Feiermeile: Wie sicher fühlen sich Partygänger nachts an der Lohmühle?
Am Wochenende treffen sich hier viele junge Lübecker – Burger-Kette hat Securitydienst beauftragt.

Adrian Leihe sorgt vor einem Fast-Food-Restaurant in der Straße Bei der Lohmühle für Sicherheit. Er sieht sich vor allem als Streitschlichter.Foto: Marcus Kaben
Lübeck. Es ist Freitagnacht gegen 22.30 Uhr, nach Disco-Zeitrechnung noch sehr früh. Vor dem Musikpark A1 an der Lohmühle und dem Fast-Food-Restaurant gegenüber, auf dem Supermarkt-Parkplatz und an der Tankstelle über die Straße treffen sich junge Leute und glühen für eine Partynacht vor. Die LN wollen von ihnen wissen: Wie sicher fühlen sie sich, wenn sie nachts hier unterwegs sind?Echte Expertinnen für das Thema sind drei junge Frauen, die jedes Wochenende im A1 feiern.„Wenn Party ist, fährt hier die Polizei viel Streife“, sagt die 18-jährige Zoé, die vor der Discothek steht.

Einmal habe ihr ein Mann aus einem Auto etwas zugerufen, „das hat sich bedrohlich angefühlt“, erzählt sie und während sie das sagt, pfeift ein vorbeifahrender Rollerfahrer in ihre Richtung.

Wirklich passiert ist ihnen noch nichts. „Wir sind ja zusammen“, sagen die Frauen. In der Disco nehmen sie keine Drinks von Fremden an. „Das hat eine Freundin von uns einmal gemacht, und danach fühlte sie sich schummrig.“

Sie kennen die Türsteher, „die passen auch auf uns auf“, sagen sie.Zu der Frage, wie gut bewacht die Lohmühle nachts ist, will sich der Geschäftsführer der Discothek nicht äußern.Vor dem Fast-Food-Restaurant stehen am Wochenende Security-Mitarbeiter. Der Betreiber hat sie beauftragt. An diesem Abend hat dort Adrian Leihe Dienst. „Falls mal jemand über die Stränge schlägt“, sagt er.Aber: „99 Prozent der Begegnungen sind positiv.“ Wenn es doch einmal Stress gibt, versucht er, den Leuten auf Augenhöhe zu begegnen. Er sieht sich vor allem als Streitschlichter.Es ist wichtig, ruhig zu bleiben, wenn es Stress gibt. „In der Berufsschule haben sie uns eingetrichtert:Bevor du eingreifst, musst du erstmal ganz viel geredet haben.“ Leihe hat sich in drei Jahren zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit ausbilden lassen. Sein Kollege Timor Miriew ergänzt: „Wir haben Fortbildungen zum Beispiel zu Waffenkunde und Brandschutz.“

Die beiden Security-Mitarbeiter haben schon gefährliche Situationen erlebt, aber an der Lohmühle noch nie. „Trotzdem sind wir froh, dass wir zu zweit sind“, sagen sie.

Ohne Unterstützung von einem Sicherheitsdienst arbeitet dagegen der Mitarbeiter der Tankstelle gegenüber, wo viele Feiernde sich mit Getränken oder E-Zigaretten eindecken. Der Student Niko Meininger macht hier an den Wochenenden Nachtschichten.

Angst, etwa vor einem Überfall, hat er nicht. „Auch wenn da natürlich ein Grundgedanke ist, dass etwas passieren könnte.“ Einmal kam ein betrunkener Partygänger in die Tankstelle und schlief ein. Er brachte es nicht übers Herz, ihn hinauszuwerfen in die Kälte.

„Meistens ist die Atmosphäre entspannt, aber morgens sind dann schon viele angetrunken“, sagt Meininger. Dass immer etwas los ist, ist auch gut: „Im Notfall würden die Leute mir helfen.“

Auf dem Supermarkt-Parkplatz veranstalten fünf junge Freundinnen ihre eigene kleine Party. „In Lübeck gibt es nicht viel für Leute in unserem Alter“, sagen sie, und der Musikpark A1 sei nichts für sie. Also treffen sie sich an ihren Autos und unterhalten sich.

Wie sicher empfinden sie die Gegend in der Nacht? Alles gut, sagen sie im ersten Moment – doch dann fallen ihnen viele Situationen ein. Sehr seltsam war es etwa, als ein Mann mit einem lebenden Huhn in den Supermarkt ging. Aus Tierschutzgründen riefen sie die Polizei, diese schritt jedoch nicht ein.

Es gab aber auch unangenehme Situationen. „Wir erleben es oft, dass Männer uns hinterherpfeifen oder -rufen, also Catcalling machen“, sagt die 19-jährige Amelie. „Dabei fühle ich mich als Frau nicht ernst genommen und auch bedroht. Es könnte ja sein, dass sie mir folgen.“

Am gefährlichsten finden sie Autos und Motorräder, die nachts oft rücksichtslos und viel zu schnell fahren. „Hier ist schon mehrmals fast ein Unfall passiert“, sagt Luise (18). „Die Leute fahren auf dem Parkplatz sinnlos im Kreis, schauen nicht, und nach einem Beinahe-Unfall fahren sie einfach weg.“Sie haben so etwas schon öfter erlebt.

Vor ein paar Wochen hatten sie sich auch hier getroffen, da kamen drei Männer und gingen zu einem anderen Auto, in dem Jugendliche saßen. „Sie haben das Auto geschüttelt. Das war so verrückt, und wir hatten Angst, dass sie auch zu uns kommen.“

In solchen Momenten, sagen die fünf, „kommt leider keine Polizeistreife vorbei“. frg
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