Wie nachhaltige Waldbewirtschaftung aussieht, hat Tybussek nun bei einem Waldspaziergang des Gemeinnützigen Bürgervereins Bad Schwartau erklärt. Gemeinsam mit Michael Thole vom Bürgerverein führte Tybussek rund 40 Interessierte durch den Riesebusch. Im Fokus der Begehung: Bereiche, in denen im Winter Holzeinschlag vorgenommen wurde. Knapp 540 Festmeter Holz wurde geerntet. Dabei sind viele starke Bäume laut Tybussek entnommen worden – unter anderem 50 Meter hohe und rund 130 Jahre alte Douglasien. „Holz von bester Qualität, das bis zu 280 Euro pro Festmeter gebracht hat“, berichtet der Revierförster, der insgesamt um die 120 Bäume hat fällen lassen. Was sich viel anhört, ist aber auf die gesamte Waldfläche von 27 Hektar eher gering – etwa fünf Bäume pro Hektar.
„Der Grundsatz für eine nachhaltige Waldwirtschaft lautet: Es wird nie mehr Holz entnommen als nachwächst“, sagt Tybussek, der in den letzten 25 Jahren seiner Tätigkeit allerdings mehr als nur einmal des Kahlschlags im Wald bezichtigt wurde. Dass der jüngste winterliche Eingriff behutsam erfolgt ist, davon konnte sich die Besuchergruppe überzeugen.
Den Wald für die nächsten
Generationen erhalten
Bereiche, in denen große Bäume gefällt wurden, sind nicht leicht auszumachen. Es wurden sogenannte Femellöcher geschaffen: Große Bäume mussten in bestimmten Bereichen weichen, damit durch die vorher von Kronen verdeckten Löcher mehr Licht auf die darunter wachsenden kleinen Bäume fällt.
Tybussek: „Die Verjüngung des Waldes ist wichtig, um den Bestand auch für die nächsten Generationen zu erhalten.“ Auf der gerodeten Fläche für die Ostküstenleitung wird es hingegen nie mehr Wald geben. Zum einen wurde die für die Energiewende benötigte Fläche längst als Wald entwidmet. Zudem wurde der Boden so geschädigt, dass dort kein Wald mehr wachsen kann.
Rund ein Jahr nach dem Kahlschlag zeichnet sich laut Tybussek bereits ab, dass die Folgen für Natur und Umwelt noch größer sein werden als die bestehende Schneisen. „Bäume, die nun frei am Rand ohne weiteren Schutz stehen, haben schon einen Sonnenbrand bekommen und werden da nicht dauerhaft überleben können. Sonne, Trockenheit und Wind werden dafür sorgen, dass nach und nach mehr des angrenzenden Waldes verschwindet“, prognostiziert Tybussek.
Die Landesforste sind aber weiter in der Verantwortung. Dem Stromnetzbetreiber Tennet wurden zwar die Flächen gegen eine Entschädigung überlassen, aber die Bewirtschaftung obliegt weiterhin den Landesforsten. Tybussek: „Wir sind dabei, ein Nutzungskonzept für die Zeit nach den Leitungsbauarbeiten zu entwickeln, um die Natur dort wieder aufzuwerten. Eine Möglichkeit wären Heideanpflanzungen.“
Bis es so weit ist, werden aber noch einige Monate ins Land gehen. Zunächst stehen in den Schneisen Bauarbeiten an. Für die Masten 23 bis 30 in diesem Abschnitt der Ostküstenleitung, die von Lübeck-Siems zum neuen Umspannwerk Lübeck-West in Pohnsdorf (Stockelsdorf) führt, werden derzeit die Arbeitsflächen vorbereitet, beziehungsweise mit der Gründung gestartet. Das Stocken der 52 Meter hohen Masten erfolgt noch bis Ende des Jahres. Tennet-Regionalkoordinator Sören Wendt: „Der Seilzug von Mast 23 bis 30 ist für Februar 2026 geplant.“ Die Fertigstellung der Leitung ist für Ende 2026 vorgesehen.