Neues Umspannwerk in Stockelsdorf geht erst 2027 in Betrieb
Neubau liegt im Zeitplan – Verzögerungen gibt es aber bei der Errichtung der Ostküstenleitung

Jürgen Eichhorn (59), Projektleiter von Tennet, steht im Schaltfeld Ulzburg auf dem Gelände des Umspannwerks Lübeck-West in Stockelsdorf.Foto: Sebastian Prey
Stockelsdorf. Diese Baustelle ist nicht zu übersehen. Direkt an der Landesstraße 184 unweit der Stockelsdorfer Dorfschaft Pohnsdorf wird seit August 2023 mit schwerem Gerät gearbeitet. Auf einer Fläche von rund 14 Hektar errichtet dort der Übertragungsnetzbetreiber Tennet das Umspannwerk Lübeck-West.

Die Fertigstellung des Neubaus war ursprünglich für Ende 2026 vorgesehen. Doch nun steht fest: Die Inbetriebnahme des Stromknotenpunktes wird erst in 2027 erfolgen. Dabei liegen die Arbeiten auf der Mega-Baustelle laut Tennet-Projektleiter Jürgen Eichhorn „voll im Zeitplan“.

Dass das Umspannwerk erst 2027 in Betrieb geht, hat viel mehr mit Verzögerungen in bestimmten Abschnitten beim Bau der Ostküstenleitung zu tun. Die zeitliche Verschiebung wird auf der Baustelle genutzt, um das Umspannwerk bereits vor der Fertigstellung zu erweitern. „Das Thema Energieversorgung ist so komplex, und es muss immer wieder nachjustiert werden. Wir bauen ja für die nächsten 40 Jahre“, erklärt Eichhorn.

So wird die Zahl der Schaltfelder um vier von ursprünglich 19 auf 23 erhöht. Neben der Erweiterung im Süden gibt es noch im Nordwesten des Areals eine Ergänzung – einen rotierenden Phasenschieber, der in einer 20 mal 50 Meter großen Halle untergebracht werden soll. Diese Technik wird benötigt, um Netzstabilität sicherzustellen und Leitungen vor Überlastungen zu schützen.

Auf der Baustelle geht es mittlerweile ruhig zu. „Die Tiefbauarbeiten sind weitgehend abgeschlossen“, berichtet Eichhorn. Auf dem Areal gibt es aber noch reichlich Arbeit. Derzeit werden oberhalb der rund 500 Isolatoren Trenn- und Leistungsschalter installiert. Zudem werden sämtliche Betriebsmittel mit einer Steuerungstechnik versehen. „Das ganze Umspannwerk wird am Ende von Lehrte aus ferngesteuert – jedes einzelne Schaltfeld“, erklärt Eichhorn. Von der Zentrale aus werden insgesamt um die 100 Umspannwerke in ganz Norddeutschland gesteuert. Eine weitere Zentrale für Süddeutschland entsteht in Dachau. Eichhorn: „Die Technik ist so ausgelegt, dass bei großen Störungen die jeweils andere Zentrale die gesamte Steuerung aller Umspannwerke übernehmen kann.“

In dem Einfamilienhaus-großen Gebäude auf dem Stockelsdorfer Areal steckt zudem Steuerungstechnik. In dem fensterlosen Bau werden derzeit jede Menge Schaltschränke eingebaut und ein Nachsteuerungsarbeitsplatz, der in der Regel nur für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten genutzt wird, eingerichtet. Zudem befindet sich in dem Haus eine große Batterieanlage nebst Notstromaggregat als Backup. „Das Thema Sicherheit hat absolute Priorität. Der Prüfaufwand der gesamten Technik ist enorm und sehr zeitaufwendig“, sagt Eichhorn. Die Kapazitäten des Umspannwerks sind auch aus Gründen der Sicherheit groß ausgelegt. In der Regel soll die Auslastung aber nie bei mehr als 50 Prozent liegen.

Aktuell sind auf der riesigen Baustelle rund zehn Mitarbeiter im Einsatz. Das Team ist überwiegend mit der Verkabelung der Schaltfelder beschäftigt. Zwei der insgesamt vier Transformatoren, die durch jeweils zwölf Meter hohe Betonwände als Brandschutz getrennt sind, müssen aus Lärmschutzgründen umhüllt werden.Bis zur Fertigstellung wird sich das Areal sichtbar verändern. Die gesamte Fläche wird mit einem Sicherheitszaun abgeriegelt und in weiten Teilen Rasen eingesät. Nach Abschluss sämtlicher Bauarbeiten soll das Gelände nicht mehr so frei einsehbar sein wie derzeit. So sind zumindest an der Nord- und Südseite des Areals sieben Meter breite Grün- und Gehölzstreifen auf einer Länge von 210 beziehungsweise 320 Metern vorgesehen. Eine komplette Einfassung des Geländes ist wegen der Leitungstrassen nicht möglich. SEP
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