Die Lübecker Bürgerschaft und der Kreistag in Grevesmühlen haben jetzt den Weg für das Vorhaben freigemacht. Für beide Seiten bringt es Vorteile. Lübecker können in Zukunft auch mit dem Nahbus zum Beispiel vom Gustav-Radbruch-Platz nach Schlutup fahren. Umgekehrt benötigen Menschen aus Herrnburg oder Selmsdorf nur noch eine Fahrkarte, wenn sie zu anderen Zielen in Schleswig-Holstein weiterfahren wollen – zum Beispiel nach Bad Oldesloe, Eutin oder Kiel. Fahrkarten für den SH-Tarif sollen künftig auch im Nahbus verkauft werden. Allerdings wird das laut NSH nicht das komplette Sortiment umfassen.
Vor allem im Bereich Schlutup wird mit einer deutlichen erhöhten Nachfrage gerechnet. Da die Nahbusse auf dem Weg in die Innenstadt nur wenige Haltestellen ansteuern, sind sie schneller als die Busse des Stadtverkehrs. Vom Schlutuper Markt zum Stadttheater brauchen die Nahbusse 18 Minuten statt 30, zum Zob 25 statt 38. Die Linie 335 „stellt die schnellste Verbindung zwischen Schlutup und Innenstadt/Zob dar“, heißt es in einem Beschlussvorschlag für die Lübecker Bürgerschaft.
Sechs Haltestellen in Selmsdorf sowie neun Haltestellen in Herrnburg können künftig auch mit Fahrkarten aus Schleswig-Holstein erreicht werden. Das ging bislang nur teilweise – nämlich dann, wenn sie von einem Bus der Stadtwerke angesteuert wurden. Nun sollen auch die Nahbusse für alle freigegeben werden. „Die beiden betroffenen Gemeinden befürworten die Tarifintegration in das Stadtgebiet Lübeck“, heißt es im Beschlussvorschlag für den Kreistag in Grevesmühlen.
Die Umstellung bedeutet auch eine Taktverbesserung – vor allem für den Stadtteil Schlutup, aber auch für Eichholz. Die Nahbus-Linie 335 – sie verkehrt von Lübeck über Schlutup und Selmsdorf weiter in Richtung Dassow – fährt unter der Woche immerhin zwölfmal pro Richtung, am Wochenende fünfmal. Sieben Linien sind von der Integration in den SH-Tarif betroffen. Einige davon verkehren allerdings sehr selten, und das auch nur an Schultagen.
Fahrten innerhalb von Herrnburg beziehungsweise Selmsdorf sowie von Selmsdorf nach Schlutup werden mit der Lübecker Preisstufe 1 berechnet (Preis für eine Einzelfahrt: 2,10 Euro). Fahrten ins Lübecker Stadtgebiet fallen unter die Preisstufe 2 (Einzelfahrt: 3 Euro). Wer nach Stockelsdorf, Bad Schwartau oder Sereetz will, muss eine Karte der Preisstufe 3 kaufen (3,70 Euro). Die Bahnstrecke von Herrnburg nach Lübeck wird weiterhin nicht Teil des SH-Tarifs sein. Ebenso gilt der Tarif nicht für Fahrten über Selmsdorf und Herrnburg hinaus zu anderen Zielen in Nordwestmecklenburg.
Für Kunden der Stadtwerke Lübeck wird die Fahrt nach Herrnburg oder Selmsdorf billiger. Statt 3,70 Euro kostet es dann 3,20 Euro. Nahbus-Kunden müssen hingegen mehr zahlen – bisher kostete das Ticket 2,10 Euro. Im Gegenzug sind künftig auch die Stadtwerke-Busse enthalten. Für die geringeren Einnahmen soll die Stadtwerke Lübeck eine Entschädigung in Höhe von 13 500 Euro im Jahr 2024 und 18 000 Euro im Jahr 2025 aus dem Lübecker Haushalt bekommen.
In Stein gemeißelt ist der 1. April noch nicht. „Wir gehen jetzt in die Umsetzung“, sagt Malte Kock von NSH. Sollte es noch zu Verzögerungen kommen, wäre der 1. April jedoch nicht zu halten. Dann müsse ein neuer Starttermin gefunden werden.
Laut Lübecker Stadtverwaltung wird in der Kommunalpolitik in Nordwestmecklenburg über eine Verlängerung der Stadtwerke-Linie 5 bis nach Wahrsow diskutiert. Sollte es so kommen, wäre eine weitere Anpassung des Tarifs notwendig.