Doch das hat Folgen: Weil die Bürger nicht mehr wissen, wohin sie ihre Kleider bringen sollen, werden die Kleiderkammern überrannt. „Die Leute werfen die Säcke einfach vor die Tür“, sagt Monika Jakobowski. „Es sind schlimme Zustände.“ Der Inhalt wird händisch durchsortiert. Was noch getragen werden kann, kommt in die gut sortierten Regale der Kleiderkammer.
Berge an schlechter Kleidung
Doch die Berge an schlechter Kleidung wachsen. Dabei zeigt sich auch, dass immer mehr günstige Kleidung verkauft wird, die eine geringe Haltbarkeit hat. „Wir sind zeitweise ein Müllsortierbetrieb“, sagt Kerstin Siebrecht. „In zwei bis drei Wochen haben sich hier 200 Säcke angesammelt.“
Sie zu entsorgen, wird zunehmend zum Problem. „150 Euro zahlen wir pro Tonne Kleidung“, erzählt Bernd Bormann, der im Kreisverband aktiv ist und zusätzlich im Kleidershop in Lütjenburg vor Ort ist.
Die Säcke müssen auf die Recyclinghöfe gebracht werden – was neben der Entsorgung zusätzlich Geld für Personal und Fahrzeuge kostet. Durch den Wegfall der Container steigt die Angst, dass das Problem sich weiter verstärkt. Es bleibt nur der Appell an die Bürger, ihre unbrauchbare Kleidung selbst und nicht über die Kleiderkammern zu entsorgen.
Trotz aller Widrigkeiten: Niemand will aufgeben. „Das ist keine Option, es wäre eine Katastrophe, wenn wir unsere Abgabe einstellen würden“, sagt Kerstin Siebrecht. Auch Henning Meinecke gibt sich kämpferisch: „Jammern nützt nichts, dafür ist der Bedarf zu groß.“ Dreimal in der Woche ist die Kleiderkammer in Oldenburg geöffnet, bis zu 30 Kunden kommen pro Tag. Und: „Wir dürfen nicht vergessen, dass auch viel gute Kleidung hier ankommt“, sagt er.
Pullover, Hosen, T-Shirts oder auch Gardinen und Bettwäsche werden gegen eine kleine Spende abgegeben. Wer kein Geld hat, dem wird trotzdem geholfen. Das alles funktioniert nur dank ehrenamtlicher Hilfe. Alleine in Oldenburg sind 25 Kräfte im Einsatz, dazu kommen Dutzende weitere an den Standorten in Ahrensbök, Eutin, Lensahn, Bad Schwartau, Ratekau, Lütjenburg, Cismar, Heiligenhafen und Fehmarn.
Doch auch hier ist eine Grenze erreicht. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagt Henning Meinecke. Dabei hilft jede noch so kleine Zeitspende. „Es muss sich niemand jede Woche verpflichten, es hilft auch ab und an“, sagt der Geschäftsführer.