Simon Schulz und Joachim Schmidt-Uwis hören das gerne. Die beiden Kommunalpolitiker gehören zur Wählervereinigung Bürger für Heiligenhafen, die das Projekt angeschoben hat. „Wir sehen, dass die Straßen und Parkplätze voll sind und die Busse leer durch die Stadt fahren“, sagt Schulz auf die Frage, was die Motivation sei, den Gratis-ÖPNV auf die politische Agenda zu hieven.
Insgesamt acht Buslinien umfasst das Angebot. Nicht alle sind von morgens bis abends, an jedem Tag oder zu jeder Jahreszeit unterwegs. „Die Hauptlinien sind 1, 570, 580 und 590″, erzählt Schmidt-Uwis. Wichtig für beide: Seit vergangenem Jahr wird Heiligenhafen durch einen Stundentakt abgedeckt. Zum Start des Projekts mischen sich die Kommunalpolitiker unter die Fahrgäste, um ins Gespräch zu kommen. Unter ihnen hat die Neuheit längst die Runde gemacht.
Und dennoch ist am ersten Tag ein bisschen Aufklärungsarbeit vonnöten. „Es braucht keinen Nachweis oder eine Fahrkarte. Das gilt für jeden Bus des ÖPNV, der durch Heilgenhafen fährt“, kommuniziert Schmidt-Uwis. In der Bevölkerung hätten zunächst unterschiedliche Informationen die Runde gemacht, sagt Schulz.
An der Haltestelle Kattsund ist jede Menge los. Kein Wunder. Sie liegt zentral zwischen Altstadt, Binnensee und Hafen. Julia und ihr Sohn Lukas steigen in die Linie 580. Sie fahren schon das zweite Mal Bus an diesem Tag. „Ohne Kosten, das ist klasse. Sonst wären wir nicht gefahren“, sagt Julia.
Bisher wurden für eine Einzelfahrt 2,30 Euro (ermäßigt 1,40 Euro) fällig. Für eine Tageskarte werden 6,20 Euro fällig. „Für eine Familie mit zwei Kindern ist man hin und zurück bei 14,80 Euro“, sagt Schmidt-Uwis vor. „Es rechnet sich also. Und das nicht nur für die Menschen, sondern auch die Umwelt“, sagt Schulz.
Der Bus hält, die Tür geht auf und Fahrgäste steigen ein. Unter ihnen Felix. Der 17-jährige Heiligenhafener fährt drei- bis viermal Bus in der Woche − unter anderem, um Freunde zu besuchen. „Ich weiß vom Start heute“, sagt er sofort und fügt hinzu: „Die Idee ist spitze. Es wäre toll, wenn mehr Orte mitmachen.“
Schmidt-Uwis nickt und sagt: „Es ist unser Wunsch, dass die Nachbarkommunen aufsteigen und sich uns anschließen. Das wäre ein riesiger Erfolg und würde noch mehr Menschen zum Umsteigen bewegen.“ Erste Versuche, den ÖPNV besser in die Spur zu bringen, gibt es auch im restlichen Ostholstein. Fehmarn plant seit geraumer Zeit, eine entsprechende Offensive für Ostseecard-Inhaber und Einheimische. „Im kommenden Jahr werden wir das Thema politisch beraten und entscheiden“, sagt Tourismuschef Oliver Behncke.
Eutin ließ die Menschen 2022 sieben Wochen kostenlos fahren − mit verhaltener Resonanz. Immerhin: Urlauber bezahlen mit der Ostseecard zwischen Neustadt (mit Rettin und Pelzerhaken) und Travemünde einen Euro pro Fahrt. Und: In Grömitz fährt im Juli und August das kostenlose Sonnen-Shuttle für Touristen und Einheimische.
Auch anlassbezogen gibt es Angebote. So will Eutin in diesem Jahr dem hohen Verkehrsaufkommen zum Stadtfest (16. bis 18. August) etwas entgegensetzen. Das Busfahren mit den Linien 1 bis 6 ist an den drei Tagen gratis. Freitag und Samstag sind bis 23 Uhr zusätzliche Abendfahrten eingerichtet.