Unzuverlässige Schulbusse: Eltern in Sorge um ihre Kinder Stockelsdorfer Linie 510 fällt oft aus – Kinder kommen nicht nach Hause – Autokraft will Qualitätsprüfer einsetzten.
Die beiden Mädchen Isabel (9) und Mila (6) aus Obernwohlde besuchen die Gerhart-Hauptmann-Grundschule in Stockelsdorf. Manchmal warten sie vergeblich an der Haltestelle.Foto: Sebastian PreyStockelsdorf. Schulkinder stehen an der Bushaltestelle an der Gerhart-Hauptmann-Grundschule in Stockelsdorf. Sie warten auf die Linie 510. Doch der Autokraft-Bus, der unter anderem die Dorfschaften Pohnsdorf, Curau, Dissau, Arfrade, Obernwohlde, Krumbeck und Eckhorst anfährt, kommt nicht. Die Kinder müssen zurück in die Schule.
Eltern werden daraufhin von Lehrern oder Mitarbeiterinnen der OGGS – Offener Ganztag an Grundschulen in Stockelsdorf – über den Busausfall informiert. „Wenn ich bei meiner Arbeit im Krankenhaus bin, kann ich meine Tochter nicht so einfach abholen“, sagt Carmen Lamb (40) genervt. Zumal die Ausfälle keine Einzelfälle sind. „Es gab Wochen, da kam der Bus nur an zwei von fünf Tagen“, berichtet der Vater von Mila Prechocki (6). Weil seine Tochter länger als vorgesehen in der OGGS betreut wurde, wurde dem Obernwohlder unlängst angeraten, eine zusätzliche Zehnerkarte für die außerplanmäßige Betreuung zu kaufen.
Vorwurf: Fahrer kennen Wege nicht
Es sind aber nicht nur die vielen Ausfälle, die abschrecken. Carmen Lambs Tochter Isabel (9) habe einem Fahrer sogar einmal erklären müssen, wo er lang fahren muss. Ein Schüler der Erich-Kästner-Schule sei an der Gemeinschaftsschule aus dem Bus geschickt worden und hilflos am Straßenrand zurückgeblieben. Erstklässlerin Mila sei einmal im falschen Bus gelandet, obwohl der Fahrer bejaht hatte, nach Obernwohlde zu fahren. Tat er aber nicht. Und wegen Sprachschwierigkeiten habe es weitere Missverständnisse gegeben.
Die Folgen: Eine aufgelöste Mila, ein aufgebrachter und besorgter Vater, der erst mit eineinhalbstündiger Verspätung seine Tochter zu Hause in Empfang nehmen konnte. „Es gibt viele nette und umsichtige Busfahrer. Die sollten dann auch im besonders sensiblen Schulbus-Bereich eingesetzt werden“, fordert der Familienvater von der Autokraft.
Ob dieser vielen Missstände wird der Schulbus mittlerweile gemieden. Wer nicht darauf angewiesen ist, fährt lieber selbst. So wie Christin Schlereth, die ihren Sohn Enno (6) eher selten mit dem Schulbus fahren lässt. „Keiner möchte mehr seinem Kind die Unzuverlässlichkeit der Busse zumuten. Wenn aber immer weniger Kinder mitfahren, wird das Angebot am Ende ganz gestrichen“, befürchtet Lamb.
Beim Kreis Ostholstein sind Probleme bekanntBeim Kreis Ostholstein, der für den Schulbus-Verkehr verantwortlich zeichnet, sind die Probleme im Bereich Stockelsdorf bekannt. „Auch aus Sicht des Kreises war die Leistungserbringung durch die Autokraft in letzter Zeit oftmals nicht zufriedenstellend. Der Kreis hat gegenüber der Autokraft eine vertragskonforme Leistungserbringung eingefordert und wird im Falle von Schlecht- oder Nichtleistung Vertragsstrafen verhängen“, erklärt Pressesprecherin Annika Sommerfeld. Autokraft räumt ein, dass nicht alles rund läuft. „Auch bei uns sind Beschwerden eingegangen“, bestätigt eine Sprecherinder Bahn, Mutterkonzern der Autokraft. Grundsätzlich werde jede Beschwerde ernst genommen und geprüft. So habe es insbesondere zum Schuljahresbeginn Probleme mit dem Bordcomputer gegeben. Wegen eines Fehlers, der mittlerweile behoben wurde, seien deshalb nicht alle Haltestellen angefahren worden. Derzeit komme es wegen zahlreicher Baustellen zu Verspätungen. Grundsätzlich arbeite man an Verbesserungen und sei deshalb auch im Gespräch mit der Gerhart-Hauptmann-Schule.Unabhängig davon kündigt die Autokraft an, nach den Herbstferien einen Qualitätsprüfer einzusetzen, um sich vor Ort die Situation anzuschauen und um gegebenenfalls weitere Maßnahmen einzuleiten. „Vielleicht gibt es ja auch seitens der Schule Möglichkeiten, Schülerlotsen einzusetzen, damit auch eine Erstklässlerin in ihren ‚richtigen‘ Bus einsteigt“, regt eine Sprecherin der Bahn an. SEP