Eine Verunsicherung der Region, die es laut Landrat Timo Gaarz (CDU) gar nicht geben dürfe. Er verweist auf den Staatsvertrag mit Dänemark und pocht auf dessen Erfüllung. Er gehe davon aus, dass Bund und Bahn alles daran setzen, diesen Vertrag einzuhalten, sagt Gaarz. Zugleich dürfe es keine Kompromisse auf Kosten Ostholsteins geben. „Der Bundestag hat Mittel für den übergesetzlichen Lärmschutz beschlossen, und diese Zusage bildet die Basis für die derzeit noch laufenden Planungen der Deutschen Bahn. Eine Abkehr von dieser Beschlusslage kann und darf es hier auf keinen Fall geben“, lässt der Landrat wissen.
Gleiches gelte auch für die neue Sundquerung. „Die Entscheidung, den Flaschenhals am Fehmarnsund durch den Bau eines neuen Tunnels zu beseitigen, ist ein fester und für Ostholstein äußerst wichtiger Bestandteil der Planungen für eine leistungsfähige Verkehrsanbindung des Fehmarnbelttunnels. Wenn es hier zu zeitlichen Verschiebungen kommt oder der Rotstift angesetzt wird, wird sich eine ganze Region dagegen auflehnen“, prophezeit Gaarz.
Was jetzt laut Bahn passiert: Das Verkehrsunternehmen macht eine Art Inventur, schafft Prioritäten. Das Geld, das man noch zur Verfügung habe, wolle man effektiv einsetzen, heißt es von der Bahn. Der Staatskonzern hatte eigentlich einen Bedarf von 45 Milliarden Euro bis 2027 angemeldet. Diese Summe soll mittlerweile auf 27 Milliarden Euro geschrumpft sein.
Das Geld für die Bahnprojekte kommt vom Bundesverkehrsministerium. Von dort heißt es auf LN-Nachfrage allgemein und ohne Bezug auf die Belttunnelanbindung: „Wir befinden uns weiterhin in intensivem Austausch mit der Bahn darüber, wie wir den weiterhin notwendigen Ausbau unter den gegebenen haushalterischen Voraussetzungen vorantreiben können.“
Was gegen das Vorhaben in Ostholstein spricht: Mit 3,5 Milliarden Euro gehört die elektrifizierte Hinterlandanbindung mit ihren 80 neuen Brücken und sechs neuen Bahnhöfen zu den kostspieligsten Neubauprojekten auf der Liste.
Was für die Trasse spricht: Die 88 Kilometer lange Strecke genießt besonderen Schutz durch den Staatsvertrag mit Dänemark.Der legt nicht nur einen verbindlichen Bau fest, sondern lässt auch keine weiteren Verzögerungen zu. Nicht zuletzt ist die Strecke ein wichtiger Lückenschluss der transeuropäischen Eisenbahnverkehrsachse zwischen Skandinavien und Südeuropa.Thomas Keller kann sich nur schwer einen Reim machen auf das interne DB-Papier. Der Sprecher des Projektbeirates im Dialogforum feste Fehmarnbeltquerung sagt: „Einerseits muss die Bahn Milliarden sparen, andererseits wird gesagt, dass unvermindert weitergeplant und -gebaut wird.“ Es fehle auch nach mittlerweile 14 Jahren Planungszeit die klare Linie, bemängelt Keller und fordert: „Wir brauchen gesicherte Aussagen, wie und wann es mit dem Bau der Hinterlandanbindung weitergehen soll.“ Das Gleiche gelte im Übrigen auch für dieDiskussion um die Bäderbahnund die Planungen zur Regio-S-Bahn zwischen Lübeck und Neustadt, verdeutlicht Keller.Als Bürgermeister von Ratekau ist Keller direkt von einer drohenden Hängepartie betroffen. Man befasse sich im Detail mit der Bahnhofsplanung und dem Grundstückserwerb, wisse aber nicht, ob sich das Gesamtprojekt verzögere. „Das passt doch nicht zusammen.“ Die Kommunen entlang der Trasse bräuchten Verlässlichkeit. Denn: Ob der Bau der 380-kV-Trasse oder von der Gemeinde- bis zur Landesstraße – Ostholstein habe auch noch andere Baustellen in den kommenden Jahren, erzählt Keller und betont zugleich: „Das muss koordiniert ablaufen, sonst stürzen wir ins Chaos.“