Aus den Händen der Kieler Bildungsministerin Karin Prien nahm Redmann den Schlüssel in Empfang. Bis zuletzt hatte es noch Sorgen im MHL-Präsidium gegeben, dass angesichts der knappen Kassen des Landes die 4,75 Millionen Euro für den Ankauf des Bundesbank-Gebäudes am Holstentorplatz nicht fließen könnten. Aber ein Bündnis aus lübscher Politik und Gesellschaft – ganz vorne die Possehl-Stiftung mit ihrer vier Millionen Euro-Spende für den Umbau – ermöglichte den epochalen Coup.
„Wir haben uns auch schon einen Arbeitstitel überlegt“, sagte der MHL-Präsident, bevor er die kleine Gästerunde zum Rundgang ins Gebäude einlud, „wir würden gerne aus der Bundesbank eine Notenbank machen.“
Warum die zusätzlichen rund 4000 Quadratmeter so enorm wichtig sind, erläuterte er ebenfalls: „Erstens braucht Musikausbildung Veranstaltungsräume. Zweitens steht im Zentrum der musikalischen Ausbildung der Kleingruppenunterricht. Dazu braucht es differenzierte Raumgrößen. Und drittens benötigen die Studierenden für ein erfolgreiches Studieren Überäume.“
Und als man damals die Flächen von ungefähr 6000 Quadratmetern auf der Altstadtinsel bezogen habe, seien 250 Studierende an der MHL gewesen. Heute seien es 450; dazu kämen weitaus höhere Standards.
Der Neuerwerb besteht aus zwei Gebäudeteilen, dem Altbau aus den 1930er-Jahren sowie dem Neubau. „Der schönste Raum ist die ehemalige Schalterhalle“, kommentiert Redmann beim Eintritt in die hohe Kundenhalle mit zwei präsenten Stützpfeilerreihen. An der westlichen Stirnwand blickt man auf das unter Denkmalschutz stehende, imposante Wandgemälde „Heinrich der Löwe“.
Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Passend dazu sagt Uwe Nebgen, Präsident der Hauptverwaltung der Bundesbank aus Hamburg, dessen Karriere nach seinen Worten genau hier im Gebäude begonnen habe: „Dahinten links steht immer noch der Tisch des Kab, also des Kassenaufsichtsbeamten.“
Vorstellungen, wie man die Räumlichkeit in Zukunft nutzen will, sind bereits im MHL-Präsidium vorhanden. So erklärte Kanzler Andreas Nabor: „Aus der Halle könnte ein halböffentlicher Raum werden, der flexibel untergliedert ist – zum Beispiel in einen Coworking-Space, ein Laboratorium, eine Produktionsstätte für studentische Projekte und Gründungsideen, die hier präsentiert werden könnten.“
Auch für das Obergeschoss im Altbau, wo sich bisher vor allem Wohnungen befinden, gibt es schon Pläne. „Hier würden sich verschiedene Nutzungen anbieten, entweder für die Verwaltung oder auch Räume für die künstlerische Lehre und Praxis“, sagte Nabor.
Dann geht es schließlich durch einen gläsernen Verbindungsgang, der mal zu einem barrierefreien Haupteingang der „Notenbank“ werden könnte, in den dreigeschossigen Erweiterungsbau aus dem Ende der 1990er-Jahre. Dort ist das ehemalige Herzstück, der Tresor, zu finden, der sich über drei Etagen erstreckt. Dort lagerten hinter dicken Mauern, Böden und Decken sowie Gittern einst Banknoten und -münzen sowie wohl auch Goldbestände.
„Das, was wahrscheinlich anderen neuen Nutzern extremes Kopfzerbrechen bereitet hätte, hat bei mir ein ‚echt cool‘ hervorgelockt“, sagt MHL-Kanzler Andreas Nabor. „Denn hier haben wir einen Veranstaltungsraum für moderne Musik, für intermediale Musik, für Videoinstallationen, für technologieorientierte Klangkunst. Bisher hatten wir dafür noch keine Räume.“
Und sein Kollege Redmann ergänzt: „Konzerte im Tresor – was könnte schöner den Wert von Musik symbolisieren...“ Uwe Nebgen von der Bundesbank gibt ebenfalls noch etwas zum Besten: „Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich morgens zitternd mit dem Gedanken ,hoffentlich bekommst du die Kombination wieder hin‘ vor dem Tresor stand.“ Aber es sei ja zum Glück immer gut gegangen.
Wie ist nun der weitere Zeitplan? Andreas Nabor hofft, dass 1000 Quadratmeter Fläche bereits im nächsten Jahr genutzt werden können und führt dazu die Gäste ins sogenannte Direktorenzimmer, das unter Denkmalschutz steht. „Dieser Raum ist sofort nutzbar. Flügel rein, und schon hätte man einen Raum für Kammermusik“, sagt er.
Ein weiteres Viertel der Fläche sei dann in zwei Jahren nach niedrigschwelligen Umbaumaßnahmen nutzbar und das ganze Ensemble so perspektivisch Richtung 2030, sagte Nabor. Der Verantwortung ist sich die MHL-Spitze jedenfalls bewusst – „was wir heute überlegen, wird die Musikhochschule über mehrere Generationen beeinflussen.“