Haffkrug. Als würde die Ostsee einmal aufgekocht oder ein gewaltiges Tier in der Tiefe für Wirbel sorgen: So kräftig sprudelt es zurzeit immer wieder auf der Wasseroberfläche vor Haffkrug. Bei der Einweihung der neuen Seebrücke und auch zuvor wurde das kleine Spektakel bei ruhiger See immer wieder beobachtet und unter anderem bei Instagram gepostet.

Die möglichen Erklärungen in den Kommentaren reichen von austretendem Methan über Kriegsmunition bis hin zu einem – wenn auch recht flachen – U-Boot. Dabei ist die Antwort auf die Ursache für das Blubbern auf dem Wasser ganz einfach: Wasser. Bereits im Februar 2022 hatte Hobbytaucher Stefan Reimer an der Stelle, an der zuvor die Pfähle der alten Seebrücke entfernt worden waren, ein Naturschauspiel festgehalten: Wie Rauchschwaden stieg aus Löchern offenbar klares Wasser auf.

Der Verdacht kam auf, dass es sich um sogenannte Raucher handeln könnte – hydrothermale Quellen am Meeresboden, die sich oft in mehreren Kilometern Tiefe befinden. Doch dass es in der Ostsee bei Haffkrug solche Raucher geben könnte, schließt ein Experte des Geomar-Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel auf erneute LN-Anfrage aus.

„Es handelt sich nicht um schwarze Raucher, da diese an vulkanische Aktivität gebunden sind, die es in der Ostsee nicht gibt“, erklärt Prof. Klaus Wallmann vom Geomar. „Auch ein Austritt von natürlichem Erdgas ist eher unwahrscheinlich, da diese Austritte normalerweise so schwach sind, dass man sie an der Oberfläche nicht sehen kann.“ Für genauere Aussagen wären Messungen erforderlich.

Diplomingenieur Andreas Geist ist Leiter des Bereichs Tiefbau bei der Gemeinde Scharbeutz und kennt den Küstenabschnitt gut. Er ist sich sicher, dass es sich um sogenanntes artesisches, gespanntes Wasser handelt, also oberflächennahes Grundwasser. Dieses laufe unterirdisch auf einer Lehmschicht und trete unter anderem im Bereich der Ostsee aus. Am stärksten sei es auf der Ostsee in Haffkrug zu sehen, vor allem, wenn es viel geregnet hat. Der Geomar-Experte stimmt zu: Auch Wallmann ist der Ansicht, dass artesisches Wasser eine Ursache für das Phänomen vor Haffkrug sein könnte. Bereits bei der Entdeckung des Tauchers im Februar 2022 hatte Andreas Geist auf artesisches Wasser getippt.

Wer sich selbst das Blubbern anschauen möchte: Seit wenigen Tagen lädt die neue Seebrücke von Haffkrug zum Schlendern ein – und zum Bestaunen kleiner Naturphänomene. stn