Die Hoffnung der Bauverwaltung lag seit Monaten darauf, dass für alle Ausschreibungen Angebote hereinkommen. Das hat geklappt. Allerdings hat das Prinzip der freien Marktwirtschaft die Stadt als Bauherrin voll erwischt.
Das Wissen um wenige mögliche Angebote und den hohen Zeitdruck, unter dem das Projekt steht – die Spielzeit soll am 5. Juli 2024 mit der Premiere von Jesus Christ Superstar starten – hat Firmen hohe Preise aufrufen lassen. Für verschiedene Gewerke sowie einen mobilen Regiecontainer kommen insgesamt Mehrkosten von 822.300 Euro zusammen.Bei einigen Gewerken wurden zwar günstigere Preise aufgerufen als erwartet, die Metallbauarbeiten aber werden fast doppelt so teuer wie veranschlagt: statt geschätzter 1,134 Millionen Euro werden dafür 2,254 Millionen Euro verlangt. Auch die Kostenberechnung für den Regiecontainer wird deutlich überschritten. Das Angebot liegt um 63 Prozent (Mehrkosten rund 126 000 Euro) höher.
Der Regiecontainer muss alljährlich angeliefert, aufgebaut, nach der Spielzeit abgebaut, abgeholt und eingelagert werden. Festspiele-Geschäftsführer Falk Herzog hatte sich lange für einen festen Regieraum stark gemacht. „In Sondierungsgesprächen haben wir unsere Anforderungen dargelegt: Wir brauchen einen abschließbaren, vandalismussicheren, wetterfesten Technikraum mit mehreren Arbeitsplätzen“, sagt Herzog. Der vom Architekten zunächst eingeplante Technikraum habe aber so tief gelegen, dass nur der Orchestergraben zu sehen gewesen sei.
Die Summe von 35.000 Euro habe Architekt Holger Moths – von ihm stammt der Entwurf für die Tribüne – dann für den von ihm bevorzugten mobilen Regiecontainer in den Raum geworfen, sagt Falk Herzog. Dieser soll auf den oberen Sitzstufen der Tribüne platziert werden, um den Mitarbeitern vollen Blick auf die Bühne zu gewährleisten.
Einen auf die Bedürfnisse der Festspiele zugeschnittenen Container gibt es aber nicht „von der Stange“. Es ist eine Einzelanfertigung erforderlich. Und auch diese muss zur Spielzeit fertig sein. Insgesamt werden Herstellung, Ausstattung, Transport und Montage des Regiecontainers für 2024 um die 326.000 Euro kosten. „Weil die Anforderungen jetzt mobil erbracht werden müssen“, sagt Herzog. In den Folgejahren wird für Auf- und Abbau, Transport und Einlagerung jeweils eine Summe von knapp 52.000 Euro fällig.Noch nicht geklärt ist die Kostenfrage für die Bestuhlung. Die Rede ist von 140.000 Euro jährlich: Denn auch die 2000 Sitze sollen zu jeder Saison montiert, danach abgebaut und eingelagert werden – Architekt Holger Moths sieht die Tribüne als öffentlich zugängliche Skulptur, die außerhalb der Spielzeit im Schlossgarten wirken soll.
Der Bauausschuss hat den Mehrkosten zugestimmt. Die Stadtvertretung soll am 2. November (17 Uhr, Weber-Schule) festlegen, wie sie im Haushalt 2024 untergebracht werden.
Bürgermeister Sven Radestock (Grüne) sagt zu der Entwicklung: „Das Positive ist, dass jetzt alle wichtigen Ausschreibungen durch sind und wir Aufträge vergeben können, um zeitgemäß fertig zu werden. Aber die Kostenerhöhung ist bedauerlich.“ Er sehe aber, „dass Bauvorhaben landauf, landab genauso betroffen sind“.