Als Grund nannte der Verkehrswendebeauftragte der Hansestadt Lübeck, Michael Stödter, jetzt im Bauausschuss die geänderte geopolitische Lage. Es gebe eine EU-Verordnung zur Sicherheit in Hafenanlagen, den sogenannten ISPS-Code (International Ship and Port Facility Code). Die „Maritime Gefahrenabwehr“ sieht vor, dass nur bestimmte Personen Zugang zu Hafenanlagen bekommen dürfen. Es muss Zugangskontrollen geben. „Ein aktueller EU-Inspektionsbericht hat jetzt klargestellt, dass Fahrgäste in einem Bus einen unkontrollierten Zugang darstellen“, sagte Michael Stödter.
Die Regelung gilt zwar grundsätzlich für alle Häfen. Der Skandinavienkai ist jedoch ein Sonderfall. Vor 20 Jahren wurde die alte Travemünder Landstraße für die Hafenerweiterung aufgegeben. Seitdem fahren die Busse über das Hafengelände. In Kiel beispielsweise gibt es keine vergleichbare Linienführung.
Die Hansestadt Lübeck, Stadtwerke mobil und die Tochter LVG haben noch versucht, mit der zuständigen Wasserschutzpolizei eine Lösung zu finden. Verbesserte Zugangstechnik, bessere Videoüberwachung oder gar die Eskortierung der Fahrgäste durch Sicherheitspersonal wurden diskutiert. Doch kein Vorschlag hielt den Regularien Stand. Die Idee, eine ÖPNV-Trasse als „Löwengang“ baulich abzutrennen, wurde ebenfalls verworfen. „Das hätte den Hafenbetrieb beeinträchtigt“, sagte Stödter. So blieb nur die Schließung der ÖPNV-Trasse.
Für den neuen Fahrplan, der ab 15. Dezember gilt, bedeutet das kurzfristige Änderungen. Die drei betroffenen Linien werden künftig über die Ivendorfer Landstraße geführt und umfahren so den Skandinavienkai. Problem: Was tun mit Passagieren, die die Fähren als Fußgänger nutzen wollen?
Vom Bahnhof Skandinavienkai ist der Skandinavienkai künftig nicht mehr erreichbar, weil die Weiterfahrt mit dem Bus unterbunden ist. Die nächstgelegene Bushaltestelle zum Hafenhaus ist an der Ovendorfer Straße und rund 1,2 Kilometer entfernt – zu weit für Reisende mit Koffer. Hansestadt Lübeck und Stadtwerke wollen aber auch keine der bestehenden Linien zum Hafenhaus fahren lassen. Der Umweg von sieben bis acht Minuten würde den sorgsam geplanten Bustakt zwischen Kücknitz und Lübeck durcheinander bringen. „Das würde Fahrgäste kosten.“
Die nun gefundene Lösung bezeichnete Michael Stödter als „hemdsärmelig“. Wegen der Sperrung der oberen Beckergrube ist der Doppeldecker, der als Open-Air-Bus normalerweise Touristen durch die City transportiert, für zwei Jahre arbeitslos. Er soll jetzt als Linie 36 fahren und alle halbe Stunde bis Stunde den Kücknitzer Bahnhof mit Gewerbegebiet und Hafenhaus verbinden. Kostenpunkt: 550.000 bis 600.000 Euro pro Jahr. Personal gibt es dafür eigentlich nicht, Fahrer müssen Überstunden leisten. „Das ist eine große Anstrengung. Respekt an die Stadtwerke mobil“, sagte Michael Stödter. Mittelfristig solle die Linie 33 vom Roten Hahn bis zum Hafenhaus verlängert werden.
„Wir haben das alles sehr intensiv diskutiert. Ein fader Beigeschmack ist geblieben“, sagte Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos). Eine Hoffnung ist, dass Politik und Verwaltung derzeit über den Bau einer zweiten Zufahrt für Travemünde diskutieren. Eine der geplanten Varianten würde die Möglichkeit für eine bessere Busanbindung ermöglichen, sagte Stadtplaner Christian Stolte. „Aber das hilft kurzfristig nicht weiter.“