Auf dem ersten Dachboden haben die Dachdecker Material gelagert und ihre Sägetische abgestellt. Hier machten sie im Verlauf der Arbeiten auch verschiedene Entdeckungen. „Wir haben alte Sommertüren gefunden“, berichtet Matthias Hieber. Früher standen die schweren Kirchentüren im Sommer offen. „Durch die Sommertüren dahinter konnte Luft in die Kirche gelangen, aber keine Katze“, sagt der Pastor mit einem Schmunzeln.
Die Sommertüren sollen jetzt aufgearbeitet und mit Folie versehen werden. Beide Türpaare bilden dann einen Windfang. Um das realisieren zu können, erhält die Kirchengemeinde von der VR Bank zwischen den Meeren eine Spende von 3000 Euro.
Dieser Dachbodenfund war nicht der einzige, der den Pastor begeistert. Entdeckt wurde auch eine Luke in der Mitte des Bodens. „Welchen Sinn sie hat, ist nicht bekannt“, sagt Hieber. Volker Rothaupt glaubt, dass beispielsweise die Sommertüren und ein Kronleuchter durch sie hindurch auf den Boden gezogen wurden. Die Treppe im Turm sei dafür zu schmal gewesen.
Zeitungen aus der Zeit von 1875 bis 1880 waren eine weitere Entdeckung bei der Kirchensanierung. Möglicherweise haben sie zur Dämmung gedient. „50 bis 60 Prozent der Blätter haben wir heil rausgekriegt“, sagt Eckoldt. „Ich habe sie in die Landesbibliothek gebracht.“ Stolz sind sie in Süsel auf die alten Feldsteinkuppeln der Laurentiuskirche. Vom Dachboden aus ist durch einen Durchgang die Kuppel über dem Altar zu erspähen. „Woanders in der Region ist so etwas nicht mehr erhalten. Das ist einzigartig. Und wir haben gleich zwei“, sagt der Pastor.
Ein Großteil der Sanierung ist bereits geschafft. An Himmelfahrt 2024 konnten alle vier Glocken wieder geläutet werden, denn der Turm ist fertig. Jede Glocke wiegt ein bis zwei Tonnen. Die Schwingungen hatten dem Gemäuer so zugesetzt, dass der Turm einsturzgefährdet war. Jetzt werden nach Auskunft von Lutz Eckoldt noch eine neue Treppe eingebaut sowie elektrische Leitungen und Lampen montiert.
Der Architekt geht davon aus, dass das Dach des Langhauses im Winter eingedeckt sein wird. Danach ist das Dach über dem Altarraum an der Reihe. Im Frühjahr sollen die Fugen zwischen den Feldsteinen an der Nordseite der Kirche erneuert werden. Auch die Orgel soll ausgeputzt werden. Das geschieht eigentlich alle 30 Jahre, sagt Matthias Hieber. „Aber durch das erhöhte Staubaufkommen bei den Arbeiten ist es jetzt nötig.“ Zwei Wochen dauert es, das Instrument auseinanderzunehmen, jedes Teil bis zur letzten Schraube zu reinigen und alles wieder zusammenzusetzen. Ein Spender, der anonym bleiben möchte, gibt der Kirchengemeinde die dafür erforderlichen 20.000 bis 25.000 Euro.
Eine Spende habe es auch ermöglicht, dass das Kreuz auf dem Kirchendach vergoldet werden konnte, sagt der Pastor. Ihn freut und bewegt es sehr, „dass so viele Anteil an der Sanierung nehmen und sie vielen Menschen sehr wichtig ist – trotz verbreiteter Kirchenflucht“. Auf Spenden ist die Kirchengemeinde auch angewiesen, um elf bleiverglaste Fenster, die in sehr schlechtem Zustand sind, aufzuarbeiten. „Dafür reichen die Fördermittel nicht“, sagt Lutz Eckoldt.
Mit rund 2,2 Millionen Euro ist die Sanierung von St. Laurentius insgesamt veranschlagt, sie soll Ende 2025 abgeschlossen sein. 50 Prozent übernimmt der Bund, 35 Prozent trägt der Kirchenkreis Ostholstein, 2,12 Prozent bezahlt der Förderverein. Für die Restsumme und Mehrkosten muss die Kirchengemeinde Süsel aufkommen.
In Ostholstein gibt es in den Kirchengemeinden aktuell 61 Kirchen und Kapellen. „Substanziell ist bei allen alles weitgehend gemacht. Es gibt keinen Sanierungsstau“, sagt Marco Heinen, Pressesprecher im Kirchenkreis. Damit ist dieser deutlich besser dran als der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Zur 7-Türme-Rettung in Lübeck gab es jüngst einen Spendenmarathon.