Hinterlandanbindung: Für Petition fehlen nur noch wenige Unterschriften
Hoffnung auf Unterstützung aus Kiel: Bürgerinitiative hält Schienenersatzverkehr über Jahre für untragbar

Volker Claussen (links) und Volker Haverkamp am Bahnübergang Kaltenhöfer Straße in Bad Schwartau. Das Duo von der BI Kaltenhof kämpft gegen die Pläne zur Hinterlandanbindung der Bahn. Eine Petition auf Landesebene soll helfen.Foto: Sebastian Prey
Bad Schwartau. Der Countdown läuft. Am 1. Oktober endet die Frist für die geplante Petition auf Landesebene. Die Initiatoren der Bürgerinitiative Kaltenhof sind zuversichtlich, dass die notwendige Zahl von 2000 Unterzeichnern bis dahin erreicht wird. „Das sollte nun wirklich kein Problem sein. Wir werden die Zahl deutlich überschreiten“, sagt Volker Claussen von der BI.Auf der Internetseite der BI (www.bi-kaltenhof.de) sind die Zahlen, wie viele Unterschriften noch nötig sind, genau abrufbar – um die 60 fehlten am Freitag noch bis zum Erreichen des Quorums.

Dass der Zuspruch für die Petition so groß ist, kommt für die Initiatoren nicht unerwartet. Mit Plakaten und rund 2500 Flyern hat die BI eine Kampagne unter dem Titel „Deine 30 Sekunden für unseren Wald“ gestartet. Sprich die Beteiligung an der Petition mittels QR-Code dauert 30 Sekunden – im Gegenzug kann aber jede Menge Wald im Kuhholz gerettet werden.

„Die Planungen der Bahn treffen nicht nur Kaltenhof oder Bad Schwartau. Probleme bekommen auch die Stadt Lübeck, die Region Ostholstein und letztendlich das Land Schleswig-Holstein“, sagt BI-Sprecher Volker Haverkamp.

Nach den bislang bekannten Plänen der Bahn gehen in Bad Schwartau nicht nur um die elf Hektar Wald verloren. Lärm- und Erschütterungen werden durch den stark wachsenden Personen- und Güterverkehr (rund 300 Fahrten) mitten durch die Stadt stark zunehmen.

Ein weiterer Aspekt, der die Menschen beunruhigt, ist, dass der Ausbau der geplanten Bahnstrecke nicht mehr bei laufendem Betrieb stattfinden soll. Planungen der Bahn sehen vor, die Strecke von Lübeck nach Kiel und auch die Strecke nach Neustadt für mindestens vier Jahre komplett stillzulegen.

„Schienenersatzverkehr für über vier Jahre für bummelig 600 Leute je Fahrtrichtung nach und von Kiel pro Stunde einzurichten, ist doch komplett illusorisch. Ein Bus bietet Platz für 80 Fahrgäste“, sagt Haverkamp, der durch die Stilllegung ein Verkehrschaos befürchtet. Ferner warnt dieBI Kaltenhofvor schweren wirtschaftlichen Folgen für die ganze Region Ostholstein. „Wenn die Bäderorte nicht mehr erreicht sind, wird der Tourismus hart getroffen.“

Ob dieser Gemengelage sehen die BI-Vertreter die Landespolitik in der Pflicht zu intervenieren. „Bislang hat die Landespolitik immer nur die Hände gehoben und darauf verwiesen, dass der Bund dafür zuständig ist und der Bund verweist auf den Staatsvertrag und die Deutsche Bahn. Da wird doch Bürger-Pingpong gespielt. Für den Betrieb des ÖPNV ist das Land zuständig – und in der Verantwortung, wirtschaftlichen Schaden von der Region abzuwenden“, erklärt Haverkamp.

Damit sich die Landespolitik nicht mehr herausreden kann, hat die BI die Petition gestartet. „Es geht nicht darum, das Projekt zu verhindern, sondern die bestmögliche Lösung zu finden“, sagt Volker Claussen. Aus seiner Sicht wurden die ersten Fehler seitens des Landes schon vor vielen Jahren gemacht, als das Land ungeprüft der von der Bahn favorisierten Trassenführung zur Hinterlandanbindung gefolgt ist.

„Sie führt zu einer Teilung der Stadt Bad Schwartau, zerstört viel Wald und gefährdet durch Lärm die Gesundheit vieler Menschen“, sagt Haverkamp, der mit der BI für die Umsetzung der X-Trasse kämpft. „Dann kann alles fast so weiterlaufen wie bisher – ohne Schienenersatzverkehr.“

Dass die Bahn jüngst die Auslegung der Planfeststellungsunterlagen für den Bereich 1.1 Bad Schwartau kurzfristig ins Frühjahr 2026 vertagt hat, daran ist laut Haverkamp die BI nicht ganz unschuldig. „Man hat den Eindruck, dass vieles vor dem Auftreten unserer BI nicht klar, nicht untersucht, nicht hinterfragt wurde. Wir freuen uns über die Verzögerung und hoffen, dass diese auch tatsächlich bei der Bahn effektiv genutzt wird, um Fehler und Schwächen zu beheben.“ SEP
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