Knöllchenärger im Gewerbegebiet
Ordnungsamt schreibt Falschparker neuerdings regelmäßig auf – Die ersten Betriebe drohen mit Umzug.

Die Unternehmer Mike Knoke (links) und Max Brzeski haben schon etliche Knöllchen für ihre Kunden und Mitarbeiter bezahlt. Sie fordern gemeinsam mit anderen Gewerbetreibenden, zusätzliche Parkflächen in der Daimlerstraße zu schaffen.Fotos: Sebastian Prey
Stockelsdorf. Das neue Verkehrsschild am Straßenrand zu Beginn des Gewerbegebiets West in Stockelsdorf ist recht klein und unscheinbar. Doch das Halteverbot mit dem Zusatz „Parken in gekennzeichneten Flächen erlaubt“ sorgt für großen Ärger. Etliche Gewerbetreibende haben kein Verständnis für die Neuregelung – und schon gar nicht für die neuerdings restriktive Ahndung. Hintergrund sind Beschwerden von anderen Betrieben, die Schwierigkeiten beim Anlieferverkehr haben.Regelmäßig werden nun Mitarbeiter von dort ansässigen Firmen und auch Kunden, die auf der Daimlerstraße außerhalb der Parkbuchten ihr Fahrzeug abstellen, mit Knöllchen von der Gemeinde Stockelsdorf belegt. Rund ein Dutzend Tickets – je nach Verstoß zwischen 20 und 53 Euro – sind mittlerweile auf dem Schreibtisch von Mike Knoke gelandet.

„Das ist unzumutbar. 30 Jahre lang war es gängige Praxis, dass die Autos auch auf der Fahrbahn stehen durften“, sagt Knoke, der seit 1992 seinen Autohandel mit Werkstattbetrieb in der Daimlerstraße betreibt. „Das hat funktioniert und ist jetzt nicht mehr erlaubt. Viele meiner Kunden stellen am Abend ihre Autos auf der Straße ab, die wir am nächsten Tag reparieren.“

„Im Laufe der Jahre haben sich andere Betriebe mit anderen Bedürfnissen angesiedelt“, erklärt Stockelsdorfs Ordnungsamtsleiter Stefan Köhler. Entsprechend sei es durchaus angebracht, jahrelange Gepflogenheiten in dem Gewerbegebiet zu verändern. Er hat die Neuregelung genutzt, um auch den Schilderwald in dem Gewerbegebiet zu lichten. Das kleine neue Schild am Eingang zum Gewerbegebiet wurde aufgestellt und im Gegenzug knapp 20 Halteverbotsschilder abgebaut.

Nicht alle Knöllchen sind persönlich an Mike Knoke adressiert. „Um meine Kunden und Mitarbeiter nicht zu verärgern, habe ich auch die Tickets übernommen“, berichtet der Unternehmer. Knoke ist nicht der einzige, der beim Ordnungsamt der Gemeinde Stockelsdorf gegen die neue Praxis schriftlich interveniert hat. Rund zehn weitere Gewerbetreibende haben sich dem Protest von Knoke angeschlossen.

„Die Situation ist so nicht tragbar“, sagt auch Max Brzeski von Gerhardt & Partner. Der Auto- und Nutzfahrzeughändler hat ebenfalls schon Tickets für seine Kunden beglichen. Er stellt klar: „Wir sind auf unseren Standort in Stockelsdorf nicht angewiesen. Wenn wir etwas Besseres und Größeres finden, hauen wir hier ab.“

Der Parkärger in der Daimlerstraße hat bereits die politischen Gremien erreicht. CDU, FDP und UWG haben unlängst im Fachausschuss Umwelt, Planung, Bauen und öffentliche Sicherheit einen Eilantrag gestellt, die Zone für eingeschränktes Halteverbot im Gewerbegebiet West mit sofortiger Wirkung zurückzunehmen.

Dieser Antrag konnte allerdings nicht zur Abstimmung gestellt werden. Der Grund: Das Halten und Parken auf der Straße war bereits zuvor gänzlich verboten, wurde aber nie kontrolliert und geahndet. Ordnungsamtsleiter Stefan Köhler: „Mit der aktuellen Halteverbotszone wird zumindest das Halten für das Be- und Entladen gestattet. Die Neuregelung stellt also sogar eine geringfügige Verbesserung dar.“

Das Parken ist nur in den vorhandenen Parkbuchten zulässig. Mit der Regelung soll laut Ordnungsamt uneinsichtiges Parkverhalten und Dauerparken auf der Straßenfläche verhindert werden. Hintergrund dafür sind laut Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD) wiederum Beschwerden von Gewerbetreibenden, da es wegen der parkenden Autos auf der Straße Probleme beim Anlieferverkehr gegeben habe.

Um eine einvernehmliche Lösung zu finden, hat der Ausschuss ohne Gegenstimme die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, um weitere Parkflächen im Gewerbegebiet zu schaffen. Knoke: „Unser Vorschlag wäre, die neue Regelung etwas anzupassen und sogenannte Negativ-Flächen für parkende Fahrzeuge sechs Meter vor Ein- und Ausfahrten zu kennzeichnen.“

Ob diese Variante tatsächlich umsetzbar ist, wird nun geprüft. Für die Erstellung eines Konzepts durch einen externen Dienstleister stellte der Fachausschuss ein Budget von 25.000 Euro zur Verfügung. „Sobald Vorabstimmungen und Auswahlverfahren abgeschlossen sein werden, wird ein Planungsbüro den Auftrag erhalten, einen oder eventuell mehrere Konzeptentwürfe zu erstellen und diese anschließend dem Fachausschuss in öffentlicher Sitzung zu präsentieren. Bei günstigem Verlauf könnte dieses zu einem Sitzungstermin im November erfolgen“, teilt Bürgermeisterin Julia Samtleben mit.

Bis dahin will die Verwaltung Fahrzeuge, die nicht in den Parkbuchten stehen, weiter mit Knöllchen belegen. „Aktuell ist eine gewisse Entspannung der Lage vor Ort festzustellen“, sagt Ordnungsamtsleiter Köhler. „Erfreulicherweise mussten in den vergangenen Wochen kaum Verwarnungen wegen Falschparkens dort ausgesprochen werden.“ SEP

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