„Sogar, wenn man nichts zu essen dabei hat, sind sie da“, erzählt Schneider. „Das haben wir noch nie erlebt, und wir kommen seit fünf Jahren an die Lübecker Bucht.“ Der Strandbesuch endete in diesem Jahr allerdings schnell. „Bestimmt 50 Wespen waren über unserem Handtuch“, erzählt die zweifache Mutter.
Schnelle HilfeDie Urlaubsfreude lässt sich die Familie nicht nehmen. „Wir sind einfach an andere Orte gefahren, in Grömitz war es beispielsweise nicht so schlimm.“ Auch von Fehmarn hat sie Positives gehört.
Jörg Schepel will mit seinem Sohn jetzt ebenfalls lieber Tagesausflüge unternehmen. Der Siebenjährige wurde am Vortag am Strand von Niendorf von einer Wespe gestochen und ist seitdem in Angst.
Das Tier hatte sich unter sein T-Shirt verirrt und war dann in Panik gekommen. Was bleibt, ist eine große, rote Schwellung. „Der Strandkorbvermieter hat gleich geholfen“, erzählt der Vater. „Aber der Schreck bleibt trotzdem.“
Große NachfrageDass es in Timmendorfer Strand aktuell vor Wespen nur so wimmelt, spürt auch die Klindwort Apotheke. Seit gut einer Woche, mit dem Anstieg der Temperaturen, ist die Nachfrage nach entsprechenden Produkten stark gestiegen. „Tatsächlich kommen aktuell viel mehr Urlauber mit Wespenstichen zu uns als sonst“, sagt Henrike Wendroth, Leiterin der Timmendorfer Filiale. Oft sind die Urlauber beim Picknick am Strand von den Insekten gestochen worden.
Die allermeisten Fälle könne man aber gut behandeln. „Nur die Schwellung bleibt lange“, sagt die Apothekerin. Die Schmerzen bekomme man aber meist schnell in den Griff. Neben Sticks, die auf die Stichstelle gesetzt werden, setzt Wendroth vor allem auf antiallergische Gele und Allergietabletten. „Wer stark allergisch reagiert, ist aber meistens gut vorbereitet und hat ohnehin alles dabei“, sagt sie.
Ätherische ÖleEbenfalls sehr gefragt: kleine Töpfchen mit ätherischen Ölen. „Viele stellen sie auf den Kaffeetisch, um die Wespen fernzuhalten“, sagt Henrike Wendroth. „Das funktioniert tatsächlich gut.“ Die Duftstoffe werden von den Tieren als unangenehm empfunden, weil sie ihre Geruchsrezeptoren überlasten. Insbesondere Nelkenöl, Teebaumöl, Pfefferminzöl oder Zitronenöl können die Insekten daher wirksam vergraulen.
Warum die Tiere aktuell so stark auftreten, lässt sich nur mutmaßen. „Vermutlich aufgrund des milden Winters“, sagt Jörn Micheel, der als Wespen- und Hornissenberater tätig ist. Auch er hat festgestellt: „Es stimmt, derzeit ist es extrem.“
Wespen stechen nurDer Experte rät bei Begegnungen mit den Tieren zur Ruhe: „Keine ruckartigen Bewegungen und nicht nach den Wespen schlagen“, sagt er. Denn die Insekten stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Ist es passiert, gilt es, Ruhe zu bewahren. Neben Mitteln aus der Apotheke hat Jörn Micheel auch einen besonderen Tipp, der insbesondere wertvoll ist, wenn keine Apotheke in der Nähe ist. „Man sollte immer einen Teelöffel und ein Feuerzeug dabei haben, nimmt ja auch nicht viel Platz weg“, sagt er. Im Zweifel den Teelöffel erwärmen und auf die Einstichstelle drücken. Der Effekt: Das Gift besteht vor allem aus Eiweißstoffen, die ab einer Temperatur von 42 Grad zerfallen.