Polizeisprecher Maik Seidel empfiehlt, vor allem bei Online-Inseraten vorsichtig zu sein. Dies gelte in erster Linie bei Inseraten von privat. Er rät: „Nehmen Sie in jedem Fall telefonisch Kontakt zum vermeintlichen Anbieter auf. Von seriösen Anbietern werden in der Regel vorab keine Zahlungen gefordert.“ Die Polizei warne davor, Zahlungen zu tätigen, ohne das Objekt besichtigt zu haben und von Angesicht zu Angesicht mit dem echten Eigentümer oder der Maklerfirma gesprochen zu haben. Weiter betont er: „Auf keinen Fall sollte man Ausweiskopien oder Bankverbindungen an unbekannte oder nicht vertrauenswürdige Empfänger versenden.“ Ein Indiz für eine unseriöse Anfrage sei zum Beispiel auch, wenn jemand zur Verifizierung seiner Person ungefragt ein Ausweisfoto zusenden wolle.
Arne Hartwig, Sprecher von Immoscout24, weiß genau, was Fälle wie der in Niendorf zur Folge haben können. Er sagt: „Betrug kann mitunter zu erheblichen finanziellen Verlusten und emotionalem Leid für die Opfer führen. Eines haben dabei fast alle Maschen gemeinsam. Sie packen ihre potenziellen Opfer bei den eigenen Bedürfnissen – bei der Hoffnung auf einen unerwarteten Geldsegen oder aus einer Notlage herauszukommen.“ Betrüger würden die aktuell angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt ausnutzen und lockten mit attraktiv wirkenden Angeboten, die zu schön sind, um wahr zu sein.
Hartwig teilt weiter mit: „Die Betrugsversuche sind über die letzten Jahre dabei in ihrer Anzahl gesehen recht konstant auf einem niedrigen vierstelligen Bereich, unterliegen allerdings immer wieder saisonalen Schwankungen.“ Durch kontinuierlich verbessernde technische und manuelle Maßnahmen würden etwa 70 Prozent der Betrugsfälle bereits vor Veröffentlichung erkannt. Nicht abschätzbar sei, wie häufig Nutzer tatsächlich auf die Masche hereinfallen würden, da nicht jeder Vorgang automatisch gemeldet werde.
Der Immoscout24-Sprecher sagt weiter: „Um unsere Nutzerinnen und Nutzer darüber hinaus vor Daten-Phishing zu schützen, bieten wir ihnen den Multifaktor-Login an, dessen Aktivierung wir im Geschäftsjahr 2023 schrittweise für besonders gefährdete Kunden verpflichtend eingeführt haben.“ Nach der Einführung habe das Unternehmen eine Betrugsreduzierung um 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum feststellen können. Jedoch könne man Betrugsfälle nicht komplett verhindern.
Darüber hinaus prüfe man jedes neue Inserat automatisch, um eventuelle Faktoren, die für einen Betrug sprechen, zu entdecken. Genau angeschaut würden dabei unter anderem die angegebene Zahlart, die angegebene Mail-Adresse und das Verhältnis von Quadratmeterpreis zu den Nebenkosten. Ebenfalls komme Künstliche Intelligenz zum Einsatz, welche aus dem Verhalten unseriöser Anbieter lerne.
Menschen, die eine Immobilie suchen, rät Arne Hartwig: „Achtung bei unverhältnismäßig günstigen Angeboten für die Lage! Der Preis dient oft als Köder bei einem Betrugsversuch.“ Weitere Indizien für Fake-Anzeigen seien unvollständige Objektbeschreibungen, fehlende Wörter in Sätzen und Fotos, die nicht zur angegebenen Lage passen würden. Fehlende Nebenkosten und eine Kommunikation auf Englisch seien ebenfalls ein Hinweis. Wer sich bei einer Anzeige unsicher ist, solle dies Immoscout24 melden.