Neubaugebiet: Pansdorfer müssen doch mit Gas heizen
Pilotprojekt des ZVO: Sonne sollte Häuser wärmen – Bauherren klagen über hohe Fernwärmepreise

Im Neubaugebiet Zum Lilienberg in Pansdorf stehen schmucke Einfamilien- und zwei Mehrfamilienhäuser. Das Gebiet sollte ein Vorzeigeprojekt für klimaneutrales Heizen werden.Fotos: Peyronnet
Pansdorf. Alles ist schick im Neubaugebiet Zum Lilienberg in Pansdorf: Schmucke, erst vor wenigen Monaten bezogene Einfamilienhäuser reihen sich aneinander, und kaum eines von ihnen hat einen Schornstein. In einem der Häuser sitzen die Bauherren Felix Kraus, Julian Fussy und Mirko Wegener in der warmen Stube am Esstisch und brüten über den Papieren vom Zweckverband Ostholstein (ZVO). „Wir heizen mit Gas, das wäre an sich nicht schlimm, aber es ist so teuer“, sagt Hausherr Felix Kraus.Die Wärme, sagt er, komme vom Blockheizkraftwerk. Das ist von einem Seitenfenster seines Hauses aus zu sehen. Ein grauer Kasten mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und einem Feld mit weiteren Solarpaneelen dahinter. Das ist Ostholsteins erste Solarthermie-Freianlage, gebaut vom ZVO. Das Versprechen:Die Sonne heizt die Häuser und Wohnungen.

Kraus, Fussy und Wegener vermuten, dass die bisher aber lediglich die Warmwasserspeicher erhitzt. „Wir haben mehrmals gefragt, wie sich das zusammensetzt“, sagt Kraus mit Blick auf die Heizenergie. Eine Antwort hätten sie bisher vom ZVO nicht erhalten, auch nicht bei einer Informationsveranstaltung.

Die Bauherren, die ihre Grundstücke zugelost bekommen hatten, hätten einen teuren Fernwärmevertrag unterschrieben, berichten die Männer. Jeder Bauherr habe 22.500 Euro Baukostenzuschuss für die Wärmeversorgung zahlen müssen. Hinzu kämen hohe Abschläge, etwa fast 80 Euro brutto Grundpreis monatlich. Das summiere sich mit dem Arbeitspreis von etwa elf Cent auf 200 Euro monatliche Abschläge. „Die Kosten sind aus unserer Sicht viel zu hoch, und jetzt müssen wir das schlucken“, klagt Wegener.

Weiterhin habe der ZVO mitgeteilt, er müsse CO2-neutral werden, deshalb werde dem Blockheizkraftwerk noch eine Pelletheizung hinzufügt. „Auf die Frage, wer das bezahlt, gibt es keine Antworten“, sagt Kraus. Fussy findet: „Das ist schon ein sehr fragwürdiges Konzept.“ Der ZVO teilt dazu mit, der Einsatz eines Pelletkessels sei lediglich ein Szenario in der Planung hin zu einer „vollständigen Dekarbonisierung“. Kurzfristig sei eine solche Installation nicht geplant.

Von einer rein klimaneutralen Wärmeversorgung spricht der Zweckverband nicht. „Prognosen vor Projektbeginn gingen von einem Anteil von etwa 30 Prozent erneuerbarer Energie aus“, sagt ZVO-Sprecherin Katharina Mangelsen. Das hatte bei der Erschließung des Baugebiets noch etwas anders geklungen. Damals hatte es geheißen, die Sonne heize die Häuser, und wenn sie nicht genug scheine, komme zur Unterstützung eine Wärmepumpe hinzu. Mit Gas betriebene Blockheizkraftwerke sollten die Versorgung in besonders harten Wintern sicherstellen. Die Häuslebauer gingen von einem Leben ohne Gasheizung aus.

Die Wärmeversorgung erfolge aus einer Kombination von Solarthermie, einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe und zwei Blockheizkraftwerken (BHKW), heißt es jetzt vom ZVO. Und weiter: „Die Blockheizkraftwerke ergänzen in der Heizperiode die benötigte Energie.“ Wie viel die Komponenten zur Wärmeversorgung beitrügen, schwanke saisonal und hänge vom Wetter und der Gebäudenutzung ab.

Der Zweckverband weist den Vorwurf, die Fernwärme sei zu teuer, zurück. Die Wärmepreise im Baugebiet Zum Lilienberg seien die niedrigsten in Schleswig-Holstein. Darin enthalten seien neben den reinen Energiekosten der Betrieb, die Wartung und Instandhaltung der „innovativen Infrastruktur“.

Mangelsen teilt schließlich mit, dem ZVO sei an einer offenen und transparenten Kommunikation mit den Bewohnern gelegen. Die werde bereits umgesetzt. Das sehen die drei Bauherren allerdings etwas anders. und sas
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