Die drei aus den 1960er-Jahren stammenden Heime seien mit ihren 70 bis 75 Pflegeplätzen zu klein, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. „Sie haben extreme Energieverbräuche“, sagt Bereichsleiter Gert Wadehn, und sie seien baulich nicht mehr für die moderne Pflege geeignet.
Das Beratungsunternehmen Drees & Sommer hat untersucht, ob auf den Grundstücken Elswigstraße, Wattstraße und Dornbreite neu gebaut werden kann. Ergebnis: Es geht. In der Elswigstraße würden Neubauten von Pflegeheim und Altenwohnungen zwischen 58 und 86 Millionen Euro kosten. In der Dornbreite müssten zwischen 62 und 78 Millionen Euro aufgewendet werden, in der Wattstraße zwischen 63 und 79 Millionen Euro. Dafür würden die Heime allerdings auch auf 140 Plätze erweitert werden.
Außerdem will die Stadt in der Neuen Mitte Moisling ein neues Heim mit 140 Plätzen bauen – geschätzte Kosten: 19,5 Millionen Euro. Noch nicht beziffert ist ein möglicher Standort in der Schwartauer Landstraße auf dem Gelände der ehemaligen Firma Jührs mit 101 Plätzen. Schließlich soll die Senioreneinrichtung am Behnckenhof doch nicht aufgegeben, sondern umgebaut werden, sodass 139 Einzelzimmer entstehen. Die Stadt ist mit dem Eigentümer in Gesprächen.
Sozialsenatorin Pia Steinrücke (SPD) verweist auf den steigenden Bedarf an stationären Pflegeplätzen und will Anfang der 2030er-Jahre etwas mehr als 1000 städtische Pflegeplätze bereitstellen. Sie geht davon aus, dass die neue Einrichtung in Moisling teurer wird als 19,5 Millionen Euro. Eine Zahl könne sie aber noch nicht nennen.
Für Aussagen zur Refinanzierung der Millioneninvestitionen sei es noch zu früh. „Dies gilt grundsätzlich auch für die Investitionskostenanteile für die Bewohner“, sagt die Senatorin auf LN-Anfrage. Durch die neuen, energieeffizienteren Einrichtungen sollen der städtische Haushalt entlastet und die Kostensteigerung für die Bewohnenden so gering wie möglich gehalten werden.
„1000 Plätze sind die richtige Zielmarke“, sagt Linken-Sozialpolitiker Andreas Müller. Der Zuwachs sei „ein erster Schritt zur bedarfsgerechten Versorgung der Pflegebedürftigen“, erklärt SPD-Sozialpolitikerin Renate Prüß, damit könne der Pflegenotstand in Lübeck abgewendet werden. „Wir brauchen über 1000 städtische Plätze“, bestätigt Gregor Voht (Freie Wähler).
Doch bei den Kosten gibt es Gegenwind. Helmut Müller-Lornsen, Sozialpolitiker der Grünen, ist irritiert über die neuen Zahlen. „Die Kosten haben sich im Vergleich zur bisherigen Schätzung von 117 Millionen Euro mehr als verdoppelt“, erklärt er, „diese signifikanten Veränderungen innerhalb von nur 1,5 Jahren deuten auf eine fehlende Stabilität in der Planung hin.“ Die Frage, ob sich die Hansestadt derartige Summen leisten kann, lasse sich aktuell nicht eindeutig beantworten. Auch die CDU hat Zweifel. „Wieso brauchen wir im Jahr 2031 diese Plangröße an städtischen Pflegeplätzen“, fragt Sozialpolitikerin Michelle Akyurt: „Wir können mit solch einem Vorhaben erst loslegen, wenn klar ist, wo die Reise hingeht. Bisher sind die Informationen der Senatorin nur ein Stückwerk.“