Produziert werden in Pansdorf unter anderem Präzisionsmaschinen und Fertigungsstraßen für die Wärmetauscherindustrie. Infolge der Coronapandemie und der Ukraine-Krise sei die Nachfrage erheblich gesunken. Die Automobilindustrie habe sich mit Neuaufträgen stark zurückgehalten. „Der eingeleitete Sanierungsprozess hatte nicht den erhofften wirtschaftlichen Erfolg gebracht“, sagt Schmid-Sperber.
Ende Mai wurde das Insolvenzverfahren vor dem Amtsgericht Eutin eröffnet. Betroffen sind 144 Mitarbeiter. Sie erhalten noch bis Ende Juli Insolvenzgeld. „Bisher hat niemand von ihnen gekündigt“, betont der vorläufige Insolvenzverwalter. Er führt das Unternehmen aktuell fort und will versuchen, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Die Aussichten seien gut: „Die Schöler GmbH ist ein beeindruckendes Beispiel für die Innovationskraft, Relevanz und Resilienz eines schleswig-holsteinischen Hidden Champions“, sagt Schmid-Sperber. „Ich freue mich auf die Herausforderung, das Unternehmen gemeinsam mit der Geschäftsführung und den engagierten Mitarbeitern wieder auf Erfolgskurs zu bringen.“
Dafür gebe es zwei Wege. Denkbar sei, dass die bisherigen Eigentümer den Betrieb restrukturieren und eine Lösung zur Fortführung suchen. Plan B: Das Unternehmen wird verkauft und von einem neuen Investor geführt. Der Investorenprozess laufe bereits auf Hochtouren, sagt Reinhold Schmid-Sperber. Entsprechende Interessenten gebe es, erste Besichtigungen vor Ort hätten bereits stattgefunden. Schmid-Sperber hofft, dass es bis Ende Juli einen ersten Plan gibt, wie es weitergeht.Immerhin die Auftragslage habe sich in den letzten Wochen wieder verbessert. Langfristig sorgt sich der Insolvenzverwalter nicht um den Bestand des Unternehmens. Wärmetauscher seien ein nachweislich praktikabler und wirtschaftlich einsetzbarer Baustein einer nachhaltigen Energieversorgung, die heute mehr denn je gebraucht werde. Insbesondere bei Elektrofahrzeugen seien Wärmetauscher unverzichtbar, sodass die Kaufzurückhaltung nur vorübergehend sein dürfte.
Das Familienunternehmen wurde 1928 in der Slowakei vom Großvater des heutigen geschäftsführenden Gesellschafters gegründet. Während des Zweiten Weltkriegs musste die Familie fliehen und kam so nach Lübeck. 1959 wurde der Sitz nach Pansdorf verlegt. Mittlerweile wird das Unternehmen von der dritten Generation geführt, drei Geschäftsführer waren zuletzt verantwortlich.
Schöler bezeichnet sich selbst als den weltweit führenden Systemlieferanten und Anlagenbauer für die Wärmetauscherindustrie. Sitze hat Schöler auch in den USA und China. Beide Standorte, an denen insgesamt sechs Mitarbeiter tätig sind, sind von der Insolvenz unberührt. Die dortigen Firmen sind eigenständige Gesellschaften. In aller Welt sind auch die Kunden des Unternehmens: Zehn Prozent der Abnehmer für die Produkte Schölers sitzen in Deutschland, und jeweils 45 Prozent in Europa und Übersee.