Auf den ersten Blick wirken die drei wichtigsten Produkte recht unspektakulär. Doch die Leiter- oder Schlaufenkordeln sowie die Aufzugsbänder sind entscheidende Bestandteile von Jalousien. Diese Komponenten sorgen für eine reibungslose und störungsfreie Bedienung der Lamellen. „Für die Aufzugsbänder wurden wir 2021 mit dem Innovationspreis für Technische Textilien ausgezeichnet“, erläutert Geschäftsführer Jens Klotmann.
Technische Textilien sind besonders belastungsfähige Bänder, Kordeln und Netze, die geflochten, gewebt oder gehäkelt werden. Dieses Kerngeschäft mache etwa 90 Prozent aus, erläutert Klotmann. Die produzierte Menge einer Jahresproduktion reiche etwa sieben Mal um den Äquator.
Zu den besonders bekannten und beliebten Produkten der Julius Koch GmbH zählt das geflochtene und eingewachste Handnähgarn Ritza, das gerne von Sattlern und Schuhmachern für haltbare Stepp- und Ziernähte in der Lederindustrie eingesetzt wird. Viele Handtaschen von Luxus-Modelabels würden mit Ritza-Garnen genäht und verziert. Über die Marken schweigt Klotmann.
Ein weiteres bewährtes Produkt seien Schneeschutzzäune. Die netzartige Konstruktion funktioniere dabei wie eine Mischung aus Fangzaun und Diffusor. Bei kräftigem Wind werde der Schnee so stark verwirbelt, dass er sich weiträumiger verteile, erläuterte Klotmann. Die Gefahr für Verwehungen könne damit deutlich reduziert werden.
Zu den Kunden zählten Straßenmeistereien. „Wir haben bereits über 500 Kilometer Schutzzäune verkauft, die meist entlang von Autobahnen aufgestellt werden.“ Aber auch für den Staubschutz in der Nähe von Baustellen, Kohleminen oder Sandgruben seien diese Systeme mit anderen Mustern geeignet. Gegründet wurde das mittelständische Unternehmen 1895 von dem dänischen Ingenieur Julius Koch, um Textilmaschinen, Webanlagen und handgewebtes Garn zu entwickeln. Seit den 1960er Jahren hat der Betrieb seinen Firmensitz und seine Produktionsstätten in Kreuzfeld bei Malente.
2009 eröffnete das Unternehmen einen zweiten Produktionsstandort in der Ukraine in Lviv (Lemberg). Dieses Werk in der Ukraine sei trotz des russischen Angriffskrieges in Betrieb, allerdings mit kleinerem Maschinenpark. „Viele Kunden haben auf Liefersicherheit bestanden“, erklärt Klotmann.
Aus diesem Grund habe man einen Teil der Maschinen nach Kreuzfeld geholt und hier eine weitere Produktionslinie geschaffen. Sobald die Lage es wieder zulasse, werde das Werk in Lviv vollständig reaktiviert. „Die Fachkräfte sind noch da. Wir haben niemanden in der Ukraine entlassen.“ Insgesamt seien dies 50 Mitarbeiter.
In Kreuzfeld sind 35 Mitarbeiter beschäftigt. Aktuell im Aufbau ist eine Niederlassung in Lodz, der Metropole der polnischen Textilindustrie. In Verbindung mit der technischen Universität, die als Forschungsschwerpunkt über ein Textilfaser-Institut verfügt, sollen alte Produkte optimiert und neue Produkte entwickelt werden. „Als Hidden Champion muss man alles tun, um den Vorsprung zu halten“, sagt Klotmann.