damals kurz angeschnitten, wirklich diskutiert wurde darüber leider nie. Vor allem wurde 2023 wie heute immer abgelehnt zu prüfen, dass bei dem Kompromiss gewährleistet ist, dass kein Güterverkehr durch die Küstenorte direkt rollt. Ich habe es noch einmal sehr deutlich an das Land gegeben. Die Verantwortlichen ducken sich leider weg.“
Doch auch die Bahn zeigt sich wenig interessiert. Ein Bahnsprecher sagt: „Wir haben diese Idee geprüft. Dafür müsste ein Kilometer Neubau als Verbindungsstück neu geplant werden, das durch ein Naturschutzgebiet führen würde. Dieser Schritt würde planerisch sehr viel Zeitverlust bedeuten, weil er planrechtlich relevant wäre.“ Außerdem sei aufgrund des Umwelt-Eingriffs unklar, ob dies genehmigungsfähig sei.
Für die Scharbeutzer Bürgermeisterin sind das keine ausreichenden Argumente. Auf dem Neujahrsempfang erklärte sie: „Wir reden von etwas, was uns 100 Jahre und länger begleiten wird und mit einem Finanzierungsvolumen von mehr als fünf Millionen Euro für die Bahnhöfe und Bahnhofsumfelder allein für Scharbeutz viele Jahre unseren Haushalt einschränkt und wichtige Infrastrukturbauten wie Kindergärten und Feuerwehren verhindert.“ Ihre Frage: Warum werden konstruktive Gespräche über alternative Routenplanungen und Kosteneinsparungen abgelehnt?“