Naschis, Mettbrötchen und Klönschnack: Nostalgie im Kiosk
Olaf und Christiane Morr betreiben den Treffpunkt in Bad Schwartau seit acht Jahren.

Christiane und Olaf Morr betreiben in Bad Schwartau den Klönschnack-Kiosk. Fotos: Maike Wegner
Bad Schwartau. Klönschnack – der Name ist Programm. Wer am Bad Schwartauer Kiosk stoppt, kommt kaum ohne ein Gespräch aus. Dafür sorgen Christiane und Olaf Morr. Seit acht Jahren betreibt das Ehepaar aus Lübeck den Kiosk in der Lübecker Straße samt kleiner Kneipe. Wer hier öfter vorbeikommt, gehört schnell zur Klönschnack-Familie.

„Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft“, erzählt Olaf Morr. „Jeder hilft dem anderen und hat ein offenes Ohr.“ Wie die Hilfe aussieht, kann ganz unterschiedlich sein. Der eine hat mal bei einer Behörde gearbeitet und kann beim Ausfüllen von Formularen helfen. Ein anderer kennt sich mit Versicherungen aus. „Sogar bei einem Umzug haben wir mal mit angepackt“, erzählt Christiane Morr.

Als sie und ihr Mann den Kiosk vor acht Jahren übernommen haben, stand er gerade ein knappes halbes Jahr leer. „Wir haben einiges renoviert, alles ein bisschen heller gemacht“, erzählen die Betreiber. „Und ein Stück Wand rausgenommen.“ Doch die Maßnahme hatte keinesfalls optische Gründe – sie war vielmehr für eine Frau, die regelmäßig vorbeischaut und mit ihrem Rollstuhl sonst nicht in den Innenraum kommt.

Anfangs wurden auch halbe Brötchen verkauft, an Schüler, aber vor allem an Mitarbeiter der umliegenden Firmen. „Doch in der Coronazeit hat sich alles verändert, die Nachfrage war einfach nicht mehr da“, erzählt Olaf Morr. Jetzt gibt es Getränke, ein paar Zeitungen und Snacks.

Denn die Naschi-Tüte vom Kiosk kommt nie aus der Mode. „Und sie ist bei Groß und Klein beliebt“, erzählt Christiane Morr. Nicht nur Kinder lassen sich Schlümpfe, Schaum-Mäuse und Lakritze einpacken. „Auch Erwachsene finden das richtig super und holen sich zum Beispiel eine Tüte, wenn sie vom Essen im Sausack kommen.“ Das Restaurant liegt wenige Häuser weiter – und was würde nach einem herzhaften Abendbrot besser passen als eine bunte Tüte.

Und ganz nebenbei erfährt das Ehepaar immer wieder, was ihre Kunden so beschäftigt. Von Schülern, die Nervennahrung für ihre Prüfung brauchen. Von Kunden, die bald in den Urlaub fahren und den Morrs eine Postkarte schicken. Und von denen, die gerade Sorgen haben und ein offenes Ohr brauchen.

So eingeschworen die Gemeinschaft ist, jeder kann neu dazustoßen. „Hier wird jeder aufgenommen“, sagt Olaf Morr. „Dafür sorgen wir direkt mit einem Schnack.“ Es gibt private Knobelabende oder Skatrunden. „Einmal sind wir sogar mit einer Gruppe gemeinsam zum Hamburger Fischmarkt gefahren“, erzählt Christiane Morr. „Da blieb der Kiosk mal ein paar Stunden zu.“

Die zwischenmenschliche Ebene ist es auch, die dafür sorgt, dass die beiden Lübecker weitermachen. Denn finanziell lohnt sich der Kiosk schon lange nicht mehr. „Ich muss nebenbei arbeiten, damit wir klarkommen“, sagt Olaf Morr. Auch seine Frau war bis zu einem Unfall nebenbei in einem Supermarkt beschäftigt.

An eine Schließung hat er deshalb mehr als einmal gedacht – aber am Ende will er seine Kiosk-Familie nicht im Stich lassen. „Allerdings will der Eigentümer das Gebäude irgendwann abreißen“, erzählt Olaf Morr. Spätestens dann ist am gewohnten Standort wohl Schluss.

Der klassische Kiosk hat sich ohnehin gewandelt. In Malente hat letztes Jahr der Kiosk Violett aufgemacht. Statt kleiner Luke, durch die Getränke und Snacks gereicht werden, können die Kunden aber reinkommen. Das Ganze ist eher wie ein Mini-Supermarkt aufgebaut. In Grömitz wurde der Sky-Kiosk ins Leben gerufen, neben frischen Brötchen gibt es hier sogar Strandspielzeug. mwe



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