„Das Tourismusjahr 2023 war hinsichtlich der Gäste- und Übernachtungszahlen eines der erfolgreichsten Jahre für Timmendorfer Strand und Niendorf“, bestätigt Silke Szymoniak, Marketingleiterin bei der Timmendorfer Tourismus GmbH. Die Timmendorfer Tourismusexperten haben gerade die Statistiken analysiert. Szymoniak: „Grundsätzlich scheint Timmendorfer Strand von dem deutlichen Trend des zunehmenden Inlandstourismus profitiert zu haben. Wir hatten unsere Marketing-Maßnahmen in dieser Hinsicht insbesondere für die nebensaisonalen Zeiten verstärkt.“ Kleiner Wermutstropfen: Die Gäste reisen deutlich kurzfristiger an und bleiben auch kürzer. Deshalb spielen auch nicht beeinflussbare Wetterprognosen eine wichtigere Rolle.
Allerdings gilt natürlich auch der alte Leitsatz: Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Mit 9018 Betten ist Timmendorfer Strand nach Grömitz (mehr als 10 000 Betten) der Ort mit den meisten Beherbergungsbetrieben. Daher kommen natürlich bei guter Buchungslage an der Ostsee auch mehr Urlauber dorthin.
Um herauszufinden, wer am erfolgreichsten Tourismus betreibt, wäre der wichtigste Indikator die Auslastung: Wie viele Übernachtungen pro Bett wurden im Jahr 2023 erreicht? Das Ergebnis ist eine faustdicke Überraschung: Zwar ist Timmendorfer Strand mit 153 Übernachtungen pro Bett immer noch sehr erfolgreich, aber eben nur der zweiterfolgreichste Ort in Ostholstein. Es gibt eine Gemeinde, die bei den Top Ten der Tourismushochburgen mit den meisten Übernachtungen nur auf Platz sieben rangiert, aber in Wahrheit am erfolgreichsten ist. Und dieser Ort liegt nicht an der Ostsee: Es ist Malente!
Das Erfolgsgeheimnis Malentes ist die Spezialisierung des Ortes, die schon vor weit über 100 Jahren begann, und zwar im 19. Jahrhundert mit den ersten Lungenheilkliniken. „Wir haben heute vier Kliniken und eine auf Gruppenangebote spezialisierte Jugendherberge“, erklärt Bürgermeister Heiko Godow (CDU). Während Notfallkrankenhäuser von der Kurabgabe befreit sind, sind andere wie die Malenter Kur- und Reha-Kliniken kurabgabepflichtig und werden als Beherbergung mitgezählt.
Die Rehaeinrichtungen und Krankenhäuser sind das ganze Jahr über in Betrieb. „Dadurch haben wir eine Ganzjahresauslastung, und die Übernachtungen verteilen sich gleichmäßig auf die zwölf Monate“, erklärt Godow. Hinzu kommen Mitnahmeeffekte wie der Familienbesuch der Patienten am Wochenende oder die sogenannten „Nachbesuche“. Godow: „Menschen, die hier im Winter zur Reha sind, kommen im Sommer wieder, um dann Urlaub zu machen.“ Der große Vorteil der Ganzjahresauslastung sei, dass es keine überfüllte Hochsaison gebe, aber eben auch keine tote Zeit in der Nebensaison, stattdessen hätten die gastronomischen Angebote das ganze Jahr über geöffnet. Der Bürgermeister: „Dadurch haben wir eine hohe Tourismusakzeptanz im Ort.“
Übrigens auf Platz zwei bei den nackten Übernachtungszahlen und auf Platz drei bei der Auslastung liegt Grömitz. Das Ostseebad kommt auf 1.305.525 Übernachtungen in 2023, das sind 126 Übernachtungen pro Bett. Gezählt werden in der Statistik übrigens nur die Übernachtungen in Beherbergungsstätten mit zehn oder mehr Betten. Einzelne Ferienzimmer oder Campingübernachtungen werden nicht mit gewertet. Ansonsten wäre für Grömitz vielleicht sogar noch eine bessere Platzierung drin, denn mit neun Campingplätzen hat die Gemeinde die zweithöchste Zahl im Kreis. Nur Fehmarn ist mit 20 Campingplätzen das Camping-Mekka in Ostholstein schlechthin. Aber auch so reicht es für die Sonneninsel mit 1.253.679 Übernachtungen (122 pro Bett) für die Bronzemedaille in der Region.
Insgesamt sind es in Ostholstein eher Top Neun statt Top Zehn. Denn bei den reinen Übernachtungszahlen haben es neben Timmendorfer Strand, Grömitz, Fehmarn und Malente noch folgende Orte auf die Spitzenplätze geschafft: Scharbeutz (861.266 Übernachtungen), Heiligenhafen (639.966), Dahme (568.405), Großenbrode (333.302) und Neustadt (326.807). Dann klafft eine riesige Lücke – und auf Platz Zehn folgt Sierksdorf mit 138 489 Übernachtungen.
Insgesamt kommt Ostholstein übrigens auf 9.066.784 Übernachtungen in 2023, nur Nordfriesland hat mit 10.056.574 Übernachtungen mehr. Alle anderen Kreise und Städte sind weit abgeschlagen, auf Platz drei landet Lübeck mit 2.203.705 Übernachtungen.