Fischbrötchen zur Haustür:Fangfrisch setzt auf Lieferservice
Restaurant kooperiert mit Lieferando – Bestellen von zu Hause aus im Herbst und Winter besonders beliebt.

„Wir waren überrascht, wie gut der Service angenommen wird“: Tristan Wilcken von Fangfrisch freut sich, nach der Testphase mit dem Fischbrötchen-Lieferservice in den regulären Betrieb zu gehen.Foto: Lutz Roeßler
Lübeck. Wie das manchmal so ist: Der Arbeitstag war lang, der Kühlschrank ist leer, die Lust zum Kochen gering. Manchmal muss da eben der Lieferdienst helfen. Dafür gibt es in Lübeck eine große Auswahl: Pizza, Nudeln, Burger – und jetzt auch Fischbrötchen.

Im Sommer lief der Fischbrötchen-Lieferservice von Fangfrisch im Testbetrieb. „Da wir in der Sommersaison so viel zu tun haben, dass unsere Crew ohnehin ausgelastet ist, hatten wir den Dienst nur unter der Woche und außerhalb der Stoßzeiten aktiviert“, teilt Geschäftsführer Tristan Wilcken auf Anfrage mit. Und das sei sehr gut angekommen. Im Oktober geht das Team in den regulären Betrieb – „als einziger Fischbrötchen-Lieferservice“, sagt Wilcken freudig.

Die größte Herausforderung sei die nahtlose digitale Einbindung ins Kassensystem gewesen, sodass die Aufträge in Echtzeit beim Team ankommen. Fangfrisch arbeitet mit Lieferando zusammen, die die Bestellungen an der Brötchenbude auf dem Drehbrückenplatz abholen und zum Kunden bringen.

„Natürlich verlangen die Lieferplattformen einen ordentlichen Anteil von 15 bis 30 Prozent. Dafür nehmen sie einem aber auch das Marketing, die Abwicklung und vor allem den aufwendigsten Part – das Liefern – ab“, sagt Wilcken.

„Für uns ist es ein Zusatzgeschäft, das gerade in kühleren Jahreszeiten attraktiv ist. Außerdem ist es vielleicht für viele auch eine Möglichkeit überhaupt an unsere Fischbrötchen zu kommen. Manche Menschen können vielleicht nicht mal eben zu uns spazieren, sind eingeschränkt oder krank und freuen sich, dass wir dann trotzdem für sie da sein dürfen.“

Dass Bestellungen saisonal variieren, hat auch Dominik Pokorny, Inhaber der Pizzeria Portofino beobachtet. „Wir sind ja ein klassisches Restaurant mit Sitzplätzen, hier machen wir den Hauptumsatz“, sagt er. Trotzdem sei die Nachfrage nach einem Lieferdienst da – nur eher im Winter.

Etwa von Oktober bis April werde der Lieferservice über Lieferando aktiviert. Es sei personell einfacher umsetzen, deren Lieferanten in Anspruch zu nehmen. Ein Nachteil: „Wir haben keinen Einfluss darauf, dass die Pizza warm und unbeschädigt ankommt.“ Wobei, zumindest kann Pokorny den Lieferradius bestimmen, sodass der Fahrer nicht allzu lang unterwegs ist.

Bedeutet auch: Je nachdem, von wo aus in Lübeck jemand Essen bestellt, variiert die Auswahl. Auf der Plattform Lieferando stehen für den Zustellungsort „Innenstadt Lübeck“ 132 Partner. Doch nicht alle liefern derzeit. Nach einer Zählung im September liefern 103 Standorte von Gastronomien, Schnellrestaurants, Bars und ähnlichen Betrieben, ausgenommen Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien und Weinhandel.

In St. Lorenz Süd stehen 104 Betriebe zur Verfügung, in St. Lorenz Nord 110, in St. Jürgen 49, in Buntekuh 83, in Moisling 63. Weniger Angebote stehen Menschen in Schlutup (39), Kücknitz (28) und Travemünde (18) zur Verfügung.

Vor allem die Pandemie habe nach Pokornys Beobachtung die Lust am Bestellen nachhaltig beeinflusst. „Viele Menschen haben sich ans Bestellen gewöhnt.“ Sind dadurch die Vor-Ort-Gastronomien in Gefahr?

„Man muss natürlich schon sagen, dass die klassischen Lieferdienste vor allem in der Pandemie die Gewinner waren“, sagt Lutz Frank, Vizepräsident und Vorsitzender der Fachgruppe „Gastronomie“ beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Schleswig-Holstein. Nach wie vor seien die Lieferdienste gefragt.

Aber: Dass diese Angebote die Gastronomien allmählich verdrängen, glaubt Frank nicht. „Das hat Corona auch gezeigt: Die Menschen wollen sich treffen.“ Das hat allerdings auch seinen Preis. „Natürlich ist das Luxus. Aber das Bedürfnis ist da, und ich glaube, dass es immer bleiben wird.“

Gerecht findet Frank, dass das Bundeskabinett die Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie auf den Weg gebracht hat: Die Umsatzsteuer für Speisen soll ab 2026 dauerhaft von 19 auf sieben Prozent reduziert werden. „Dafür hat der Dehoga jahrelang gekämpft.“ Für Lieferdienste galten die sieben Prozent schon vorher.

Bei den „klassischen Lieferdiensten“ sieht Frank in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit noch Luft nach oben. Auch Tristan Wilcken von Fangfrisch ist das wichtig. „Generell setzen wir schon auf nachhaltige Verpackungen aus zertifiziertem oder recyceltem Material“, sagt er. „Das Handling von Mehrwegverpackungen über Lieferando ist noch eine kleine Herausforderung, aber auch das bekommen wir sicher bald hin.“

Die meisten Bestellungen würden mit E-Bikes oder Elektroautos geliefert, sagt Wilcken. „Da haben die Lieferdienste schon einiges richtig gemacht.“ Doch auch er meint: „Es wäre schön, wenn das Thema Umwelt bei allen Lieferplattformen noch präsenter wäre.“ abf

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