Im Kulturbereich sind im Zuge der Haushaltskonsolidierung Kürzungen der Zuschüsse in einer Größenordnung von 25 Prozent angedacht. Davon wären neben bekannten Großveranstaltungen betroffen: die Eutiner Mischpoke, das Tanztheater Eutin, der Förderkreis der Kreisbibliothek, der Kreis der Künste, die Kirchenmusik St. Michaelis (Oratorium). Das Einsparpotenzial: zwischen 200 und 1375 Euro.
Ein um 25 Prozent gekürzter Zuschuss würde für das Bluesfest im kommenden Jahr 4300 Euro weniger bedeuten, für die Blues Challenge 3900 Euro weniger. Der bislang gezahlte Zuschuss liegt bei 17.000 Euro, beziehungsweise 15.500 Euro. Zu den Auswirkungen möchte sich der ausrichtende Verein Baltic Blues derzeit ungern äußern. Schatzmeister Helge Nickel sagt: „Die Politik muss wissen, was sie tut.“ Einen Kommentar „als Privatmann“ gibt er aber durchaus ab: „Wie dämlich muss man sein, die Veranstaltungen, die der Stadt Geld bringen, wie Bluesfest, Stadtfest, Oper abzuschießen?“
Bei den Eutiner Festspielen gab es nach Angaben von Geschäftsführer Falk Herzog zuletzt 2018 eine Anpassung des städtischen Zuschusses. Er liegt derzeit bei jährlich 100.000 Euro. Für 2024 hatten die Festspiele eine Erhöhung auf 125.000 Euro beantragt. „Wir müssen Steigerungen der Energiekosten und der Dienstleistungen wie Ton und Beleuchtung abfedern“, erklärt Herzog und ergänzt: „Jeder weiß aus seinem privaten Bereich um die derzeitigen Erhöhungen.“Er räumt aber ein: „Es gibt einen Unterschied zwischen Festspielen und beispielsweise der Mischpoke. Wir können einen geringeren Zuschuss irgendwie durch Einsparungen beim Marketing ausgleichen. Für die kleineren Kultureinrichtungen kann weniger Geld heftige Probleme oder das Aus bedeuten.“
Das Eutiner Stadtfest soll 2024 laut Sparvorschlag aus der Verwaltung überhaupt nicht mehr gefördert werden. Ohne die bisher von der Stadt bewilligten 25.000 Euro „geht nichts. Dann gibt es kein Stadtfest mit Großflohmarkt mehr“, sagt Veranstalter Ulfert Georgs. Er benötige die Summe, um unter anderem Security-Mitarbeiter und Ordner zu bezahlen sowie DRK-Team und Notarzt vorzuhalten. Über Platzgebühren und Reinigungskosten, die er zahle, fließe sogar wieder Geld an die Stadt zurück, sagt Georgs. Er betont: „Durch einen Ausfall des Stadtfestes wird Eutin Kaufkraft verlieren. Denn die Gastrobetriebe und die Geschäfte in der Stadt waren an dem Wochenende voll.“Gänzlich leer ausgehen soll laut Streichliste auch die Stiftung Neue Musik Impulse. Es geht um 8000 Euro. Geschäftsführer Hans-Wilhelm Hagen betont, diese kommunalen Mittel seien als Kofinanzierung für andere Fördergeber maßgeblich. Seine Stiftung ist beispielsweise engagiert beim Austausch von Eutiner Jugendlichen mit Jugendlichen aus Dänemark und deren gemeinsamen Musikprojekten, bei musikalischen Workshops an Schulen, und einem deutsch-dänischen Musik Camp.
Über die von der Verwaltung vorgeschlagenen Sparmöglichkeiten soll der Kulturausschuss entscheiden. Der Hauptausschuss hat sich am Dienstag mit seinen Ressortthemen befasst – ohne sich allerdings zu Beschlüssen aufraffen zu können. Unter anderem steht zur Debatte, ob der Wachdienst im Lindenbruchredder von 380.000 Euro auf die Hälfte heruntergekürzt werden soll, ob die Kindernotfallbetreuung und der Gesundheitstag im Rathaus weitergeführt werden sollen (10.000 Euro Einsparpotenzial). Auf dem Prüfstand ist auch die finanzielle Ausstattung der Eutin Tourismus GmbH (850.00 Euro).Aufgeschoben hat der Hauptausschuss auch vorerst Entscheidungen, um städtische Einnahmen zu steigern: das Anheben von Grundsteuern und Gewerbesteuer, die Ausdehnung des kostenpflichtigen Parkens am Sonnabend.
„Es ist fünf vor zwölf. Noch können wir selbst handeln. Aber wir müssen es auch tun“, hatte Kämmerer Torsten Bruhn dem Hauptausschuss nahegelegt – angesichts eines drohenden Haushaltsminus für 2024 von 5,4 Millionen Euro. Die aktuelle Verschuldung Eutins betrage über 57 Millionen Euro. Bis 2027 könne diese auf rund 85 Millionen anwachsen, warnte er. Dabei seien neue Schulen noch nicht einmal berücksichtigt.
Eutin ist in einer derart prekären finanziellen Situation, dass alles auf dem Prüfstand steht: Sogar ein Verkauf der Schlossterrassen, des Gebäudes Weidestraße 24 und des Feuerwehrhauses Am Priwall (nach Umzug der Wehr in den Neubau) sind als mögliche Einnahmequellen ins Visier geraten.