Die Nachricht kam am Donnerstag von der Tourismusagentur Lübecker Bucht (Talb), die die Eröffnungsfeiern organisiert. Die für die Seebrücke in Haffkrug wird erneut verschoben, diesmal voraussichtlich auf das dritte Quartal. Wann die Feier für die Seebrücke in Scharbeutz stattfinden wird, lässt sich nach Angaben von Talb-Sprecherin Doris Wilmer-Huperz noch gar nicht sagen. Pläne für beide liegen fertig in der Schublade, jetzt hängt alles vom Fortschritt der Bauarbeiten ab.
Aber der Baufortschritt scheint nicht so schnell zu sein wie erwartet. „Es hat sich jetzt herausgestellt, dass die neue Haffkruger Seebrücke inklusive Seebrückenvorplatz leider nicht zum zunächst geplanten Termin im Juli fertiggestellt werden kann, da es Lieferverzögerungen maßgeblicher Bauteile gibt“, teilt die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) mit.
Selbstverständlich solle erst gefeiert werden, wenn die Bauarbeiten beendet sind. Daher müsse die feierliche Eröffnung der Haffkruger Seebrücke verschoben werden. „Wir rechnen damit, im Juli einen konkreten Termin für die Feierlichkeiten nennen zu können“, heißt es von Schäfer.
Es ist nicht die erste Verschiebung. Zunächst hatte die Gemeinde die Eröffnung der beiden Seebrücken für das Jahr 2023 geplant. Dann sorgte unter anderem starker Ostwind für Verzögerungen, weshalb die Eröffnungen auf Mai 2024 (Haffkrug) und August 2024 (Scharbeutz) verschoben wurden. Anschließend lautete der Termin 12. bis 14. Juli 2024 für Haffkrug und 28. September für Scharbeutz. Die zunächst veranschlagten Ausgaben für die Eröffnungsfeiern – zusammen knapp 130.000 Euro – wurden auf 80.000 bis 105.000 Euro abgespeckt.
Regelmäßig korrigieren musste die Gemeinde auch die Kosten für die spektakulären Bauwerke. Ende 2019 war von fünf Millionen Euro für die Scharbeutzer Brücke die Rede und von drei Millionen Euro für die Haffkruger Brücke. Mittlerweile liegen die Kosten für die Scharbeutzer Seebrücke bei 20 Millionen Euro und die für das Haffkruger Gegenstück bei 19 Millionen Euro. Diese Summenmonierte der Bund der Steuerzahler in seinem Schwarzbuch 2023/2024und kritisierte dabei auch das Land, das die beiden nur etwa 2,5 Kilometer voneinander entfernten Projekte zu je 90 Prozent fördert.Auch die Nachbargemeinde Timmendorfer Strand musste die Eröffnung ihrer neuen, zwölf Millionen Euro teuren und ebenfalls zu 90 Prozent geförderten Seebrücke bereits verschieben. Zunächstwar der Saisonbeginn 2023 angepeilt worden, dann der Herbst 2023, dann der Mai 2024.Mittlerweile ist Freitag, 20. September 2024, als Eröffnungstermin festgelegt worden, entsprechende Einladungskarten – „Save The Date“ – wurden verschickt. „Dieser Termin steht“, bestätigte Gesine Muus, Leiterin des Timmendorfer Kurbetriebes, jetzt auf LN-Anfrage. Für die Feier sind 100.000 Euro veranschlagt.
Dass Seebrücken ein wichtiger Faktor im Ostsee-Tourismus sind, ist unter Touristikern unbestritten. Die Gemeinde Scharbeutz mussnach dem Abriss der alten Seebrückenjetzt die zweite Saison in Folge ohne Seebrücken und mit Baustellen am Strand leben. Forderungen des Steuerzahlerbundes, die Bauwerke angesichts explodierender Kosten abzuspecken, hatte der Kieler Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) eine Absage erteilt. Sein Argument: „Seebrücken gehören zu den wichtigsten, weil attraktivsten touristischen Infrastrukturen an der Ostsee. Sie einfach wegzulassen, ist keine vernünftige Option. Schließlich ist die Ostsee einer unserer wichtigsten ,Motoren‘ für eine gute Entwicklung des Tourismus in Schleswig-Holstein.“Talb-Sprecherin Wilmer-Huperz sieht die Tatsache, dass die Seebrücken auch in diesem Sommer nicht fertig sind, als nicht sehr dramatisch an. „Grundsätzlich sind die Ostsee und der Strand die Magneten. Wir hätten uns alle gewünscht, dass alles fertig wird.“ Dass Großprojekte eine gewisse Zeit brauchen und es Verzögerungen gibt, sei aber nichts Ungewöhnliches. Das sei den Menschen von anderen Baustellen bekannt. Sollten die Brücken, die eine vielleicht früher, die andere später, fertig sein, müssen Besucher laut Talb nicht auf die offiziellen Eröffnungsfeiern warten: „Sind die neuen Seebrücken für die öffentliche Begehung freigegeben, soll jeder sie individuell auch schon vor den feierlichen Eröffnungen besuchen können.“