„Der Einzelhandel ist in einer schwierigen Phase“, erklärt Meyer, der die Strandpassage in Timmendorf mit mehreren Modegeschäften betreibt. Die Menschen seien in puncto Kaufbereitschaft zurückhaltend und machten zudem kürzer und preisbewusster Urlaub. Das sei auch in der Premium-Destination mit eher wohlhabendem Publikum zu spüren.
Hinzu komme die im März 2023 eingeführte Parkgebühr auf den zuvor kostenlosen Großparkplätzen, sagt Heinz Meyer. Von null auf zwölf Euro pro Tag in der Hauptsaison und sechs Euro in der Nebensaison seien die Kosten gestiegen. „Das ist Gift für die Gewerbetreibenden“, sagt der Aktivgruppen-Chef. Er hat bislang vergebens für einen Verzicht auf die Gebühren zumindest in den Wintermonaten gekämpft.
Die Leerstände in Timmendorfer Strand weisen unterschiedliche Dimensionen auf. Der kleinste Laden ist ein 24-Quadratmeter-Geschäft in der Zeile am Alten Rathaus, der größte Leerstand misst 604 Quadratmeter auf zwei Ebenen und befindet sich in der Kurparkpassage. Eine ehemalige Buchhandlung in der zweiten Reihe in der Strandstraße gehört dazu, aber auch mehrere Bekleidungsgeschäfte in Top-Lage an der Kurpromenade, die zur Vermietung angeboten werden.
Nicht alles seien Geschäftsaufgaben, erklärt Meyer. „Es gibt mehrere Wechsel, weil die bisherigen Betreiber in den Ruhestand gehen.“ Das gelte beispielsweise für das „Christina‘s“, ein Modegeschäft am Kreisverkehr „China-Teller“. Die Inhaber ziehen sich nach 40 Jahren ins Privatleben zurück. Ein neuer Betreiber folge unter neuem Namen und mit neuem Angebot, heißt es.
Ein anderer Wechsel vollzieht sich gegenüber vom Kreisverkehr: Die Drogerie Rossmann ist ausgezogen, in diesen Räumen eröffnet demnächst eine Filiale des Konkurrenten Budnikowsky. Die zum Teil exorbitanten Ladenmieten dürften ein weiterer Grund für Leerstände im noblen Timmendorf sein. Spitzenreiter ist ein 104-Quadratmeter-Geschäft an der Kurpromenade, das für 80 Euro pro Quadratmeter zu vermieten ist – macht stolze 8320 Euro im Monat. Ebenfalls an der Kurpromenade sind 59 Quadratmeter für 4200 Euro monatlich zu haben. Beispiele zum Vergleich: Nahe der Haffkruger Seebrücke ist ein Geschäft für 33 Euro pro Quadratmeter zu haben, in der Lübecker Innenstadt ist ein Laden für monatlich 47 Euro pro Quadratmeter frei.
Auch an der Timmendorfer Strandallee sind Geschäfte günstiger – ab 23 Euro pro Quadratmeter – zu vermieten. Der 604-Quadratmeter-Leerstand in der Kurparkpassage wird diesbezüglich mit 27 Euro angepriesen, was allerdings eine Gesamtkaltmiete von 16.308 Euro ergibt.
„Für diese Größe gibt es keinen Bedarf in Timmendorfer Strand“, erläutert Heinz Meyer. Die Fläche müsste zu kleineren Läden umgebaut werden. „Und im oberen Stock wären am besten Dienstleister oder Büros untergebracht.“
Der Aktivgruppenchef geht davon aus, dass nur wenige Leerstände in Timmendorf bleiben werden. Auf diese will er ein Auge haben. „Ein-Euro-Läden sind bei uns nicht erwünscht.“ Ein solcher habe sich zwar vor gut zehn Jahren im Ort angesiedelt. „Aber dann habe ich die Immobilien gekauft“, berichtet Meyer, „und dort eines meiner Geschäfte eröffnet.“