Laut Günther bräuchte es einen „großflächigen Schutz der Ostsee“ und Regelungen, die über freiwillige Vereinbarungen hinausgehen müssten. „Großflächige Schutzgebiete mit verbindlichen Regeln sind für die Ostsee lebensnotwendig. Insofern begrüße ich die Aussage des Ministerpräsidenten ganz ausdrücklich“, sagt Goldschmidt. Ungeachtet der CDU-Absage hält der Minister am Nationalpark fest. Der sei weiterhin Teil der Diskussion. So, wie es im Koalitionsvertrag vereinbart sei, erklärt er. Mit Blick auf einen Kompromiss mit dem Koalitionspartner müsse das Ostseeschutz-Konzept mehr nutzungsfreie Erholungs- und Rückzugsräume für die Natur beinhalten.
Ostholsteins CDU-Kreischef Sebastian Schmidt, dessen Verband das Nationalpark-Nein ins Rollen gebracht hatte, sagt: Das Festschreiben von Verbindlichkeiten könne es nur geben, wenn alle Interessensgruppen an der Küste an einem runden Tisch diese zusammen abklopfen und sich dazu bekennen. „Am Ende kann der bessere Schutz nur gemeinsam umgesetzt werden.“
Beim Landesparteitag hatte die CDU ein alternatives Vorgehen beschlossen. Kern ist ein Sechs-Punkte-Plan, den Schmidt als gute Entscheidungsgrundlage für das Schutzkonzept der Koalition erachtet. Aber: Ob Vereinbarungen, Naturschutzmaßnahmen oder ein Aktionsbündnis – der Plan setzt vor allem auf Freiwilligkeit.Das wird unter anderem von Umweltverbänden scharf kritisiert.Erst wenn das Konzept durch den Beschluss des Landtags abgesichert sei, werde auch der Kreis vor Ort konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen, erklärt Schmidt. „Die Regionalität ist zwingend nötig. Die Entscheidungen müssen vor Ort Wirkung entfalten.“
So sieht es auch Nationalpark-Gegner Jochen Czwalina von der Initiative Freie Ostsee. Das Konzept müsse zuallererst regional unterschiedliche Anforderungen an den Ostseeschutz beinhalten. „Pauschal mit der Brechstange in einem großen Maßstab, wie es die Nationalpark-Pläne vorsehen, ist nicht zielführend“, sagt der Wassersport-Unternehmer von Fehmarn. „Wir wollen den Finger in die Wunde legen mit Vorhaben, die vor Ort Sinn ergeben.“
Das gehe nur mit lokalen, pragmatischen Lösungen, betont der Fehmaraner und nennt Beispiele: Mit dem sogenannten Mooring-Bojen-System könne man Seegraswiesen schützen und Boote an den Bojen festmachen. Außerdem: Areale, die Wassersportler nicht befahren dürften, könne man wasserseitig markieren. „Das hilft sofort“, sagt Czwalina.
Bisher fehle ihm vor allem eine Analyse der Defizite. „Wir brauchen ein engmaschiges, lokales Monitoring.“ Statt mehr Bürokratie erachtet Czwalina den Aufbau einer Taskforce als den richtigen Weg. Sie soll mit den Ostsee-Kommunen zusammenarbeiten. So könne mit viel Fachwissen und den Akteuren vor Ort etwas bewegt werden. „Den Istzustand analysieren und dann den nächsten Schritt für Verbesserungen festlegen“, erklärt der Fehmaraner. Dafür bräuchte es keine neue Behörde. Das Land habe bereits jetzt zu wenig Personal. Aus diesem Grund sei zum Beispiel auch das Monitoring der Eis-Enten im Winter aufgegeben worden, erzählt Czwalina.