Normalerweise ist die Zusage von Fördergeldern Anlass zur Freude. Dass der Bund im Rahmen des Kulturinvest-Programms 1,5 Millionen Euro für die Mühlensanierung geben will, hat für Eutin aber einen Beigeschmack. Denn die Stadt hat erst einmal ihre Neubaupläne für Schulen aus Kostengründen zurückgestellt und setzt an allen möglichen Stellen den Rotstift an, um für 2024 überhaupt einen genehmigungsfähigen Haushalt aufzustellen. Der Eigenanteil für die Kulturmühle: erstmal nicht in Sicht.
Gut für Eutin: Um den Fördermittelantrag für Kulturinvest zu stellen, ist Zeit bis 2028. Schlecht: Die Städtebaufördermittel, mit deren Hilfe Eutin die Alte Mühle Anfang des Jahres gekauft hat, sind mit der Erwartung verknüpft, die Sanierung möglichst schnell anzugehen. Hinzu kommt, dass die Stadtvertretung die Mühle auf ihrer Prioritätenliste für Investitionen auf den letzten Platz gesetzt hat.Michael Keller erläuterte im Hauptausschuss das überarbeitete Nutzungskonzept für die Kulturmühle. Im Erdgeschoss soll es wieder Gastronomie geben, im Sommer sogar auf einer vergrößerten Terrasse. Wesentliche Neuerung: Gastraum und Toiletten werden barrierefrei. Erforderlich ist der Abriss des jetzigen Anbaus, er soll durch einen neuen ersetzt werden. Das erste Obergeschoss kann sich Keller als Raum der Kommunikation vorstellen: gedacht für Workshops, Sitzungen, Digitalsprechstunden, Treffpunkt für Vereine.
Im zweiten Obergeschoss könnten standesamtliche Trauungen stattfinden, ebenso Ausstellungen und Kurzempfänge. Der Tourismus-Chef denkt hier an eine Nutzung in Kombination mit der Galerie. „Von hier hat man einen 360-Grad-Blick auf Eutin. Die Galerie sollte die zweite Terrasse für die Gastronomie im Erdgeschoss sein“, empfahl er.
Das dritte Obergeschoss soll der Raum der Digitalisierung werden und musealen Charakter bekommen. Vorgesehen ist, die Decke zum 4. und 5. Obergeschoss zu öffnen und den Mühlenkopf freizulegen. Unter diesem soll eine Art Panorama-Kino entstehen, in dem Filme über das historische Eutin gezeigt werden.
Einen Pächter für die Gastronomie gebe es derzeit nicht mehr, äußerte Keller auf Nachhaken aus dem Ausschuss. „Das liegt an der allgemeinen Lage. Und es hängt an den Punkten: Wann wird saniert und wie wird saniert?“, erklärte er. „Wir gehen aber davon aus, dass wir in der Mühle weiter Gastronomie betreiben können“, antwortete Bürgermeister Sven Radestock (Grüne) auf eine weitere Frage.
Denn das ist ein Thema, das die Stadtvertreter bereits beschäftigt hat und das mit den Mitteln der Städtebauförderung verwoben ist: Soll Moder Grau unter dem Schwerpunkt Kultur laufen oder soll erneut Gastronomie Hauptstandbein sein? Den Namen Kulturmühle führt sie bereits. Events unter unterschiedlichen Aspekten (Konzert, Poetry Slam, Schlagernacht) hat es bereits gegeben. „Wir arbeiten aber auf Ihr erklärtes Ziel, die Beibehaltung der Gastronomie, hin“, sagte Michael Keller. Ob dann möglicherweise Fördermittel zurückzuzahlen wären, wird noch geklärt.Kernfragen sind jetzt: Will die Stadt die Bundesförderung überhaupt in Anspruch nehmen? Wenn ja: Wie will sie 1,5 Millionen Euro aufbringen?