Nach 40 Jahren beenden Christina und Volker Liebrecht ihre Modegeschichte, die 1984 mit einem 15 Quadratmeter kleinen Laden etwas abseits der Kurpromenade begann. „Eigentlich eine unmögliche Lage“, sagt Volker Liebrecht heute, „aber es lief sofort bombastisch.“
Der Hotelkaufmann und seine Frau, die ihren Abschluss an einer Modeschule absolviert hatte, boten exklusive Mode in Timmendorf an, weil die entsprechende Klientel bereits dorthin reiste und ihre Partys feierte. „Aber hochwertige Geschäfte für diese Zielgruppe fehlten damals“, erklärt Christina Liebrecht.
Das „Christina‘s“ startete mit Marken wie Prada und Stone Island. 1987 zog das Ehepaar mit seinem Geschäft an die Kurpromenade, direkt am Timmendorfer Platz, und baute kurz darauf noch an. „Fünf Jahre nach Geschäftseröffnung hatten wir 200 Quadratmeter und sieben Mitarbeiter“, bilanziert Volker Liebrecht. Im Sortiment fanden sich Gucci, Jil Sander, Dolce & Gabbana – „absoluter Luxus war oberstes Gesetz“, meint er. Monatlich seien sie nach Mailand gefahren oder nach New York. „Um diese Mode verkaufen zu können, muss man zum inneren Kreis Zugang haben.“
Zahlreiche Prominente kamen zum Shoppen ins „Christina‘s“: Udo Lindenberg, Scooter-Frontmann H.P. Baxxter, der Schauspieler Götz Otto, die Sängerin Sarah Brightman und der Sänger Ben Zucker fallen den Liebrechts spontan ein. Sie luden zu zahlreichen Events, etwa zu Modenschauen mit Sportwagen-Präsentation, Champagner und Gourmet-Häppchen aus dem Sterne-Restaurant „Orangerie“.
Nach Schwierigkeiten mit einem neuen Vermieter wechselte das „Christina‘s“ 2008 an den jetzigen Standort, den Kreisel Strandallee/Poststraße. Bewährte Marken blieben, weitere – wie Ralph Lauren, Bruno Cucinelli oder Moncler – kamen hinzu. „Man muss eine Nase für die Mode haben und wissen, was kommt und was geht“, erklärt Volker Liebrecht. Ein Designer-Wechsel sei meist ein schlechtes Zeichen, ergänzt Christina Liebrecht: „Als Tom Ford Gucci verließ, war klar, dass es mit dieser Marke erst einmal vorbei ist.“
Die Kunden im „Christina’s“ gaben erwartungsgemäß gern und viel Geld aus, Spitzenreiter bis zu 25.000 Euro am Tag, berichtet Volker Liebrecht. Generell hätten die Norddeutschen aber ihre Grenzen: Sie zahlten keine absurden Summen für einzelne Stücke und bevorzugten tendenziell einen konservativen Stil in Dunkelblau anstatt schrille Verrücktheiten.„Wir haben hier ein tolles Leben gehabt und einen Riesen-Job gemacht“, findet Volker Liebrecht. Jetzt sei es aber an der Zeit, aufzuhören: „Wir hatten 40 Jahre lang kein freies Wochenende, nur eine Woche Urlaub pro Jahr und standen jeden Tag im Geschäft.“
Einen Nachfolger für ihr Konzept hätten sie trotz langer Suche nicht gefunden, sagt Christina Liebrecht. Deshalb übernimmt die Räume am Kreisel ein deutscher Hersteller von Damenmode, der mit dem „Christina‘s“ keine Verbindung hat.
Das Geschäft hat noch bis Anfang Januar geöffnet, die noch vorhandene Ware geht zu günstigeren Preisen über den Tresen. Christina und Volker Liebrecht wollen künftig ihr Privatleben genießen, sowohl in Südeuropa als auch in ihrem Penthouse in Timmendorfer Strand. Beim Shoppen an der Kurpromenade wird man sie allerdings kaum antreffen. „Ich shoppe nicht gern“, erklärt Volker Liebrecht und lacht. „Unsere Schränke sind voll.“