Schoel hatte bereits die Führungen auf Gut Panker geleitet, sie wollte in den Ruhestand gehen. Aber was hatte der Adelige mit Schloss Eutin zu tun? „Dann ging es los: Ich habe angefangen, mich einzulesen und auf einmal die ganzen Verbindungen erkannt“, sagt die 69-Jährige.
Inzwischen führt sie Besucherinnen und Besucher seit zweieinhalb Jahren zu verschiedenen Themen durch das Schloss. Ob in der Beletage, im Schlossgarten oder im Küchengarten – Daniela Schoel kann immer etwas zur Geschichte und ihren Protagonisten erzählen.
Die Vorbereitung auf eine neue Führung sei wie Vokabeln lernen, sagt Daniela Schoel. Nachdem die Kuratorin das Konzept der Führung gemeinsam mit der Abteilung „Bildung und Vermittlung“ erarbeitet hat, kann Schoel sich einarbeiten. Ihre Herangehensweise ist immer dieselbe: „Ich mache mir Karteikarten und schreibe mir zu jedem Zimmer die Essenz auf, wie bei einem Schummelzettel.“ Dann spricht sie sich die Inhalte als Sprachnotiz auf ihr Smartphone, immer wieder, bis sie zufrieden ist. Auf der fast einstündigen Fahrt von ihrem Wohnort Schönberg bis nach Eutin hört sie sich die Aufnahmen an.
Im Schloss Eutin führen ehemalige Polizisten, Telekom-Mitarbeiter und Mediziner durch die Geschichte. Daniela Schoel ist selbst auch keine Historikerin. Fast drei Jahrzehnte lang verkaufte die studierte Agrarwissenschaftlerin englische und historische Rosen in ihrem Laden Flora Magica in Panker (Kreis Plön). „Im Laden wollte ich den Leuten zeigen, was eine englische Rose und was eine historische Rose ist. Wenn man diesen Vortrag hält, beschäftigt man sich automatisch mit Versailles und Ludwig dem Vierzehnten“, erzählt sie. Auf Minijob-Basis ist sie heute bei der Stiftung Schloss Eutin angestellt. Neben den Führungen arbeitet sie im Museumsshop.
Offiziell haben die Museumsguides vom Schloss sechs Stunden Zeit für die Vorbereitung. „Aber man liest noch mehr dazu“, sagt Schoel. Denn: „Man muss schon ein bisschen was tun, um dem Schloss gerecht zu werden.“ Dafür wälzt sie Bücher aus der Bibliothek des Schlosses oder hört Hörbücher. „Da geht ganz viel Freizeit rein. Das ist alles Engagement weit über den Job hinaus“, sagt Brigitta Herrmann, geschäftsführende Vorständin der Stiftung Schloss Eutin.
„Das Thema lässt mich nie los“, sagt Daniela Schoel. „Wenn ein Gast kommt und mich etwas fragt, was ich nicht weiß, fange ich an zu wühlen. Das lasse ich nicht auf mir sitzen.“ Dann kommt es auch schonmal vor, dass die Museumsführerin sich die Nummer des Besuchers geben lässt und sich meldet, sobald sie die Antwort gefunden hat. „Man kann nie alles wissen, aber ich finde es gut, wenn es authentisch rüberkommt. Ich sage lieber, dass ich etwas nicht weiß, statt irgendwas zu behaupten.“
Je länger Daniela Schoel im Schloss arbeitet und je mehr sie sich einliest, umso mehr Querverbindungen und Zusammenhänge erschließen sich ihr. Um die Bilder von Tischbein erklären zu können, tauchte sie in die griechische Mythologie und erkennt seitdem etliche Referenzen in modernen Klassikern wie „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe“.
Daniela Schoels größte Freude ist es, wenn ihre Begeisterung für das Schloss und seine Geschichte auf die Besucher überschwappt. „Es geht nicht ums Geld. Es geht darum, dass man sich einbringen kann, dass man Spaß an einer Sache hat und dass man das an die Menschen weitergeben kann. Ich finde es so toll, wenn die Themen fruchten.“