Ratekauer Modelleisenbahner bangen um ihr Hobby
Zum 30-jährigen Jubiläum zählt der Verein 10 Mitglieder – Technische Innovationen sollen Nachwuchs locken

Der 1. Vorsitzende Robert Weidling begeistert sich im Ruhestand wieder für Modelleisenbahnen.Foto: Beke Zill
Sereetz. Ein Zug hält am Bahnhof. Menschen tummeln sich am Bahnsteig. Auch am Hafen, in dem gerade der Kran einen Container auf einen Frachter lädt, herrscht Betrieb. Plötzlich taucht eine Hand auf, so groß wie der Zug selbst, und rückt einen Zaun zurecht. „Wir haben den ehemaligen Ratekauer Bahnhof originalgetreu nachgebaut“, sagt Joachim Krönke und schaut auf die große Modelleisenbahn-Landschaft.

Das Mitglied der Eisenbahn- und Modellbahnfreunde Ratekau ist eines von insgesamt nur noch zehn Mitgliedern, die in diesem Jahr an das 30-jährige Vereinsjubiläum erinnern. Was einst als lockeres Treffen und Fachsimpeln in einer Kneipe begann, findet heute im Obergeschoss in der Sereetzer Grundschule statt. Einmal in der Woche treffen sich die Hobby-Eisenbahner in der Werkstatt, zum Basteln, Bauen, Entwerfen und um im Nebenraum ihre Modelle zu fahren.

Obwohl das Interesse an Eisenbahn, Blechspielzeug und Modellbau weiterhin besteht, kämpft der Verein ums Überleben. In Hochzeiten hatte der Verein etwa 30 Modellfreunde. Die Zahl ist heute gerade zweistellig. Das Problem: die meist älteren Mitglieder können nicht mehr Auto fahren, ziehen ins Heim oder kommen die Treppe in den ersten Stock nicht mehr hoch. „Wir suchen dringend Mitglieder“, sagt Robert Weidling, 1. Vorsitzender des Vereins.

Für ihn gibt es gute Gründe, einmal vorbeizuschauen. Immer montags kommen sie in der Werkstatt zusammen und schrauben, kleben, sägen an den einzelnen Fahrbereichen herum und testen die unterschiedlichen Loks mit ihren Waggons im Maßstab H0 1:87.

„Es ist ein tolles Hobby, das Spaß macht, aber auch Platz braucht“, erklärt Rüdiger Wastrauk. Ihm macht besonders das Werkeln Spaß. Joachim Krönke entwirft gerne Themen-Areale. Es gibt immer und für jeden etwas zu tun. „Man wird mit einer Anlage nie fertig“, sagt er schmunzelnd.

Nicht nur die gebauten Landschaften faszinieren. Auch die Loks und Waggons nach neustem Stand der Technik lassen die Herzen der Eisenbahnfreunde höher schlagen. „Durch die zunehmende Technisierung werden die Loks immer teurer. Eine digitale Lok kostet 800 bis 1000 Euro“, betont Krönke. Er glaubt, dass der Nachwuchs an den digitalen Schaltungen, den technischen Möglichkeiten ebenfalls Spaß hätte. „Aber keiner will Vereins-gebunden sein“, klagt er.

Dennoch geben die Eisenbahner nicht auf und werben auch nach 30 Jahren für ihr Hobby, das in der Gemeinschaft viel mehr Spaß macht. „Man kann ganz zwanglos vorbeikommen, basteln, Erfahrungen austauschen – oder einfach nur schnacken“, sagt Wilfried Wolf, der den umgefallenen Zaun in der Eisenbahn-Landschaft inzwischen mit Heißkleber festgemacht hat. Der Zug am Ratekauer Bahnhof ist wieder abgefahren, der Container auf das Schiff geladen. BEZ
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