Unter ihnen 900 Eutiner, die bei einer Verlosung Karten für den besonderen Abend gewonnen hatten und zahlreiche Prominente. Sie alle durften als erste die neuen Sitze testen, die Akustik bewerten und bei einem Glas Sekt entlang des Bohlenwegs direkt am Fuße des Eutiner Sees flanieren.
Den Elphi-Vergleich griff auch Eutins Bürgermeister Sven Radestock auf. Er kürzte die Seebühne kurzerhand mit „Sebü“ ab und meinte mit einem Augenzwinkern: „Bescheiden wie wir Norddeutschen sind, will ich nur sagen: Wahrscheinlich haben wir eine der schönsten Spielstätten in ganz Europa geschaffen.“
Dem stimmte Andreas Leicht, Geschäftsführer des Hansaparks, zu. Er sagte schon nach einem ersten Rundgang: „So eine außerordentliche Architektur gibt’s kein zweites Mal. Da müsste man schon bis Italien fahren, um etwas Vergleichbares zu sehen.“ Mit dem Statiker habe er auch schon gesprochen. „Der prüft nämlich auch bei uns, da ist noch reichlich Puffer bei der Tribüne“, sagt er lachend.
Ebenfalls vor Ort und derzeit im Eröffnungs-Fieber war Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). „Erst Kieler Woche, heute hier, dann die Premiere der Karl-May-Spiele und zwischendurch fegen wir bei den EM auch noch die Dänen weg“, sagte er und sorgte für einen Zwischenapplaus der offenbar nicht nur kultur-, sondern auch fußballinteressierten Zuschauer.
Den Bau, der insgesamt 16,5 Millionen Euro gekostet hat, bezeichnete er als Juwel im kulturellen Leben des Landes. „Damit haben Sie eindrucksvoll gezeigt, dass Ihnen die Kultur in Ihrer Region wichtig ist“, sagte Günther mit Blick auf die Finanzierung der Stadt.
Das aber wohl Wichtigste: Auch die Gäste aus Eutin und Umgebung waren begeistert. Hilde und Folker Westfal hätten die Seebühne eigentlich erst im Laufe der Spielzeit gesehen, für drei Abende haben sie Karten. „Aber wir hatten Glück, unsere Freunde sind im Urlaub und haben uns ihre Karten geschenkt“, erzählen die Timmendorfer. „Der erste Eindruck ist ganz wunderbar.“
Anfreunden müssen sich einige Besucher noch mit den Metallsitzen. „Sie schnappen sehr schnell hoch, sobald man aufsteht“, sagt eine Seniorin. „Gar nicht so einfach, sein Sitzkissen zu positionieren.“ Und auch der direkte Übergang vom Bohlenweg zum See war ein großes Thema. Viele Besucher waren verwundert, dass im mittleren Teil kein Geländer vor dem Sturz ins kühle Nass schützt.
Bis zur Premiere am 5. Juli stehen noch einige Arbeiten an – die Anbringung eines Geländers ist allerdings nicht geplant. Zu tun gibt es dennoch einiges: „Die Bühne wird noch über ein Notstromaggregat versorgt und der Orchestergraben ist noch nicht regendicht“, sagt Geschäftsführer Falk Herzog. „Aber die Bühne ist bespielbar und die Sitze bequem.“
Insgesamt 1945 Zuschauer finden in 21 Sitzreihen Platz. Wer noch Karten für den Freischütz (ab 19. Juli) oder Jesus Christ Superstar (ab 5. Juli) haben möchte, muss sich allerdings beeilen. „43.000 Karten sind bereits verkauft, damit haben wir alle Rekorde der letzten 75 Jahre gebrochen“, sagte Falk Herzog.
Rekordverdächtig war auch die Planungs- und Bauzeit von sechs Jahren. „Da können sich andere was von abschauen“, sagte Herzog. „Ich weiß, die Eutiner sind von Herzen kritisch gegenüber allem. Aber diese neue Bühne ist endlich mal wieder ein guter Grund, stolz zu sein.“