Zu viel geklaut: Ahrensbökerinschließt Selbstbedienungshäuschen
Kaum ein Artikel richtig bezahlt – Diebstähle haben signifikant zugenommen – Kein Einzelfall.

Der Zettel hängt: Silvia Scharbau hat ihr Selbstbedienungshäuschen vorerst geschlossen.Foto: Maike Wegner
Ahrensbök. Das Schild hängt – die Entscheidung ist gefallen. „Wir haben geschlossen“ steht an der kleinen Holzhütte an der Landstraße nach Lebatz. Lange haben Silvia Scharbau und ihre Freundin überlegt, bevor sie sich dafür entschieden haben. Doch es gab aus Sicht der beiden Ostholsteinerinnen keine Alternative.

„In letzter Zeit wurde einfach zu viel geklaut“, sagt die 62-Jährige. „Fast kein Artikel wurde die letzten Wochen richtig bezahlt. Entweder wurde gar kein Geld oder nur ein paar Cent in die Kasse geworfen.“ Angesichts der anstehenden Weihnachtszeit hat sie deshalb die Notbremse gezogen.

In dem Verkaufshäuschen haben Silvia Scharbau und ihre Freundin selbstgemachte Marmelade und Handgemachtes aus Raysin angeboten. „Zu humanen Preisen“, betont die Ahrensbökerin. „Wir sind da nicht reich mit geworden.“

Das Haus steht am Steindamm in Richtung Lebatz auf einem Grundstück. Im Sommer haben neben den Einheimischen auch Urlauber angehalten. Dass immer mehr Ware ohne entsprechende Bezahlung mitgenommen wurde, macht Silvia Scharbau fassungslos. „Zumal das Haus auf dem Grundstück meiner Freunde steht und gut einsehbar ist. Man muss ganz schön abgebrüht sein.“

Ihre handgemachte Kunst und die Marmelade gibt es daher künftig nur noch auf Weihnachtsmärkten. Ein kleiner Trost für die Stammkunden. Ob das Häuschen irgendwann wieder eröffnet, lassen die Ostholsteinerinnen sich offen. „Das entscheiden wir spontan“, sagt die 62-Jährige.

Ein Einzelfall sind die Frauen aus Ostholstein nicht. Auch anderswo sind Selbstbedienungshäuschen und Automaten im Visier von Kriminellen. In Lübeck nahm die Polizei Mitte Oktober einen 18-Jährigen fest, der für mehrere Einbrüche verantwortlich sein soll. In den Wochen zuvor war es immer wieder zu Diebstählen in Selbstbedienungskiosken gekommen. Der Mann soll dort Snackautomaten geknackt und Geldkassetten gestohlen haben.

Was als einziges Hilfsmittel bleibt, ist eine Videoüberwachung. Auch am Häuschen von Silvia Scharbau sollte ein entsprechendes Schild mit dem Hinweis auf eine Kamera Diebe abschrecken – doch ohne Erfolg. Zudem müssen die rechtlichen Grenzen eingehalten werden. Denn überwacht werden darf nur das eigene Grundstück, öffentliche Bereiche wie Gehwege dürfen nicht zu sehen sein. Ein Hinweis auf die Überwachung ist außerdem Pflicht.

Eine Anfrage bei der Polizei, wie viele Vorfälle in Ostholstein verzeichnet werden, blieb unbeantwortet. Ein Blick in die Kriminalstatistik des Landes zeigt aber: Der Anstieg ist immens. Verzeichnet werden dabei Einbrüche in Automaten. 685 Anzeigen gab es 2024, im Jahr zuvor lag die Zahl noch bei 391.

Hinzu dürfte eine immense Dunkelziffer kommen, denn die wenigsten zeigen kleine Diebstähle an. Auch Silvia Scharbau hat das nicht getan, weil sie sich keine Hoffnung darauf gemacht hat, die Täter zu finden. Aber immerhin 100 Fälle wurden im vergangenen Jahr landesweit aufgeklärt. MWE
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