Bad Schwartau: Ärger um Müllberge vor Altkleidercontainern
Sammelstellen verwandeln sich in Abfallhalden – Leerungen finden einmal wöchentlich statt.

Birgit Krause (62) ist entsetzt über die Müllhalde: „So extrem war es noch nie.“Foto: Sven Wehde
Bad Schwartau. Passanten bleiben stehen, zücken ihre Handys und machen Fotos. Auf dem P1-Parkplatz bei Edeka in Bad Schwartau gibt es eine echte Attraktion. Nur leider keine schöne … Vor den Altkleidercontainern türmt sich ein riesiger Müllberg aus alten Klamotten, Schuhen, Pappkartons und zerfetztem Schaumstoff auf. Säcke sind aufgerissen, alles ist zerwühlt und fliegt herum. Es sieht aus wie auf einer Müllhalde.

„Ich bin fassungslos.“ Birgit Krause schüttelt den Kopf. Die 62-jährige Eutinerin arbeitet auf dem Wochenmarkt und parkt häufig hier. „Den Leuten ist es egal, ob die Container voll sind. Hauptsache, sie sind ihre Sachen los.“ Schon häufiger habe sie das beobachtet, manchmal würde auch anderer Müll dazu gestellt. „Aber heute ist es extrem.“

„Für die Alttextilcontainer ist eine Leerung pro Woche vertraglich vorgesehen“, erklärt Katharina Mangelsen, Sprecherin des Zweckverbandes Ostholstein (ZVO). Verantwortlich dafür ist die IZ Circular Textiles GmbH, der Vertragspartner des ZVO. „Es wird auch regelmäßig abgeholt“, hat Krause beobachtet. Tatsächlich wird auch die illegale Müllhalde auf dem P1-Parkplatz kurz nach Bekanntwerden aufgeräumt. Offenbar reicht das Intervall der Leerung nicht aus, kurze Zeit später ist der Platz oft wieder verdreckt. Bad Schwartau ist dabei kein Einzelfall. Mangelsen: „Ja, vereinzelt kommt es auch an anderen Standorten in Ostholstein zu Verschmutzungen, besonders an stark frequentierten Standorten.“

40 Abgabestellen
weniger

Tatsächlich nimmt die Zahl verdreckter Müllplätze zu. „Überfüllte Container und Beistellungen resultieren aus Veränderungen im Alttextilmarktes. Dazu gehören gestiegene Sammelmengen, der Rückzug privater Anbieter sowie eine Zunahme an nicht verwertbaren oder verschmutzten Textilien“, erklärt Mangelsen. Zuletzt hat sich das DRK Ostholstein von seinen Altkleidercontainern getrennt. Damit sind 40 Abgabestellen im Kreis weggefallen.

Schuld daran ist auch ein Teil der Nutzer selbst. Verdreckte Kleidung, Müll, neben dem vollen Container abgekippte Kleidung. Die Zustände machen es den Verwertern nicht leicht. „Wir beobachten an einzelnen Standorten ein erhöhtes Aufkommen nicht textiler Beistellmengen. Liegt im Umfeld der Sammelbehälter Müll, wird dieser durch uns geräumt. Die zusätzliche Entsorgung von Restmüll oder gar Sperrmüll führt aber zu erheblichen logistischen Mehraufwänden“, sagteine Sprecherin des zuständigen Entsorgers IZ Circular Textiles.

Sie verspricht: „Wir weiten die Sammelkapazitäten sowohl auf Seiten der Fahrer als auch auf Seiten der Fahrzeuge regelmäßig aus.“ Allerdings gelte auch: „Die Sammelmenge hat so zugenommen, dass es an einigen Standorten trotzdem zur Überfüllung kommt.“ Diese Standorte nehme man in den Blick, sei aber auch auf die Mithilfe der Bürger angewiesen.

Bedeutet: Die Bürger sollen ihre alten Kleider nicht neben den Container werfen. In den Restmüll dürfen sie aber auch nicht. Mangelsen: „Die Textilien können auch auf unseren Recyclinghöfen in Bad Schwartau, Neuratjensdorf oder Neustadt abgegeben werden.“ Ist die Kleidung gut erhalten, könne sie bei karitativen Einrichtungen abgegeben werden. „Im Endeffekt müssen wir da sauber machen und machen es auch gerne. Wir wollen nicht, dass der Müll sich in der Gegend verteilt“, sagt Bad Schwartaus Bürgermeisterin Katrin Engeln (Grüne). Sie betont aber auch, dass es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem handele, wenn Menschen ihren Müll einfach dort hinschmeißen. Überlegungen für einen anderen Standort hat sie vorerst zurückgestellt. „Wir wollen Recycling ja unterstützen und der Parkplatz ist viel frequentiert und die Menschen können ihr Altglas oder Altkleider dort leicht mit dem Auto hinbringen.“ SWE
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