Stadt belohnt Mitarbeiter-Ideen
Vorschläge sparen Geld ein – Auch Unternehmen setzen auf ihre Belegschaft.

Lübeck. 250 Euro hat die Hansestadt Lübeck bislang ausgeben, wenn eine Sprechstelle im Rathaus kaputtgegangen ist. Die Geräte mit Mikrofon sind unverzichtbar bei Bürgerschafts- oder Ausschusssitzungen. Bei einem Defekt wurde ein neues Gerät angeschafft. Das war weder günstig noch besonders nachhaltig.

Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung hat einen Weg gefunden, die Sprechstellen zu reparieren. Kosten: ein Euro für das Material und 2,11 Euro für die Personalkosten. Diese Idee belohnte die Stadtverwaltung mit 800 Euro Prämie.

145 Vorschläge von Mitarbeitern der Stadtverwaltung in 2024

Das „Ideenmanagement“ der Stadt war jetzt Thema bei einer Hauptausschusssitzung im Rathaus. Die Bereichsleiterin Personal der Stadt, Simone Philipp, und Stefan Ivens, der Chief Digital Officer der Hansestadt, präsentierten dort den Politikern die Erfahrungen, die die Verwaltung bisher mit ihrem Programm gemacht hat. In dieser Form gibt es das Ideenmanagement seit dem vergangenen Jahr.

145 Vorschläge hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung 2024 eingereicht, 68 davon stammten aus einem Ideenwettbewerb Fachkräftemangel. In diesem Jahr waren es bislang 85 Vorschläge. Die Stadt rechnet damit, dass es bis Jahresende 120 sein werden. „Das soll niedrigschwellig und freiwillig sein“, sagte die Personalexpertin der Stadt. Wie häufig Prämien vergeben werden, war von der Verwaltung nicht zu erfahren.

Havariekonzept für
Druckrohrleitungen
prämiert

Das Ideenmanagement sei ein strukturierter Prozess, bei dem Vorschläge gesammelt, geprüft und gegebenenfalls umgesetzt zu werden, so die Experten. Als Anreiz vergibt die Stadt Prämien in Höhe von 100 bis 5000 Euro. Sie verspricht sich davon eine Kultur, in der sich Mitarbeiter gerne beteiligen und für ihr Engagement Wertschätzung erfahren.

Und das rechnet sich. Die beiden Verwaltungsmitarbeiter nannten ein zweites Beispiel. Ein Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe hat ein Havariekonzept für Druckrohrleitungen entwickelt, das so gut ankam, dass es künftig angewendet werden soll. Die Stadt kalkuliert mit einer Einsparung in Höhe von einer Million Euro in den kommenden fünf Jahren. Der Mitarbeiter erhielt dafür die maximale Summe von 5000 Euro.

Manche Ideen
sind zu pauschal

Es gibt aber auch Herausforderungen. Eineinhalb Mitarbeiter kümmern sich um die Ideen, sodass die Kapazität der Bearbeitung begrenzt ist. Die Umsetzung der Vorschläge benötige oft Zeit, was zu Frustrationen bei Mitarbeitern führen könne. „Manche Ideen sind zu pauschal, um damit arbeiten zu können. Viele Ideen gibt es auch schon“, sagte Simone Philipp.

Bei den gewünschten Vorschlägen geht es um Dinge, die im Einflussbereich der Stadtverwaltung liegen. „Warum werden keine Dinge gesammelt, die die Hansestadt Lübeck nicht selbst entscheidet? Dann könnten sie auf oberen Ebenen abgearbeitet werden“, sagte Christopher Lötsch, Fraktionschef der CDU. Solche Dinge bespreche der Bürgermeister mit den Kommunalen Spitzenverbänden, antwortete der Chief Digital Officer. „Auch dabei werden Kollegen eingebunden.“

UKSH: Beste Ideen
werden ausgezeichnet

Wirtschaftsunternehmen werben ebenfalls um Ideen ihrer Mitarbeiter, wenn auch nicht überall Prämien vergeben werden. Beispiel Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH): Dort nennt sich der Ideenwettbewerb „Adrenalin@UKSH“. Vorschläge sollen gemeinsam weiterentwickelt und umgesetzt werden. „Mitarbeitende engagieren sich aktiv in Themen wie Prozessverbesserungen, Digitalisierung oder Patientenorientierung“, sagt UKSH-Sprecher Maximilian Hermsen.

Er nennt ein Beispiel: „In der jüngsten Kampagne zum Thema Künstliche Intelligenz wurden über 60 Vorschläge eingereicht – von der KI-gestützten Entlassbrief-Erstellung bis zur digitalen Betreuung chronisch erkrankter Patientinnen und Patienten.“ Die besten Ideen seien ausgezeichnet worden. „Nachhaltige Innovation entsteht dort, wo Mitarbeitende ihre Perspektiven einbringen können“, sagt Maximilian Hermsen.

Aktuell laufe eine Aktion des UKSH-Freunde- und Fördervereins, die sich „Gutes tun!-X-Mas-Aktion 2025“ nennt. Dort können Mitarbeitende Förderanträge für gemeinwohlorientierte Projekte im UKSH einreichen. „25 Vorhaben werden mit jeweils bis zu 2000 Euro unterstützt.“ Gewünscht sind medizinische und nicht-medizinische Ideen, die Patienten, Angehörigen oder dem Gesundheitswesen zugutekommen.

Dräger: Drei Coins,
ein Urlaubstag

Auch das Lübecker Drägerwerk baut auf Ideen seiner Belegschaft. „Mitarbeitende und Führungskräfte sind dazu angehalten, regelmäßig Optimierungspotenziale im eigenen Arbeitsbereich zu identifizieren und umzusetzen“, sagt Sprecherin Melanie Kamann. Dräger organisiere regelmäßig Events dazu, in denen entsprechende Projekte vorgestellt und gewürdigt würden.

Seit 2024 führt Dräger zudem das „Safety-Coin-Programm“ schrittweise ein. Mitarbeitende sollen unsichere Situationen im Arbeitsumfeld melden und beheben. „Als Anreiz erhalten sie sogenannte Safety Coins“, sagt Melanie Kamann. Drei Coins belohnt Dräger mit einem zusätzlichen Urlaubstag. hvs
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